CIA vertuscht Verbindung zu al-Qaida mit neuem Iran-Dossier
Archivmeldung vom 14.11.2017
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie CIA hat am 1. November 470 000 Dokumente veröffentlicht, die die US-Spezialkräfte in Osama bin Ladens Bunker in Pakistan bei ihrem Tötungseinsatz am 1. Mai 2011 entdeckt hatten. Der Bericht wurde von der Nachrichtenagentur Associated Press und seine russische Version auf der Website von „Radio Free Europe“ unter dem Titel „Iran half al-Qaida im Krieg gegen USA“ veröffentlicht.
Die deutsche Ausgabe des russischen online Magazins "Sputnik"schreibt weiter: "In diesem Dossier gibt es unter anderem eine Bescheinigung auf 19 Seiten, die von einem der al-Qaida-Führer ausgestellt wurde. Ihr zufolge waren die Beziehungen zwischen den sunnitischen Dschihadisten und dem schiitischen Iran viel komplizierter als man denken könnte: Teheran soll einigen Anhängern bin Ladens Asyl gewährt haben, die nach der amerikanischen Intervention aus Afghanistan geflüchtet waren, sowie al-Qaida-Kämpfer mit Waffen und Geld versorgt und libanesische Hisbollah-Lager errichtet haben. Diese haben dafür angeblich US-Objekte in Saudi-Arabien und andern Ländern der Golfregion angegriffen.
Darüber hinaus wurde in dem Bericht erwähnt, dass es zwischen der al-Qaida und dem Iran auch Auseinandersetzungen gegeben habe. Irgendwann verlangte bin Laden vom geistlichen Führer des Irans, Ali Chamenei, Mitglieder seiner Familie freizulassen, die im Iran in Haft gehalten wurden, und ließ sogar einen iranischen Diplomaten kidnappen, um diesen gegen einen der Kommandeure freizupressen, die die Iraner festgenommen hatten.
Die Glaubwürdigkeit dieser Dokumente ruft jedoch Fragen hervor, denn die CIA hat keine Kopien dieser Papiere veröffentlicht.
Die von Sputnik befragten iranischen Experten sagten zu dieser Situation, dies sei ein neuer Versuch der CIA, ein neues Dossier gegen Teheran zu fabrizieren und dadurch ihre eigenen Verbrechen und die Verbindungen zur al-Qaida zu vertuschen. In diesem Zusammenhang erinnerten sie an die wahre Geschichte des Aufstiegs Osama bin Ladens und der Gründung seiner terroristischen Organisation.
Der Diplomat Seyyed Hadi Afghani, ehemaliger Mitarbeiter der iranischen Botschaft im Libanon, Experte für Nahost-Länder, sagte:
„In dieser Frage gibt es viele wichtige Aspekte und Faktoren, auf die man achten sollte. Erstens ist es merkwürdig, dass die CIA erst jetzt, viele Jahre später, diese Informationen veröffentlicht hat. Zweitens ist unklar, warum die CIA bisher nichts über die ‚Entstehung‘ Osama bin Ladens und seine Kontakte mit den USA geschrieben hatte. Das bedeutet, dass streng vertrauliche Informationen nur selektiv veröffentlicht werden (wenn man davon überhaupt sprechen kann, denn es gibt keine Fotos des Berichts eines al-Qaida-Mitstreiters mit Vorwürfen gegen den Iran) – und keine vollständigen und wahren Informationen.“
Dem Experten zufolge wimmelt es in dem Dossier von Widersprüchen. „Wenn die USA dadurch versuchen, die ganze Schuld dem Iran zu geben, wie können sie denn ihre eigenen direkten Verbindungen mit den al-Qaida-Terroristen erklären? Sogar hochrangige US-Politiker wie Hillary Clinton räumten ein, dass gerade die USA die Terroristen, nämlich die al-Qaida und den IS, gegründet haben“, so der Diplomat. „Der jetzige Präsident Donald Trump sagte während des Präsidentschaftswahlkampfes, Hillary Clinton und auch Barack Obama sollten für diese Verbrechen vor Gericht gestellt werden.“
„Und jetzt wagen diese Menschen es, dem Iran Verbrechen vorzuwerfen, die aus ihren eigenen Handlungen resultierten. Dabei ist aber der Iran eines der Opfer der Verbrechen, die von den Terroristen begangen wurden. Gerade der Iran musste eine große Last übernehmen, indem er gegen die Terroristen – egal ob von der al-Qaida oder dem IS – kämpfte“, so Seyyed Hadi Afghani weiter. „Wie kann man unter den Bedingungen, dass unsere ideologischen Prinzipien, die in unserer Verfassung verankert sind, der al-Qaida-Ideologie voll und ganz widersprechen, von irgendwelchen Abfindungen für unsere faktischen Feinde sprechen? Das ist nichts als Lüge, die ich hiermit dementiere.“
Der einzige relativ wahre Fakt „in diesem ganzen lügnerischen Zirkus der CIA“ sei, dass einige Personen tatsächlich Asyl im Iran bekommen haben, ergänzte der Diplomat.
Eine Gruppe von al-Qaida-Kämpfern und ihre Familienmitglieder seien an der Grenze zwischen dem Iran und Afghanistan blockiert worden, und Teheran habe den Frauen und Kindern aus dieser Gruppe die Möglichkeit gegeben, auf seinem Territorium zu bleiben. Dabei seien sie aber ständig überwacht worden. „Aber das waren die Frauen von al-Qaida-Kämpfern und nicht die Kämpfer selbst. Da gab es keinen einzigen Feldkommandeur“, versicherte Afghani. „Noch mehr als das: Einige Zeit später wurden diese Personen auf Antrag Saudi-Arabiens aus dem Iran ausgewiesen.“ Dies wurde nach seinen Worten darüber hinaus von den Behörden der Länder initiiert, deren Staatsbürger sie waren. „Der Iran hat nie jemanden auf seinem Territorium heimlich versteckt“, versicherte er.
Deshalb verfolge die CIA bei der Veröffentlichung dieser Dokumente viele Jahre später das einzige Ziel: den Iran und seine Verbündeten (vor allem die Hisbollah) zu verleumden, indem er der Verbrechen schuldig gemacht werde, die die Amerikaner, Saudi-Arabien und sogar Israel begangen haben, schlussfolgerte der Experte. „Das ist Teil der Strategie, die Donald Trump gegen uns einsetzt. Dieser Plan wurde vom Berater des US-Präsidenten, Jared Kushner persönlich, bei seinem geheimen Treffen mit Mohammed ibn Salman, der sich ja so intensiv darum bemühte, den saudischen Thron zu besetzen, vereinbart. Sie begannen einen politischen, psychologischen und Informationskrieg gegen den Iran. Wir werden schon sehen, ob diese Konfrontation zu einer physischen Auseinandersetzung wird, worauf die USA so stark hoffen.“
Der Politologe Ali Reza Rezahah vom Analytischen Zentrum des Geistigen Anführers des Irans findet seinerseits, dass die CIA dabei ganz banal finanzielle Interessen verfolge: Indem die Amerikaner den Iran als Schuldigen und „Terroristen“ darstellen, könnten sie ihr eigenes Vorgehen bei der Aneignung iranischer Aktiva, die sich inzwischen auf dem US-Territorium befinden, rechtfertigen.
„Diese Dokumente rufen viele Fragen hervor. Sie sind kaum glaubwürdig. In diesem Dossier gibt es viele Fakten, die anderen Fakten widersprechen. Da gibt es etliche Widersprüche. (…) Es sieht danach aus, dass die CIA weder über den Iran noch über seine Strategie, über seine Verbündeten und Feinde in der Region, noch über die al-Qaida etwas weiß“, betonte der Experte.
Mit der Veröffentlichung der Dokumente verfolgt Washington nach seiner Auffassung ein besonderes Ziel. „Trump zeigte sich noch während der Präsidentschaftswahlkampagne ganz offen als Feind des Irans. Und jetzt muss er um jeden Preis das umsetzen, was er damals sagte. Dieses Dossier ist einer von den Plänen seiner antiiranischen Strategie.“
„Außerdem verfolgen die USA ihre finanziellen Interessen – die iranischen Aktiva und das Eigentum, die noch vor der Islamischen Revolution in die Hände der amerikanischen Kapitalisten geraten waren. Die USA wollen das alles nicht zurückgeben. Und indem sie diese lügnerischen Vorwürfe veröffentlichen, suchen sie nach einem Vorwand, dies nicht zu tun.“
Es sei wichtig, zu wissen, dass die Ideologie der Islamischen Republik und die Ideologie der terroristischen al-Qaida zwei entgegengesetzte Begriffe seien, so Ali Reza Rezahah weiter. „Wir haben gar keine Berührungspunkte. Noch mehr als das: Die al-Qaida ist unser Feind, der Leiden und Morde in unser Land gebracht hat. ich darf erinnern, dass gerade ein Terrorist von dieser Organisation einen Anschlag im Imam-Reza-Komplex in Maschhad verübte und unschuldige Pilger, Frauen und Kinder tötete. Der Organisator dieses grausamen Verbrechens, Jousef Ramsi, wird jetzt in einem Gefängnis in den USA gehalten. Wenn wir jetzt die FBI-Website besuchen, werden wir sehen, dass ihm unter anderem der Mord an unschuldigen Menschen am Aschura-Tag im Iran vorgeworfen wird. Der Iran beantragte schon öfter die Auslieferung dieses Verbrechers.“
„Wir hatten und haben keine Kontakte mit der al-Qaida. Es kann zwischen uns und der al-Qaida keine Beziehungen geben, was die CIA behauptet. Wir befinden uns auf verschiedenen Seiten der Barrikade“, versicherte der Experte."
Quelle: Sputnik (Deutschland)