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Poroschenko: „Russlands Kohle ist schädlich, sein Gas ekelhaft und Atom miserabel“

Archivmeldung vom 23.06.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.06.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Kohle
Kohle

Foto: Decumanus
Lizenz: GFDL
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko hat den USA versprochen, Anthrazit in Pennsylvania, Flüssiggas in Louisiana und nukleare Brennstoffe bei Westinghouse zu kaufen. Was Kiew damit bezwecken will, schreibt das Portal Swobodnaja Pressa.

Weiter schreibt das Magazin Sputnik: „Kohle aus Pennsylvania für Kraftwerke in der Ukraine und Flüssiggas aus Louisiana für ukrainische Gasversorgungssysteme“, sagte Poroschenko am Dienstag beim Treffen mit US-Präsident Donald Trump zu möglichen Lieferungen an die Ukraine.

Es sei auch der Import von US-Kraftstoffen und anderen Bestandteilen für die Bedürfnisse der Atomenergie des Landes besprochen worden. Wie das Portal schreibt, bekam Kiew nach der Erklärung einer völligen Wirtschaftsblockade des Donezkbeckens ernsthafte Probleme im Energiebereich wegen des Mangels an Anthrazit, der vorwiegend in den selbsternannten Volksrepubliken Lugansk und Donezk gewonnen wird. Mit dieser Kohlesorte werden sechs von 15 ukrainischen Wärmekraftwerken, darunter Tripoljskaja, versorgt, heißt es.

Im Februar 2017 musste die ukrainische Regierung den Notstand im Energiebereich wegen dieses Anthrazit-Mangels ausrufen, der seitdem fünfmal verlängert wurde. Nun laufen die ukrainischen Kraftwerke mit voller Belastung, was Experten zufolge zu ihrer Abnutzung führt. Doch der ukrainische Energie- und Kohleminister Igor Nassalik machte Ende Mai eine optimistische Verkündigung und sagte, dass das Land bereits zum Jahr 2019 komplett auf Anthrazit verzichten wolle. Dies soll dank einer Reform der Kohleindustrie und Lieferungen aus dem Ausland erreicht werden.

Doch für eine völlige Umwandlung des Energiesystems der Ukraine seien einige Jahre und Hunderte Millionen Dollar erforderlich, die Kiew nicht habe, heißt es im Artikel.

Nach ukrainischen Angaben wird Kohle vorwiegend aus Russland importiert und lag vom 1. Januar bis zum 31. März 2017 bei 61,59 Prozent. Der Rest komme aus den USA, Kanada und anderen Ländern, der wegen der schwierigen Logistik wesentlich teurer sei. Für die Lieferungen von flüssigen Rohstoffen seien spezielle Flüssiggas-Hubs nötig, die die Ukraine nicht habe. Nach dem Verzicht auf Gazprom-Lieferungen kaufe die Ukraine nun weiter den russischen Rohstoff, jedoch via Reverse-Verfahren bei europäischen Lieferanten, was einige Dutzend Dollar pro 1000 Kubikmeter teurer sei.

Was die nuklearen Rohstoffe betrifft, hat die Ukraine laut dem Portal nach einer langen Pause erneut begonnen, sich von der US-Firma Westinghouse damit versorgen zu lassen. Die Ukraine habe 2016 nukleare Rohstoffe für 548,8 Millionen Dollar gekauft, davon seien 387,7 Millionen Dollar auf die russische Firma TWEL sowie 162,3 Millionen Dollar auf Schweden entfallen. Ende 2016 sagte Nassalik dem Portal zufolge, dass die Ukraine bereit sei, komplett zu den Rohstoffen von Westinghouse zu wechseln.

Der Direktor der Energieprogramme des Zentrums für Weltwirtschaft und internationale Beziehungen der Ukraine, Walentin Semljanski meint, dass sich die ukrainischen Behörden bei ihren Gesprächen über die Kooperation mit den USA nur nach der politischen Zweckmäßigkeit und nicht nach wirtschaftlichen Aspekten bzw. der Sicherheit richteten. „Die Kohlelieferungen aus den USA können die russische Kohle derzeit nicht völlig ersetzen. Das Problem liegt woanders – es ist ein Rückgang der ukrainischen Wirtschaft und des Verbrauchs der Energieträger zu erkennen. Die wirtschaftlichen Probleme im Land beeinflussen die Situation in der Energie mehr als die Lieferquellen“.

„Die Amerikaner versuchen aktiv, in den europäischen Flüssiggasmarkt einzusteigen“, so der Experte. „Der Preis wird sich von jenen Angeboten unterscheiden, die es auf dem europäischen Markt gibt. Er wird vergleichbar, vielleicht sogar höher sein. Die Ukraine hat keinen eigenen Hub. Das nächste Terminal befindet sich im polnischen Swinemünde, oder in Spanien bzw. Portugal“.

„Niemand wird von der Mittelmeerküste Gas in die Ukraine pumpen. Deswegen wird es sich technisch um russisches Gas handeln, das in den Verträgen als US-Flüssiggas stehen wird“. Die Pläne zum Bau des Flüssiggasterminals im Gebiet Odessa seien aus wirtschaftlicher Sicht nicht gerechtfertigt. „Es wurde geplant, dass der Lieferumfang fünf Milliarden Kubikmeter pro Jahr ausmachen wird. Doch derzeit verbraucht die gesamte Industrie neun Milliarden. Das wird sich einfach nicht rechnen“.

Falls man die Politik zur Seite schiebt und nur über wirtschaftliche Gründe solcher Operationen spricht, ist laut dem Experten nicht sicher, dass alles, worüber Präsident Poroschenko sprach, gewinnbringend ist. Wären die politischen Auseinandersetzungen zwischen Kiew, Moskau und dem Donezbecken geregelt worden, hätten sich alle Energieprobleme der Ukraine selbst gelöst, ist Semljanski überzeugt.

Laut dem Energieexperten Sergej Prawossudow können die ukrainischen Energie-Experimente schwere Folgen nach sich ziehen. Kiew bezeichnet dem Portal zufolge die Kohle aus dem Donezbecken als politisch schädlich, weshalb es bereit sei, sie woanders und zu jedem Preis zu kaufen. „Das ist ihre Sache. Wenn sie bereit sind, mehr zu zahlen, kann ihnen das niemand verbieten“, kommentiert der Experte.

Wie das Portal ferner schreibt, kauft auch Polen teureres Flüssiggas als Gazprom-Gas. Damit meine Warschau, dass es seine Energieunabhängigkeit sichere.

„Der US-amerikanische nukleare Kraftstoff eignet sich nicht unbedingt für die Atomkraftwerke, die bereits in der Sowjetunion mit anderen Technologien gebaut wurden. Die Reaktoren müssen umgebaut, modernisiert werden, die Ukraine hat kein Geld dafür“, so Prawossudow.

Jetzt versuchen die Ukrainer mit diesem Kernbrennstoff zu experimentieren, heißt es. Zudem kommen ständig Berichte über die Wartung von Reaktorblöcken. Sie seien alt und wegen des Energiedefizits belastet. Unter diesen Bedingungen sei es nicht vernünftig, Experimente mit Kernbrennstoffen durchzuführen. Wie das Portal anmerkt, befindet sich das AKW Tschernobyl in der Ukraine. Die Nutzung eines ungeeigneten Kernbrennstoffs könne zu einer gefährlichen Situation führen.

Doch die ukrainischen Behörden lassen sich nicht entmutigen. Das könne damit verbunden sein, dass sie nicht das ganze Leben in diesem Land leben und nach dem Ende ihrer Regierung irgendwohin fahren wollen – und deswegen keine Angst haben, vermutet das Portal.

Das Portal „Swobodnaja Pressea“ schreibt, dass es der ukrainischen Energiewirtschaft in der Tat nicht besonders gut gehe. Man könne alle möglichen politischen Verkündigungen machen, doch das beeinflusse kaum die Realität."

Quelle: Sputnik (Deutschland)

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