Bald keine Hindernisse mehr für das neue Sykes-Picot-Abkommen
Archivmeldung vom 23.07.2013
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.07.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt"Wahrscheinlich haben sie den veränderten Ton in der westlichen Presse bezüglich Syrien bemerkt", so beginnt im Nachrichtenblog ein Bericht über die aktuellen Ereignisse in Syrien. Die “Rebellen”, diese “Champions der Freiheit”, haben sich plötzlich in fanatische Terroristen gewandelt, die sich gegenseitig an die Gurgel gehen. Bevor die deutsche Übersetzung eines Berichts von Thierry Meyssan folgt, heißt es weiter: "Für Thierry Meyssan gibt es nichts Neues unter der Sonne: Washington hat schlicht und einfach seine Idee aufgegeben, Assad zu stürzen und bewegt sich in Richtung Genf II-Konferenz. Der nächste Schritt: Frankreich wird seinen Einfluss in der Region verlieren."
Thierry Meyssan schreibt: "Am 13. Kuni 2013 verkündete der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA, dass die “Rote Linie” überschritten worden sei: Beweise der Briten und Franzosen hätten gezeigt, dass Syriens Assad chemische Waffen gegen seine eigenen Leute eingesetzt habe…..Ohne Verzögerung wurde das neue Alliierte Landkommando der NATO in Izmir (Türkei) aktiviert. Der Krieg stand vor der Tür.
Einen Monat später ist die westliche Entschlossenheit im Sand verlaufen. Die westliche Presse hat mit Schrecken bemerkt, dass die bewaffnete Opposition in Syrien aus Fanatikern besteht, die von der großen Mehrheit der Syrer gehasst wird, was wir seit über zwei Jahren erzählen. Mittlerweile fechten die “Freie Syrische Armee” und die Al-Nusra-Front erbarmungslose Kämpfe untereinander aus, anstatt gegen die Truppen aus Damaskus zu kämpfen.
Was war also passiert, das den “Befreiungskrieg” in Syrien in ein solch enormes Durcheinander verwandelte? In Wirklichkeit hat sich innerhalb des einen Monats überhaupt nichts geändert: Weder hat die Arabisch-Syrische Armee jemals chemische Waffen gegen die “Rebellen” eingesetzt, noch haben sich die letzteren radikalisiert. Vielmehr kommt der US-Plan, den ich im November 2012 ans Tageslicht gebracht habe, langsam zur Geltung. Im gegenwärtigen Stadium wird die bewaffnete Opposition im Stich gelassen.
Das bestätigt, dass das Anglo-Amerikanische Imperium abgebrannt ist. Die Umsetzung der in Washington gefällten Entscheidungen vor Ort in Syrien geht sehr langsam vor sich. Der Prozess verdeutlicht die Blindheit der westlichen Medien, die diese Entscheidungen solange ignorieren, bis sie in die Tat umgesetzt sind. Ihre Unfähigkeit, die Welt so zu analysieren, wie sie ist, lässt sie weiter auf politisches Geschwätz vertrauen.
Und so wird nach 10 Monaten das offensichtlich, was ich geschrieben habe und was von der Mainstream-Presse als Verschwörungstheorie abgetan wurde. Eric Schmitt schrieb sehr zurückhaltend in der New York Times, dass die Pläne der Administration sehr viel begrenzter sind, als in der Öffentlichkeit und im privaten Bereich angedeutet wird. Während David Ignatius in der Washington Post schreibt: “Syrische Rebellen bekommen von Washington den Laufpass.” Sie warteten auf Panzerabwehrraketen und erhielten 120-Millimeter-Mörser. Es wurden ihnen Flugzeuge versprochen und sie bekamen Kalaschnikovs. Waffen treffen in großen Mengen ein, aber nicht für den Sturz von Bashar al-Assad, sondern damit sich die “Rebellen” gegenseitig umbringen, bis keiner mehr von ihnen übrig bleibt.
Um jeden Zweifel aus dem Weg zu räumen: Der CIA-Direktor John Brennan und Vizepräsident Joe Biden haben den Kongress hinter verschlossenen Türen davon überzeugt, keine kriegsentscheidenden Waffen nach Syrien zu senden. Mittlerweile schlägt in London das Unterhaus in dieselbe Kerbe. Auch in Paris - wenn auch aus anderen Gründen – versuchen die zwei französischen (UMP) Abgeordneten Alain Marsaud und Jacques Myard die Nationalversammlung auf die Verweigerung der Hilfe für die “Rebellen” einzustimmen.
Ohne die geringsten Skrupel verlangt nun der französische Außenminister Laurent Fabius von der UN, die Al-Nusra-Front auf die LIste der Terror-Organisationen zu setzen. Noch im Dezember beklagte er, dass dieselbe Gruppe auf der Terrorliste der USA stünde, wo diese doch einen so guten Job vor Ort ausführen würde. Und der französische Innenminister Manuel Valls sagte auf France 2, dass die Franzosen, die in Syrien an Seite der früheren verbündeten Islamisten kämpfen, bei ihrer Rückkehr nach Frankreich verhaftet und vor Gericht gestellt würden.
Die Genf-II-Konferenz, die im letzten Jahr diskutiert wurde, kommt ins Blickfeld. Die beiden Haupthindernisse für die Konferenz waren die von Katar unterstützte Nationale Koalition, die eine vorherige Kapitulation von Bashar al-Assad verlangte und die Briten/Franzosen, die weder Saudi-Arabien noch den Iran am Verhandlungstische sehen wollten.
Ayatollah Khamenei nahm Präsident Ahmadinedschad und seinen Stabschef Meshaie aus dem Spiel, die als antiklerikale Fanatiker gelten, und ersetzte sie durch Sheikh Rouhani, einer sehr pragmatischen religiösen Figur. Sobald dieser im August ins Amt eingeführt ist, wird er einer Teilnahme an den Verhandlungen zustimmen. Auf angelsächsischer Seite wurde Katar aus dem Spiel genommen, der Gas-Ministaat, der benutzt wurde, um die Allianz zwischen der NATO und der Muslimbruderschaft zu verschleiern. Sie übergaben das Management der “Rebellen” in Syrien exklusiv an Saudi-Arabien, während sie in ihrer Presse die internationalen Terrorbanden unterminieren. Ob nun mit oder ohne König Abdullah, Riad wird wohl ebenso Verhandlungen akzeptieren.
Künstliche Überraschung: Auf Drängen von US-Außenminister John Kerry hat die paläsinensische Autonomiebehörde der Wiederaufnahme der Verhandlungen mit Israel zugestimmt, selbst wenn Israel mit der Kolonlisierung der Territorien fortfährt.
Schließt man unerwartete Querelen in Ägypten und Tunesien aus, sollte es in zwei bis drei Monaten keine größeren Hindernisse mehr geben, die Genf-II-Konferenz abzuhalten – ein erweitertes neues Sykes-Picot-Abkommen, benannt nach dem geheimen Abkommen zwischen Frankreich und Großbritannien, bei dem der Nahe und Mittlere Osten während des Ersten Weltkriegs aufgeteilt wurde. Während dieser Konferenz werden sich die USA und Russland auf Kosten Frankreichs Nordafrika und die Levante teilen. Dabei wird die Region in Zonen aufgeteilt, die als Unterauftragsnehmer die Saudis für den sunnitischen und die Iraner für schiitischen Teil vorsehen.
Nachdem Washington den Emir von Katar zum Rücktritt gezwungen und die “Rebellen” in Syrien fallengelassen hat, entzieht es so dem treuen französischen Verbündeten seinen regionalen Einfluss. Frankreich hat sich umsonst zwei Jahre lang die Hände schmutzig gemacht. So ist das zynische Gesetz des Imperialismus.
Quelle: Thierry Meyssan - deutsche Übersetzung "politaia.org"