Ein Stück Berlin in Sibirien: Kemerowo eröffnet Nachbau des Treptower Ehrenmals
Archivmeldung vom 04.11.2022
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.11.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićIm südsibirischen Kemerowo ist am Donnerstag ein Soldatendenkmal eingeweiht worden, das zumindest Berlinern bekannt vorkommen wird: Es handelt sich um einen originalgetreuen Nachbau des Sowjetischen Ehrenmals im Treptower Park in Berlin. Dies berichtet das Magazin "RT DE".
Weiter berichtet RT DE: "Da reiben sich Berliner verwundert die Augen: Pünktlich zum
russischen Nationalfeiertag, der am 4. November, dem Tag der Vertreibung
der polnischen Besatzer aus Moskau im Jahr 1612, begangen wird,
eröffnete am Donnerstag in der südsibirischen Stadt Kemerowo ein Nachbau
des Denkmals für den sowjetischen Soldaten, dessen Original im
Treptower Park zu sehen ist.
Dass der Berliner Befreier-Soldat nun einen Zwillingsbruder so weit
im Osten hat, hat seine Gründe: Zum einen ist der Infanterist, der in
den letzten Kriegstagen in Berlin ein deutsches Kind vor dem Tod
rettete, und damit wohl den Schöpfer des Berliner Denkmals, Jewgeni
Wutschetitsch, zu der weltbekannten Soldatenstatue mit Kind im Arm
inspirierte, eine reale Person, die aus dem Gebiet Kemerowo stammte und
auch nach dem Krieg dort lebte. Zum anderen fürchtet man in Russland
angesichts des gegenwärtig um sich greifenden Hasses gegen Russen in
Deutschland und Europa einen baldigen Abriss des Berliner Originals und
will es zumindest mit einem Nachbau für die Nachwelt bewahren.
Luftaufnahme der Einweihungszeremonie in Kemerowo am 3. November 2022Danil Aikin / Sputnik
So ganz originalgetreu ist der sibirische Zwillingsbruder allerdings nicht: Inklusive Postament ist die Gesamtanlage in Kemerowo 37 Meter hoch, und damit sieben Meter größer geraten als das Mahnmal in Berlin (30 Meter). Hier wie dort ist das Postament begehbar und beherbergt je ein Mosaik, die sich aber voneinander unterscheiden: Während das Mosaik in Berlin die Rettung der europäischen Zivilisation durch das gesamte sowjetische Volk würdigt, ist das in Kemerowo "den Frauen und Männern des Kusbass" gewidmet.
Anders als in Berlin, wo Stalin-Zitate auf Stelen entlang der Hauptallee angebracht sind, wird der Gedenkkomplex in der russischen Großstadt durch Konstruktionen mit den Namen von 2.916 in der Region gebürtigen Männern und Frauen vervollständigt, die als Helden der Sowjetunion, Träger des Ruhmesordens oder Helden Russlands geehrt wurden. Entlang des 300 Meter langen Weges, der zu dem Denkmal führt, sind auch Stelen, die Namen sibirischer Militärverbände, Lazarette und der sibirischen Fabriken, die für die Front arbeiteten, installiert.
Das Projekt wurde von einer Gruppe von Kusbass-Architekten zusammen mit Fachleuten des Grekow-Ateliers des russischen Verteidigungsministeriums entwickelt. Die Nutzung der Urheberrechte an der Soldatenfigur genehmigte der Enkelsohn des berühmten Wutschetitsch, der wie dieser den Vornamen Jewgeni trägt. Die Bauarbeiten begannen am 1. Februar 2022 und haben rund neun Monate gedauert.
Vorbild für das Denkmal in Berlin wie in Kemerowo war der 1922 geborene und 2001 verstorbene Nikolai Iwanowitsch Massalow. Massalow kämpfte seit dem März 1942 in der Roten Armee, die Kriegspfade führten ihn von Brjansk über Stalingrad (wo er auf dem Mamajew-Hügel verwundet wurde) und Warschau nach Berlin. Der Oberbefehlshaber der 8. Gardearmee, Wassili Iwanowitsch Tschuikow, berichtete über seine Heldentat in der deutschen Hauptstadt wie folgt: Massalow sei als Fahnenträger des 220. Gardeschützenregiments am 30. April 1945 eine Stunde vor Beginn der Erstürmung des Berliner Regierungsviertels auf dem Weg in den Tiergarten gewesen. Als er an das Südufer des Landwehrkanals, der zu diesem Zeitpunkt Frontlinie war, kam, hörte er ein nach der Mutter rufendes Mädchen von der anderen Seite des Kanals. Trotz Maschinengewehrfeuers über die Potsdamer Brücke kroch Massalow an das andere Ufer und rettete das Mädchen aus der Feuerzone zwischen den Fronten.
Im Mai 1965 verlieh der Ost-Berliner
Magistrat Massalow aus Anlass des 20. Jahrestags der Befreiung
die Ehrenbürgerwürde. Diese entzog ihm 1992 der Senat von Berlin bei der
Bestätigung der Ehrenbürgerschaften in der wiedervereinigten Stadt.
Auch Proteste russischer Diplomaten gegen diesen Vorgang hatten damals
nichts genutzt. "
Quelle: RT DE