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Überläufer, Proteste, Befehlsverweigerung – Chaos in der ukrainischen Armee nimmt zu

Archivmeldung vom 22.04.2023

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.04.2023 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
(Symbolbild)
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Bild: Eigenes Werk /SB

Wegen schlechter Militärführung und Verachtung für die Untergebenen kommt es in der ukrainischen Armee immer wieder zu Beschwerden und Dienstverweigerung. Im Hinterland protestieren die Frauen der Frontsoldaten, und es werden immer wieder Überläufer auf die russische Seite gemeldet. Dies berichtet Wladislaw Sankin im Magazin "RT DE".

Weiter berichtet Sankin auf RT DE: "Der Chef der Wagner-Gruppe Jewgeni Prigoschin teilte am Samstag in einer an Wladimir Selenskij adressierten Ansprache von einer Meuterei im ukrainischen Frontabschnitt nahe Artjomowsk mit. "Sie schmeißen die Waffen hin und gehen weg", sagte er über ukrainische Soldaten und fügte hinzu: "Lassen Sie sie noch leben! Töten Sie nicht Tausende und Zehntausende Ukrainer mit ihren Händen!"

Eine Meuterei in der ukrainischen Armee? Die Aussagen des Wagner-Chefs kann und muss man natürlich mit Vorsicht genießen. Prigoschin hat sich zu einem selbständigen Akteur im russischen patriotischen militärnahen Umfeld entwickelt und kann seine eigene Agenda verfolgen. "Trollen" und "Kriegs-PR" beherrscht er gut.

Aber bislang hat Prigoschin seine zahlreiche Behauptungen und Forderungen stets mit Belegen und Fakten untermauert. Auch hat er entgegen der in großen Teilen der russischen "Kriegsgesellschaft" vorherrschenden Ansicht, die Ukraine sei endgültig am Verlieren, die Kampfstärke der ukrainischen Armee betont.

Belege für Prigoschins Fakten kommen nun von den ukrainischen Soldaten selbst. So beschwerten sich Soldaten der 129. Brigade der Territorialverteidigung aus Kriwoi Rog (der Heimatstadt Selenskijs) in einer Videobotschaft, dass sie ohne Unterstützung mit schweren Waffen, Artillerie, Aufklärung, Versorgung und Kommunikationsmitteln von ihren Kommandeuren an die vorderste Front geschickt worden waren. Dort waren sie unter starken russischen Beschuss geraten und hatten starke Verluste ohne ausreichende Evakuierungsmöglichkeit erlitten. Sie drücken ihr Misstrauen gegenüber ihrer Militärführung aus.

In Kriwoi Rog sammelten sich die Angehörigen der Soldaten vor der Einberufungsbehörde für Proteste und skandierten "Schande". Die Demonstranten entrollten ein Transparent, das den Leiter der Militärverwaltung von Kriwoi Rog, Alexander Wilkul, kritisierte. Darauf stand: "Verkauft alles und jeden für Geld. Adresse: Wilkul und Co". Gemeint waren Korruption und Bereicherung an Kampfmitteln – einer der Gründe für die schlechte Versorgung der Territorialverteidigung. Ähnliche Proteste hatte es vorher in den Städten Poltawa und Charkow gegeben.

Bild: Screenshot RT DE / Eigenes Werk

Die Territorialverteidigung ist für die ukrainischen Streitkräften mit ihren bis zu 200.000 Mobilisierten zu einer wahren Fundgrube für Kanonenfutter in den schwersten Militärabschnitten geworden. Der Vorteil: In diesen Einheiten, die zu Beginn der russischen Militäroperation im Eiltempo wie Pilze aus dem Boden als unterstützende Paramilitärs entstanden sind, dienen in der Regel die motivierteste Kämpfer. Auch deren Soldaten aus Kriwoi Rog schlossen ihre Beschwerde mit dem energischen Nazi-Schlachtruf "Ruhm der Ukraine! Ruhm den Helden!"

Diese Menschenressource scheint aber schon ausgeschöpft zu sein. Im ganzen Land veranstalten die Einberufungsbeamte auf Straßen und sonstigen öffentlichen Plätzen regelrechte Jagd auf Männer. Oft kommt es zu Handgreiflichkeiten und Verfolgungsjagden, wozu es zahlreiche Videobeweise im Netz gibt. Die Motivation schwankt und es tauchen wieder Meldungen über Übertritte der ukrainischen Soldaten auf die russische Seite.

So läuft laut dem Mitglied der Verwaltung des Gebiets Saporoschje Wladimir Rogow das ukrainische Militär im Frontabschnitt Saporoschje in großem Umfang zu Russland über. Er teilte RIA Nowosti mit:"Solche Fälle kommen in letzter Zeit besonders oft vor. Die Menschen wollen nicht länger für das Selenskij-Regime kämpfen."

Neulich hätten acht Armeeangehörige aus Saporoschje, die Teil der 110. Brigade der Territorialverteidigung der ukrainischen Armee waren, ihre Waffen niedergelegt und sich freiwillig ergeben, so Rogow. Kiew sei sich der prorussischen Ansichten der Bewohner im von der Ukraine kontrollierten Teil des Gebiets Saporoschje bewusst, fügte er hinzu. Daher werde das Militärpersonal aus den westlichen ukrainischen Regionen dorthin verlegt.

Während die Soldaten immer weniger bereit sind, für die Selenskij-Regierung zu sterben, fordert der stellvertretende Außenminister der Ukraine und Ex-Botschafter in Deutschland Andrei Melnyk die westlichen Verbündeten der Ukraine nun auf, für einen sicheren ukrainischen Sieg Kiews "noch in diesem Jahr" Waffenlieferungen mit einem Prozent ihres Bruttoinlandproduktes zu finanzieren. Er schrieb:

"Wir sind unseren Verbündeten für ihre militärische Hilfe dankbar. Aber: Sie ist nicht genug. Die Ukraine braucht zehnmal mehr, um die russische Aggression in diesem Jahr zu beenden. Daher fordern wir unsere Partner auf, alle künstlichen roten Linien zu überschreiten und ein Prozent des BIP für Waffen für die Ukraine aufzuwenden."

Quelle: RT DE

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