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Bundesentwicklungsminister: EU muss Flüchtlingslager auf Lesbos sofort in kleine Einheiten umbauen

Archivmeldung vom 07.04.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.04.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Einwanderer (Symbolbild)
Einwanderer (Symbolbild)

Bild: Eigenes Werk /OTT

Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) hat die EU zum sofortigen Umbau des Flüchtlingslagers auf Lesbos aufgerufen, um eine Corona-Katastrophe noch zu verhindern. "Die EU muss schnell handeln und als Erstes das Versprechen einlösen, die betroffenen Kinder zu evakuieren", sagte Müller im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ).

Aber das Problem sei nicht gelöst, wenn 1600 Kinder von Deutschland und anderen "willigen" EU-Staaten aufgenommen würden. "Deswegen muss die EU das Lager in kleinere Einheiten umbauen und auf die Standards des UN-Flüchtlingswerks bringen", verlangte Müller. "Bisher haben alle Appelle nicht gefruchtet. Hoffentlich wartet Brüssel nicht, bis es zur Katastrophe kommt."

Die Corona-Gefahr für Flüchtlinge sei auf den griechischen Inseln noch größer als anderswo, beklagte der CSU-Politiker. "Die vielleicht schlimmsten Zustände herrschen ausgerechnet mitten in Europa - im Flüchtlingslager auf Lesbos." Er habe das Camp selbst besucht und gesehen, wie 20.000 Menschen in einem Lager, das für 3000 Menschen geplant war, auf engstem Raum zusammengepfercht leben, erklärte der Minister. "Es ist eine Schande! Solche Zustände gibt es in keinem Flüchtlingscamp in Afrika."

Auch Flüchtlinge in den syrischen Nachbarländern seien in größter Gefahr, ergänzte Müller mit Blick auf den Weltgesundheitstag an diesem Dienstag. "Dort ist kaum medizinische Hilfe vorhanden." Der Libanon, der 1,5 Millionen syrische Flüchtlinge aufgenommen habe, stehe vor dem Staatsbankrott. "Viele Menschen trauen sich aus Angst vor Stigmatisierung nicht in die Krankenhäuser, die ohnehin überlastetet sind. Und Maßnahmen wie Abstandhalten oder Händewaschen sind für Millionen Menschen in überfüllten Flüchtlingslagern ohne Wasserversorgung schlicht nicht möglich."

In Afrika werde die Pandemie verheerende Schäden anrichten, wenn der Westen nicht sofort helfe, warnte der Entwicklungsminister. Es stehe zu befürchten, "dass unter der Pandemie nicht nur die Gesundheitssysteme, sondern ganze Staaten zusammenbrechen", warnte Müller. "Die Folgen wären katastrophal: Hungersnöte, Unruhen bis hin zum Bürgerkrieg und Flüchtlingswellen. Ein Scheitern in Entwicklungsländern wird uns am Ende auch in Europa einholen." Wegen der Reisebeschränkungen und Kontaktsperren würden globale Lieferketten schon jetzt zusammenbrechen, etwa bei Textilien, aber auch bei Nahrungsmitteln. "Die Folge sind Millionen Arbeitslose - ohne soziale Grundsicherung oder Kurzarbeit", sagte Müller in der "NOZ". 20 Millionen Arbeitsplätze könnten verloren gehen. Millionen Wanderarbeiter und Tagelöhner könnten auch nicht einfach zu Hause bleiben. "Sie leben von der Hand in den Mund. Sie müssen rausgehen, sonst drohen sie zu verhungern. Genau das müssen wir verhindern."

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)


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