Syphilis-Skandal: Obama ordnet Untersuchung an
Archivmeldung vom 05.03.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittZwei offizielle Untersuchungen zu einer unpublizierten Studie aus den 40er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts haben begonnen. Amerikanische Wissenschaftler infizierten wissentlich gualtemaltekische Häftlinge und Soldaten mit Syphilis und Tripper.
Beide Untersuchungen wurden von Präsident Barack Obama angeordnet, nachdem die Studie durch Nachforschungen von Susan Reverby vom Wellesley College http://web.wellesley.edu bekannt geworden waren.
Die Wissenschaftlerin hatte entdeckt, dass John Cutler, ein Mitarbeiter des United States Public Health Service, http://www.usphs.gov
zwischen 1946 und 1948 Studien durchgeführt hatte. Er versuchte, die
Ansteckung der Männer über den Kontakt mit bereits infizierten
Prostituierten zu erreichen.
Vorsätzliche Ansteckung
Als sich nur wenige Männer auf diesem Weg ansteckten, versuchte Cutler sie mittels Impfungen in Harnröhre, durch Injektionen in die Haut oder den Kontakt der Vorhaut mit infektiösem Material zu infizieren. Rund 1.500 Menschen waren betroffen. Keiner wurde über das Ziel der Studie informiert oder um sein Einverständnis gefragt.
Amy Gutmann, die Rektorin der University of Pennsylvania http://www.upenn.edu und Vorsitzende der Presidential Commission for the Study of Bioethical Issues, http://www.bioethics.gov
erklärte, dass dieses Verhalten absolut falsch gewesen sei. Jetzt gehe
es darum, die Fakten zu ermitteln und zu veröffentlichen.
Ergebnisse bis zur Jahresmitte
Valerie Bonham, Geschäftsführerin der Kommission, stellte bis zur Jahresmitte eine vollständige Überprüfung in Aussicht. Gemeinsam mit ihren zwölf Kollegen habe sie bereits die 477 Schachteln an Archivmaterial und Dokumenten durchgesehen.
Die Studie werde sich auf vier große Fragen konzentrieren: Was ist
bei den Studien geschehen? Wie viel haben die amerikanische Regierung
und die offiziellen Stellen gewusst und wie sehr haben sie aktive
Unterstützung geleistet? Um welchen historischen Kontext handelt es sich
konkret? Wie würden die Studien durch die ethischen Standards und
Konventionen der damaligen Zeit beurteilt werden? Bonham betonte jedoch,
dass ihre Untersuchung nicht nach einer Entschuldigung oder
Rechtfertigung der Experimente suchen werde.
Schutz der Teilnehmer
Eine zweite Untersuchung steht laut NewScientist noch am Anfang. Hier geht es um zeitgenössische ethische Standards in der medizinischen Forschung. Gutmann wird einer Gruppe von 14 hoch angesehenen Experten vorsitzen. Die meisten sind amerikanische Staatsbürger, stammen aber ursprünglich aus so verschiedenen Ländern wie Uganda, Indien, Brasilien, Ägypten, Argentinien, Guatemala, China und Russland. Diese Bewertung finde, so Gutmann, zu einem entscheidenden Zeitpunkt statt. Die Richtlinien zum Schutz der Teilnehmer an Studien hätten nicht mit den rasanten medizinischen Entwicklungen Schritt gehalten.
Quelle: pressetext.redaktion Michaela Monschein