Chodorkowski: Ich freue mich über Putins Entscheidung
Archivmeldung vom 23.12.2013
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtDer Kreml-Gegner Michail Chodorkowski hat am Sonntag klar gemacht, dass er sich über Entscheidung des russischen Präsidenten Wladimir Putin, ihn zu begnadigen, freue. Vor Journalisten sagte er in Berlin, dass er Putin dankbar sei, obwohl dieser für seine jahrelange Haft verantwortlich war.
Um politische Macht wolle Chodorkowski nicht kämpfen. Auch auf einen Rechtsstreit um die Rückgabe seiner Ölfirma Yukos wolle er verzichten. "Aber ansonsten schließe ich gerichtliche Verfahren nicht aus", so Chodorkowski. Wo er in Zukunft leben werde, habe er noch nicht entschieden, nach Russland wolle er jedoch zunächst nicht zurückkehren. Am Sonntagmittag hatte Chodorkoski im Berliner Mauermuseum eine Pressekonferenz abgehalten, auf der er sich zu seinen Zukunftsplänen äußerte.
Chodorkowski will Politikern keine Ratschläge zum Umgang mit Putin geben
Der Kreml-Gegner Michail Chodorkowski will westlichen Politikern keine Ratschläge zum Umgang mit Russlands Präsident Wladimir Putin geben. Das sagte er am Sonntag bei einer Pressekonferenz im Mauermuseum in Berlin. Sie sollten lediglich im Kopf behalten, dass er nicht der letzte politische Gefangene in Russland sei. Er selbst wolle sich um die Menschen bemühen, die noch in Haft seien.
Chodorkowski äußerte darüber hinaus seinen Dank an die Menschen, die für ihn Anstrengungen geleistet haben - darunter der ehemaligen Außenminister Hans-Dietrich Genscher und Kanzlerin Merkel, sowie die Medien. Ihre Aufmerksamkeit bewahre die Hoffnung für viele andere Gefangene. Für die Zukunft habe er bisher keine Pläne gemacht, er werde sich darüber mit seinen Freunden beraten. Politisch wolle er nicht aktiv werden. "Der Kampf um die Macht, das ist nicht mein Ding."
Chodorkowski: Empfinde keinen Hass gegenüber Putin
Der freigelassene Kreml-Kritiker Michail Chodorkowski hat am Sonntag deutlich gemacht, dass er Russlands Präsident Wladimir Putin gegenüber keinen Hass und kein Rachebedürfnis empfindet. Bei einer Pressekonferenz im Berliner Mauermuseum, die unter großem Andrang der Medien stattfand, sagte er, dass er Putin eher "pragmatisch" gegenüberstehe, auch weil man seine Familie immer in Frieden gelassen habe.
Er hoffe nun, dass ein weiterer Prozess gegen ihn mit der Begnadigung vom Tisch sei. Für seine Zukunft habe er nur 36 Stunden nach seiner Freilassung noch keine konkreten Pläne gemacht, aus dem Geschäftsleben wolle er sich allerdings zurückziehen. Er sei finanziell abgesichert genug. Nun wolle er seine Schulden gegenüber denjenigen begleichen, die noch in Haft seien.
Grünen-Politikerin Beck dämpft Erwartungen an Chodorkowski
Die grüne Außenpolitikerin Marieluise Beck warnt vor zu hohen Erwartungen an ein neuerliches politisches Engagement des freigelassenen rusischen Regimekritikers Michail Chodorkowski. "Wer jetzt von ihm eine explizite Politik gegen Putin erwartet, der sollte wissen, dass Platon Lebedew und Alexej Pitschugin, seine Yukos-Geschäftspartner und Freunde, beide noch in Haft sind. Ihre Freilassung ist für ihn elementar", sagte Beck in einem Interview der "Welt" und ergänzte: "Und er weiß auch, dass Putin kaltblütig genug ist, sie als Geiseln zu nehmen."
Ausdrücklich kritisiert die Grüne die Verhältnisse in Russland: Putin sei "dabei der Schlussstein des Systems, der Pate quasi. Er hat dafür zu sorgen, dass alle ihren Teil bekommen, die Korruption ist inhärenter Teil dieses Systems", sagte sie. Und Beck erinnert daran, dass es Michail Chodorkowski gewesen sei, "der in der denkwürdigen Sitzung im Kreml Wladimir Putin darauf hinwies, dass die allgegenwärtige Korruption das Land von innen zersetzt".
Beck sprach sich für eine unmissverständliche Haltung des Westens gegenüber Moskau aus: "Dialog heißt immer auch Klarheit, auch in der kritischen Auseinandersetzung. Die Herren im Kreml sind keine politischen Sensibelchen, denen man nichts zumuten darf".
Die Grünenpolitikerin verwies in der "Welt" darauf, dass die russische Förderation aus freien Stücken dem Europarat beigetreten sei "und damit seinen Werten: also Gewaltenteilung, Rechtsstaat, Meinungsfreiheit und da hat sich Russland unter Putin leider nicht zum Besseren entwickelt, sondern befindet sich im Rückwärtsgang."
Quelle: dts Nachrichtenagentur