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Führende Ökonomen fürchten nach Trump-Sieg Nachteile für Europa

Archivmeldung vom 09.11.2016

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.11.2016 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Donald Trump (2015)
Donald Trump (2015)

Foto: Michael Vadon
Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Führende Ökonomen aus Deutschland reagieren erschrocken auf den Sieg des Immobilienmoguls Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl. Dennis Snower, der Präsident des Instituts für Weltwirtschaft Kiel (IfW), warnt, dass Trumps Sieg weltweit und vor allem in den USA Wohlstand vernichten wird: "In Zeiten wachsender globaler Unsicherheit ist Trumps Wahlsieg ein weiterer, großer destabilisierender Faktor" sagte Snower der "Welt".

"Vor allem in ökonomischen Fragen hat Trump längst überwunden geglaubte Handelsbarrieren als neue Ideen für amerikanischen Wohlstand verkauft. Das Gegenteil wird passieren, wenn Trump seine Ankündigung von Zöllen, unbezahlbaren Subventionen und einem abgeschotteten Binnenmarkt wahr macht. Amerika wird ärmer werden, der weltweite Wohlstand durch weniger Handel zurückgehen." Entscheidend sei, ob Trump es schaffen werde, seine Ankündigungen auch umzusetzen, sagte Snower.

"Viele seiner Aussagen im Wahlkampf waren Kampfansagen an Grundprinzipien der globalen Ordnung, den Freihandel und die offene Gesellschaft. Die spannende Frage wird nun, wie viele dieser Aussagen er in praktische Politik umsetzen will und kann." Michael Hüther, der Direktor des Instituts der Deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln), erwartet nicht, dass wirtschaftlich benachteiligte Bevölkerungsgruppen von Trumps Wirtschaftspolitik profitieren werden: "Innenpolitisch steht Trump vor der Herausforderungen, die trotz wirtschaftlicher Erholung und starkem Beschäftigungsaufbau in der Obama-Ära immer stärkere regionale und soziale Spaltung zu überwinden.

Seine kruden wirtschaftspolitischen Vorschläge lassen dafür nichts erwarten. Hier wird er aber liefern müssen, um die Enttäuschung der Enttäuschten und die Angst der Verängstigten nicht noch weiter zu treiben." Für die internationale Wirtschaftspolitik der USA sieht Hüther schwarz: "Die politische Agenda lässt unberechenbare diplomatische Konflikte statt Kooperation realistisch erscheinen", sagte Hüther der Zeitung.

"Die Weltordnung, sofern man überhaupt noch davon sprechen kann, steht vor dem Risiko einer unabsehbaren Instabilität. Deutschland muss selbstbewusst seinen Weg gehen und Europa muss umso mehr zu einer gemeinsamen Linie finden. Das ist nun wirklich ohne jede attraktive Alternative", mahnt der Ökonom. Der Spitzenökonom Thomas Straubhaar rechnet mit schwerwiegenden Folgen des Wahlsiegs für die internationalen Partner der USA, insbesondere für das künftige Verhältnis zwischen den Europa und den Vereinigten Staaten.

"Wer so, wie der neue Präsident mit seinem politischen Gegner umgeht, wird nicht die geringsten Skrupel haben, seine nationalen Interessen gegenüber Europa oder der übrigen Welt rücksichtslos durchzusetzen", sagte der ehemalige Präsident des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts der Zeitung. "Das ist die Botschaft Amerikas, die in der Weltwirtschaft hängenbleibt. Sie muss gerade die europäischen Verbündeten der USA erschrecken."

Dort wo die USA sich außenpolitisch engagiere, werde sie kaum konstruktiv agieren, prophezeit Straubhaar. "Angesichts der inneren Zerrissenheit sind Kompromisse oder gar Kooperation nicht zu erwarten. Eher Blockaden und Konflikte." Europa und Deutschland könnten bei der Lösung ihrer Probleme nicht mehr auf die Unterstützung Amerikas setzen.

"Kurzfristige nationale Interessen werden langfristige globale Strategien dominieren. Protektionismus wird vor Freihandel kommen. Keine gute Nachricht für die Welthandelsorganisation, die internationale Arbeitsteilung, eine globale Migrationspolitik und die Handlungsspielräume kleiner Volkswirtschaften, die gegen die Macht der Stärkeren auf verlorenem Posten stehen."

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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