Hunger bekämpfen? Dann Schluss mit den Sanktionen gegen russisches Getreide und Düngemittel
Archivmeldung vom 01.08.2023
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.08.2023 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićWährend das Getreideabkommen in Kraft war, gingen 75 Prozent der ukrainischen Getreideexporte nach Europa, China und in die Türkei. Arme Länder erhielten lediglich zwischen 2,5 Prozent und drei Prozent der Lieferungen. Die Angriffe auf Russland sind nicht gerechtfertigt. Dies berichtet Lawrence Freeman im Magazin "RT DE".
Weiter berichtet Freeman auf RT DE: "In einem Artikel mit dem Titel "Russland schickt kostenloses Getreide an bedürftige afrikanische Länder" – Auszüge daraus weiter unten – entlarvt das EIR-Magazin auf nützliche Weise das falsche Narrativ, mit dem Russland wegen der weltweiten Nahrungsmittelknappheit angegriffen wird. Die folgenden Konzepte sollten allen bewusst sein, denen die Beseitigung von Hunger in Afrika und anderen Teilen der Welt wirklich am Herzen liegt.
Erstens verursacht Russland durch die Aufkündigung des Getreideabkommens nicht die weltweite Nahrungsmittelknappheit. Laut EIR wurde nur ein winziger Teil des ukrainischen Weizens tatsächlich in jene armen Länder exportiert, deren Bevölkerungen unter schwerer Ernährungsunsicherheit leiden. Zweitens ist Russland der weltweit führende Exporteur von Weizen und Komponenten für Düngemittel. Vielmehr haben die Sanktionen gegen Russland allen Ländern geschadet, die Lebensmittel importieren müssen. Eine Aufhebung der Sanktionen gegen Russland würde dazu beitragen, die Nahrungsmittelknappheit umgehend zu lindern. Der Westen hat sich dagegen niemals an seinen Teil der Vereinbarungen dieses Abkommens gehalten, das nämlich auch eine Lockerung der Sanktionen gegen Russlands Export von Getreide und Düngemittel vorsah.
Am wichtigsten ist jedoch, dass es gar keinen objektiven Grund für die Ernährungsunsicherheit irgendeines Volkes irgendeiner Nation auf diesem Planeten gibt. Dies bringt uns zum Kern des Problems der Ernährungsunsicherheit. Kümmert sich der Westen wirklich um die globale Nahrungsmittelknappheit oder ist diese nur zu einer weiteren Waffe in dem von den USA geführten Stellvertreterkrieg in der Ukraine gegen Russland geworden?
Der Hunger auf unserem Planeten hätte schon vor Jahrzehnten beseitigt sein können. Seit mehr als 12.000 Jahren weiß die Menschheit, wie man Nahrungsmittel landwirtschaftlich anbaut. Durch den Einsatz von fortschrittlicher Technologie, effizienter Bewässerung, Mechanisierung im Anbau und bei der Ernte und nicht zuletzt durch den Einsatz von Düngemitteln in der Landwirtschaft sind die Erträge pro Hektar Anbauland rapide gestiegen. Ich habe dies persönlich auf meinen Reisen durch die Agrarregionen der Vereinigten Staaten von Amerika gesehen.
Seit 30 Jahren reise ich auch durch viele Länder Afrikas, die südlich der Sahara gelegen sind, die über fruchtbaren Boden und riesige Flächen an fruchtbarem, aber unbebautem Land verfügen, die ein enormes Potenzial für die Ausweitung der Nahrungsmittelproduktion bieten. Hätte man vor allem afrikanische Länder bei der Entwicklung eines modernen Agrarsektors unterstützt, gepaart mit einem expandierenden Produktionssektor, so gäbe es keinen Hunger mehr, und der afrikanische Kontinent wäre ein Netto-Lebensmittelexporteur.
Das Versäumnis von westlichen Nationen und deren Finanzinstituten, in den vergangenen sechs Jahrzehnten bei der Schaffung dynamischer agrarproduzierender Volkswirtschaften mit Afrika zusammenzuarbeiten, ist die wahre Ursache für die heutige Ernährungsunsicherheit auf diesem Kontinent.
Ein neues Paradigma der globalen Beziehungen, das auch eine neue, der Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung gewidmete Finanzarchitektur umfasst, würde den führenden Nahrungs- und Düngemittel produzierenden Nationen das Potenzial bieten, einen Prozess zur Verdoppelung der weltweiten Agrarproduktion einzuleiten. Der mögliche Fortschritt würde umgehend sichtbar werden, und in naher Zukunft müsste kein Mensch mehr unter Nahrungsmangel leiden, nirgendwo auf unserem Planeten.
Es folgen hier wie angekündigt einige Auszüge aus dem oben erwähnten Artikel im EIR-Magazin:
Narrativ Nr. 1: Die empörende Lüge, dass die Ukraine ein wichtiger Getreidelieferant für arme Länder sei und Russland durch seine Militäroperation zahlreiche Menschen in den Hunger treibe.
Faktencheck: Die Ukraine ist seit den 1990er Jahren ein wichtiger Getreidelieferant auf dem kommerziellen Markt für Industrieländer, wie beispielsweise für Spanien, Japan, die Niederlande, China und viele andere – und zwar für das Verwenden als Viehfutter und für den Lebensmittelbedarf.
Auf diese Importeure entfallen über 90 Prozent der Exporte der Ukraine, und diese Art der "Belieferung der Welt" wurde der Ukraine ab den 1990er Jahren durch multinationale Kartelle aufgezwungen, welche dort die Landnutzung, Verarbeitung, Verschiffung und Exportziele dominierten. Es waren diese Kartelle, die der russische UN-Botschafter Dmitri Poljanski als Profiteure des einjährigen Getreideabkommens bezeichnete.
Zusammengefasst folgt die Aufteilung der ukrainischen Exporte von rund 33 Millionen Tonnen Getreide, die im Zeitraum der Initiative exportiert wurden: 40 Prozent davon gingen in Länder der EU, 25 Prozent nach China und 10 Prozent in die Türkei. Die ärmsten Länder erhielten im selben Zeitraum zwischen 2,5 Prozent und 3 Prozent der ukrainischen Getreideexporte. Dies wird durch eine informative Grafik des Gemeinsamen Koordinierungszentrums der Schwarzmeer-Getreideinitiative veranschaulicht.
Von dem während der Initiative gelieferten ukrainischen Getreideexport gingen 75 Prozent nach Europe, China die Türkei, während die armen Länder 2,5 bis 3 Prozent erhielten.Gemeinsamen Koordinierungszentrum der Schwarzmeer-Getreideinitiative / UN
Narrativ Nr. 2: Diese Erzählung wurde ab Herbst 2022 in die Welt gesetzt, um die mittlerweile diskreditierte Version von "Die Ukraine beliefert arme Länder" zu ersetzen. Dieses neue Narrativ besagt, dass die Verhinderung von Exporten der ukrainischen Nahrungsmittel über das Schwarze Meer die Preise auf den Weltgetreidemärkten in die Höhe treibe und dass genau das den armen, von Getreideimporten abhängigen Ländern schade. Darin ist ein Fünkchen Wahrheit enthalten, allerdings mit einem großen Fragezeichen. Der Westen tut so gut wie nichts, um die Getreideproduktion nach Möglichkeit zu steigern, Nothilfe zu leisten und die dem Hunger zugrunde liegenden Ursachen von vornherein zu beseitigen.
Die relevanten Zahlen der weltweiten Minderproduktion von Nahrungsmitteln lassen sich anhand der jährlichen Gesamtproduktion an Getreide ablesen, aufgelistet in der Reihenfolge ihres Volumens: Getreide/Mais, Weizen, Reis, Gerste, Sorghumhirse, Hafer, Roggen usw.
Bei etwa 8 Milliarden Menschen auf dem Planeten und bei einer groben Schätzung von einer halben Tonne Getreide pro Mensch und Jahr, müssten wir weltweit etwa vier Milliarden Tonnen pro Jahr produzieren – für den direkten Konsum durch den Menschen und den indirekten Konsum über die tierische Proteinkette. Tatsächlich liegt die jährliche weltweite Ernte jedoch bei unter drei Milliarden Tonnen. Die gesamte Getreideproduktion für das laufende Jahr und die vergangenen beiden Jahre bewegt sich im gleichen Bereich: 2,799 Milliarden Tonnen in der Saison 2021/22 sowie 2,745 Milliarden Tonnen in der Saison 2022/23 und 2,831 Milliarden Tonnen für die Saison 2023/24 prognostiziert.
Dieser Text erschien in englischer Sprache bei Lawrence Freeman.
Lawrence Freeman ist ein Autor, Lehrer, Berater und Analyst der politischen Ökonomie mit dem Schwerpunkt Afrika und dreißigjähriger Erfahrung im Kampf gegen Armut und Hunger auf diesem Kontinent.
Quelle: RT DE