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Staatswissenschaftlerin zur Vorgeschichte des Ukraine-Krieges: "Russen und Ukrainer sind ein Volk!"

Archivmeldung vom 08.09.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.09.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Das Skulpturen-Ensemble "Bogen der Völkerfreundschaft" im Kreschtschatik-Park in Kiew, noch weitgehend im Originalzustand, am 17. April 2017
Das Skulpturen-Ensemble "Bogen der Völkerfreundschaft" im Kreschtschatik-Park in Kiew, noch weitgehend im Originalzustand, am 17. April 2017

Bild: Sputnik / Miroslav Rotar/RIA Nowosti

Während von ukrainischer Seite die Abgrenzungsbemühungen vom allem Russischen seit 2014 immer heftiger wurden, versucht Moskau bis heute, die ethnische Ebene aus dem Konflikt herauszuhalten. Eine neue Publikation widmet sich nun dem vermeintlichen Gegensatz zwischen Ukrainern und Russen. Dies berichtet das Magazin "RT DE".

Weiter berichtet RT DE: "Die Staatswissenschaftlerin Brigitte Queck aus Potsdam hat vor Kurzem angesichts des Krieges in der Ukraine eine gegenwartsorientierte Einführung in die komplizierte Beziehungsgeschichte von Russen und Ukrainern im Selbstverlag vorgelegt. Die Arbeit, die sich an ein allgemein interessiertes Publikum wendet, ist in 33 Abschnitte gegliedert und enthält einen über 50 Seiten langen Dokumentenanhang.

Inspiriert wurde die Verfasserin zum Schreiben offenbar von der Kinderfrage: "Bist Du für Russland oder für die Ukraine?", mit der sie ihre Schrift einleitet. Entstanden ist eine Broschüre im DIN-A4-Format von gut 140 Seiten Umfang, die als Einführung in die russisch-ukrainische Zeitgeschichte gelesen werden kann. Denn der Schwerpunkt der Darstellung liegt auf den postsowjetischen Jahrzehnten und dem 20. Jahrhundert. Die Geschichte beider Völker bis 1917 wird von der Autorin dagegen auf nur wenigen Seiten skizziert.

Überblicksdarstellung

Zur Anlage des Buches ist zu sagen, dass es sich nicht um eine wissenschaftliche Arbeit handelt, aber auch nicht um eine populärwissenschaftliche Darstellung. Auffallend ist die kleinteilige Gliederung des Textes. Die einzelnen Kapitel werden häufig durch Aufzählungen, Abbildungen und eingestreute Dokumente aufgelockert.

Der Leser muss sich also nicht durch lange Absätze und Fußnoten quälen. Und so tragen die Kapitel, die teilweise recht kurz ausfallen, eher den Charakter von Zusammenfassungen oder Übersichten, wie sie für "Entscheider" in Politik und Wirtschaft zusammengestellt werden. Bedauerlicherweise fehlt jedoch ein Verzeichnis weiterführender Literatur.

Dafür unterfüttert die Verfasserin ihre Darstellung und Interpretation mit einer Vielzahl von Internet-Belegen – die in einer elektronischen Ausgabe leicht abrufbar wären, doch anhand der vorliegenden gedruckten Fassung nur mühselig durch Abtippen aufgerufen werden können. Von Queck herangezogen werden offizielle Dokumente aus Moskauer und Kiewer Regierungsstellen, vorwiegend aber russische, ukrainische und westliche Publizistik sowie Meldungen der einschlägigen Nachrichtenagenturen. Die Verlinkungen zu den Belegstellen sind meist in blauer Schrift vom übrigen Text abgesetzt, wie man es von der Textverarbeitung her kennt.

Antifaschistische Perspektive

Schon der Titel der Schrift – "Russen und Ukrainer sind ein Volk! Sie haben nur einen Feind – den Faschismus" – macht den Standpunkt der Verfasserin deutlich. Dabei leugnet sie keineswegs die Existenz der Ukraine oder ihrer Bewohner, wie böswillige Publizisten heute gerne der Moskauer Führung unterstellen. Allerdings scheint Queck sich nicht ganz entschieden zu haben, ob es sich bei Russen und Ukrainern nun um ein einziges oder zwei eng verbundene Völker handelt. So macht Queck schon im Vorwort deutlich:

"Die Russen und Ukrainer haben eine gemeinsame Vergangenheit, in der sie viele Kämpfe bestanden haben.

Der erfolgreichste von allen aber war der Große Vaterländische Krieg, in dem das russische gemeinsam mit dem ukrainischen Volk und den anderen Völkern der Sowjetunion den Faschismus bezwungen haben."

In diesem Sinne geht es ihr einerseits darum, die "gemeinsamen geschichtlichen Wurzeln zwischen der Ukraine und Russland" aufzuzeigen. Andererseits versteht sie ihre Arbeit auch als "Anklage" gegen die "US/NATO – einschließlich Deutschland", die den "gegenwärtigen Krieg in der Ukraine wie auf dem Reißbrett geplant" hätten und ihn "jetzt offen gegen Russland" führten.

Queck schreibt von einem kommunistischen Standpunkt aus. Erste Anzeichen des Niedergangs in der Sowjetunion sieht sie bereits "mit dem Machtantritt Chrustschows", und den Zerfall der UdSSR benennt sie als "Konterrevolution". Ob man ihre Interpretation teilt oder nicht, die Verfasserin liefert eine detailreiche Schilderung für die Zeit ab 1991. Die Jahre bis 2014 – mit der "Orangen Revolution" 2004 als erstem Höhepunkt – begreift sie mit Recht als Vorbereitungsphase auf den schließlich erfolgten prowestlichen Regimewechsel. Schwerpunktmäßig beschäftigt sich Queck mit der Ökonomie der ehemaligen Sowjetrepublik, aber auch der ukrainischen Innen-, Außen- und Sicherheitspolitik. Ein besonderes Augenmerk legt die Verfasserin auf die intensive westliche Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Ukraine seit dem Ende der Sowjetunion.

Der Krieg in der Ukraine und seine Vorgeschichte

Wer sich mit den Jahren nach dem nationalistisch-nazistischen Putsch von 2014 und dem Krieg im Donbass beschäftigen will, findet hier beispielsweise die Texte des ersten und zweiten Minsker Abkommens, die von der Verfasserin kommentiert werden. Schließlich zeichnet Queck die letzten Wochen vor Beginn des Krieges in der Ukraine nach – die Sicherheitsforderungen, die Moskau an die Adresse von USA und NATO im Dezember 2021 gerichtet hatte oder den Auftritt Wladimir Selenskijs auf der Münchner Sicherheitskonferenz 2022. Die Verfasserin beschäftigt sich auch mit den vermeintlichen Kriegsverbrechen der russischen Seite wie beispielsweise dem Beschuss des Bahnhofs von Kramatorsk, dem Massaker von Butscha oder den Ereignissen in Mariupol, die mit dem Kampf gegen die faschistischen Asow-Einheiten im Asow-Stahlwerk verbunden sind.

Die Publikation, der zweifellos das große Engagement der Verfasserin anzumerken ist, stellt eine Mischung aus detaillierter Schilderung und Quellensammlung dar. Ihr Wert liegt in der Aktualität und darin, viele Dokumente wenigstens auszugsweise in gedruckter Form zu präsentieren, die sonst nur am Bildschirm recherchierbar sind. Wer sich mit der Vorgeschichte des gegenwärtigen Krieges in der Ukraine beschäftigen will und die Entwicklung der Ukraine aus einer erklärtermaßen nicht westlichen, antiimperialistischen Perspektive betrachten möchte, wird in der Arbeit von Queck reichlich Material – auch zum Nachschlagen – finden.

Queck, Brigitte: Russen und Ukrainer sind ein Volk! Sie haben nur einen Feind – den Faschismus. Menschheit steht am Scheideweg: Menschlichkeit oder Barbarei. Potsdam: Selbstverlag, 2022, 141 Seiten, Bestellungen: T/F/A: 0331 71 17 71 bzw. per E-Mail: [email protected]; 15,– € zuzüglich Versandkosten"

Quelle: RT DE

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