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Putsch, Sträflinge und Folter: Wer ist die Gruppe Wagner?

Archivmeldung vom 27.06.2023

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.06.2023 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Bild: Wikimedia Commons/government.ru/CC BY 4.0 Wikimedia Commons/Federico Zangarini/CC BY-SA 4.0  / AUF1 / Eigenes Werk
Bild: Wikimedia Commons/government.ru/CC BY 4.0 Wikimedia Commons/Federico Zangarini/CC BY-SA 4.0 / AUF1 / Eigenes Werk

Die Gruppe Wagner ist eine russische paramilitärische Organisation. Bekannt wurde sie durch ihren Aufstand gegen Putin und ihr brutales Vorgehen im Ukrainekrieg. Doch wer steckt hinter der Söldnertruppe und was will sie? Dies berichtet das Portal "AUF1.info".

Weiter berichtet das Portal: "Die Einheiten der Gruppe Wagner sind nicht dem russischen Staat unterstellt und operieren in verdeckten Operationen. Im Ukraine-Krieg kämpften sie gemeinsam mit dem regulären russischen Heer. Doch sie vertraten auch in Asien und Afrika die Interessen des Kreml. Bisher.

Seit einigen Monaten versucht der russische Staat zunehmend Macht über die Privatarmee zu gewinnen. Vermutlich mit ein Grund für den inszenierten Aufstand. Mit den Ende des Putsches dürfte nun auch das Ende der Gruppe Wagner in dieser Form eingeleitet werden.

Eine illegale Organisation für verdeckte Operationen

Die Gründung der Gruppe Wagner geht zurück auf einen Vortrag am St. Petersburger Wirtschaftsforum 2010. Eeben Barlow, ein ehemaliger südafrikanischer Offizier, sprach dabei über den Wert privater Militärdienstleister. Barlow hatte selbst das Söldnerunternehmen „Executive Outcomes“ gegründet.

Private Söldnereinheiten hätten, so die Idee, dabei den Vorteil, dass sie heimlich operieren könnten. Die Verantwortung für ihr Handeln würde zudem nicht auf den Staat zurückfallen. Wie etwa im Falle von Folter. Der Gruppe Wagner werden diesbezüglich zahlreiche Kriegsverbrechen vorgeworfen, auch brutale Hinrichtungen und Gewalt gegen Zivilisten. Offiziell sind private Militärfirmen in Russland verboten. Seit dem Einsatz von Wagner-Einheiten im Syrienkrieg bemühte sich Russland jedoch, die Gruppe zu legalisieren.

2013 wurden die Gruppe Wagner dann vom Oligarchen Jewgeni Prigoschin gegründet. Und zwar kurz vor dem Krieg im Donbas. Prigoschin gilt als Gefolgsmann Putins. Er betreibt ein Restaurant im russischen Parlament. Westliche Medien bezeichneten ihn deshalb als „Putins Koch“.  

Wagner-Gründer: Krimineller, Oligarch und Propagandist

Prigoschin war in der Sowjetunion mehrfach wegen zahlreicher Delikte inhaftiert worden. Darunter wegen Diebstahls sowie eines Raubüberfalls. Insgesamt saß er mehr als neun Jahre in Haft.

Es ist unklar, wie Prigoschin und Putin in Kontakt kamen. Obwohl eines seiner Großunternehmen finanziell scheiterte, erhielt er ab 2003 vermehrt Staatsaufträge. Investigative Journalisten sprechen von mehreren hundert Millionen Euro.

Prigoschin kontrolliert zudem mehrere russische Medien. Er galt in der Vergangenheit als Vertrauensmanns Putins. Auch im Netz. So hatte der Unternehmer die Gründung und Leitung der „Trollfabrik“ IRA bekanntgegeben. Diese hätte die Aufgabe, Desinformationen, Propaganda und Diffamierungskampagnen im digitalen Raum voranzutreiben.  

Die amerikanische Sicherheitsbehörde FBI hat mehrere Sanktionen über Prigoschin verhängt. Einige seiner Konten wurden gesperrt. Zudem gab’ das FBI bekannt, es würde demjenigen 250.000 Dollar bieten, der maßgeblich zur Verhaftung Prigoschins beitragen könnte. Ihm wird vorgeworfen, er habe eine „Verschwörung gegen die Vereinigten Staaten“ geleitet.

Einsatz am Rande der Illegalität

Die Gruppe Wagner ist eng mit dem russischen Staat verknüpft. So stammt ein Großteil der Ausrüstung direkt aus dem russischen Militär. Auch die Logistik wird von der Armee gestellt. Die Einheiten werden jedoch zur hybriden Kriegsführung eingesetzt. Also im Grenzbereich des Legalen. Darunter fallen beispielsweise verdeckte Operationen.

Der Name der Gruppe stammt von Dmitri Utkin, neben Prigoschin einer der zentralen Akteuren der Gruppe Wagner. Der ehemalige Elitesoldat der Speznas trägt den Kampfnamen „Wagner“. Angeblich in Anlehnung an den deutschen Komponisten Richard Wagner. 

Die militärische Ausbildung bei der Schattenarmee dauert rund zwei Monate. Auch bei der Rekrutierung der Kämpfer unterscheidet sich die Gruppe vom regulären Heer. 2014 umfasste sie nur 250 Personen. Die meisten davon waren ehemalige Soldaten. Mittlerweile rechnen US-Geheimdienste mit mehr als 50.000 Personen. Ein Großteil der Männer stammt nun direkt aus den Strafanstalten.

Afrikanische Vergewaltiger: Ein „Strafbataillon“ für Kriminelle

So tauchte auch während des Ukrainekrieges ein Video auf, das Prigoschin in einem russischen Gefängnis zeigt. Dort verspricht er denjenigen, die sich für den Kriegseinsatz entscheiden, eine Begnadigung. Dafür müssten sie jedoch sechs Monate an der Front überleben. Der versprochene Sold beträgt umgerechnet etwa 1.600 Euro und ist damit sehr hoch gerade für russische Verhältnisse.

Doch auch in Afrika werden ausländische Kriminelle angeworben. Ebenfalls direkt aus dem Gefängnis. So etwa Rebellen in Zentralafrika, die beispielsweise wegen Mordes und Vergewaltigung in Haft saßen. Veteranen der Gruppe Wagner kritisieren dieses Vorgehen, sprechen von einem „Strafbataillon“ und „Kanonenfutter“. Auch der Vorwurf, der Einsatz von Söldnern diene dazu, keine Zahlungen an Hinterbliebene leisten zu müssen, wurde immer wieder laut.

Nach dem Putsch: Das Ende von Wagner?

Nach dem inszenierten Putsch, bei dem die Gruppe Wagner nahezu ungehindert auf Moskau zumarschierte, dürfte nun das Ende von Wagner beschlossene Sache sein. Dass weder Prigoschin noch die Söldner Strafverfahren zu erwarten haben, zeigt, welche Wirkung die Aktion im Kreml hinterlassen haben dürfte.

Wie genau die Zukunft der Söldnerorganisation aussieht, scheint derzeit noch offen. Mehrere Optionen sind denkbar. So etwa die Eingliederung der Kämpfer ins offizielle Militär, der Abzug nach Afrika oder die Demobilisierung der Truppe. Diese Variante dürfte jedoch auch innenpolitisch Sprengstoff bergen und ein reales Sicherheitsrisiko darstellen."

Quelle: AUF1.info

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