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US-Medien: Weltgemeinschaft stemmt sich gegen Dollar-Diktat

Archivmeldung vom 07.06.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.06.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Dollar: Google und Facebook scheffeln Geld.
Dollar: Google und Facebook scheffeln Geld.

Bild: Andreas Hermsdorf, pixelio.de

Es ist in den vergangenen Jahren nicht zu übersehen gewesen, dass amerikanische Medien, Diplomaten, Beamte und Experten inzwischen ganz offen davon sprechen, dass der Dollar im Grunde nichts als eine Finanzwaffe ist, die Washington zur Unterdrückung der außenpolitischen Konkurrenz der USA einsetzt. Dies berichtet das russische online Magazin "Sputnik".

Weiter heißt es hierzu auf deren deutschen Webseite: "Erst vor relativ kurzer Zeit wurde man für solche Bemerkungen zum Verschwörungstheoretiker und „Kreml-Propagandisten“ abgestempelt. Jetzt aber betitelte selbst das "Wall Street Journal" einen Beitrag: „The Dollar Underpins American Power. Rivals Are Building Workarounds“ – „Der Dollar liegt der amerikanischen Stärke zugrunde. Die Gegner schaffen Umgehungswege“.

Die Amerikaner machen also nicht nur kein Hehl aus der Aggressivität ihres Finanzsystems, sondern bringen auch ihre Besorgnisse darüber zum Ausdruck, dass ihre Gegner ihre Dollar-Abhängigkeit loswerden wollen.

In letzter Zeit haben die Adepten von Pax Americana die Maxime „Mit dem Dollar-System gibt es keine Probleme“ zum Teil aufgegeben und behaupten in Interviews so etwas wie: „Das Dollar-System ist zwar tatsächlich eine Art Peitsche, aber Ihr könnt ihr nicht entgehen und müsst deshalb die Stiefel der Amerikaner putzen“. Solche Signale kann man in zahlreichen internationalen Medienberichten bemerken, in denen statistische Angaben zum internationalen Handel oder zu Transaktionen durch das SWIFT-System angeführt werden, um zu zeigen, dass weder der Euro noch der Yuan noch das Gold eine richtige Konkurrenz für die US-Währung werden können. Das ist ein guter Propagandatrick, aber kaum tauglich aus der Sicht der Wirtschaftstheorie.

Die Situation um Alternativen für den Dollar im Welthandel lässt sich nicht als Beispiel für eine normale Marktkonkurrenz betrachten. Sie lässt sich auch nicht aus der Sicht solcher Aspekte wie „Marktanteil“ oder „Vorlieben der Verbraucher“ bewerten. Man kann die Situation mittels eine Metapher beschreiben: Man stelle sich ein Land vor, das von Lebensmittellieferungen aus einem anderen Land abhängt, das sich aber unfreundlich verhält. Wenn es keine Alternativen gibt, kann der Lieferant seinen Kunden quasi erpressen, denn die einzige Alternative für seine Lebensmittel wäre Hunger. Und jetzt stelle man sich vor, dass auf dem Markt ein alternativer Lieferant entstanden ist, dessen Angebot aber gering und zudem teuer ist.

Es ist offensichtlich, dass ein solcher zweiter Lieferant unter normalen Konkurrenzbedingungen keine Chancen hätte, einen größeren Marktanteil an sich zu ziehen. Aber allein die Tatsache, dass es ihn gibt, würde die Perspektive für Erpressung mit dem möglichen Hunger beseitigen und das ganze System der Beziehungen zwischen dem Opfer und dem Erpresser, das es bisher gab, zerstören. Mit dem Dollar-System ist die Situation im Grunde dieselbe. Um dem Dollar „die Zähne auszuschlagen“, braucht man keinen vollwertigen Ersatz. Es genügt ja, dass andere Währungen und Handelssysteme entstehen, die den Ländern, die Washington unter Druck setzt, den Außenhandel und Finanzaktivitäten selbst im Falle von US-Sanktionen ermöglichen würden.

Und gerade wegen dieser Risiken sind amerikanische Experten und Medien über die Versuche der Europäischen Union, Chinas, Russlands und sogar Indiens beunruhigt, eigene Handelssysteme zu bilden, die nicht an den Dollar gebunden wären.

„Die Verbündeten der USA wollen die US-Kontrolle über den internationalen Handel schwächen und arbeiten an alternativen Systemen, die von der US-Währung unabhängig wären“, schrieb das "Wall Street Journal". „Großbritannien, Deutschland und Frankreich haben sich gegen die Sanktionen ausgesprochen, die das Verbot von Dollar-Transaktionen mit iranischen Banken vorsehen. Somit justieren sie das System so, dass ihre Unternehmen mit dem Iran ohne Dollar handeln könnten.“

„Der Iran ist ein langjähriger Handelspartner Indiens, und Indien will iranisches Öl kaufen“, so das “Wall Street Journal” weiter. „Indien setzt ein ähnliches alternatives System seit November ein, und laut Handelsberichten verwenden internationale Unternehmen es schon für den Handel mit iranischen Unternehmen, für die die Sanktionen nicht gelten. China und Russland, die ebenfalls die US-Kontrolle loswerden wollen, bringen ihre eigenen Alternativen für das globale System der Banküberweisungen voran, das die USA de facto kontrollieren, und wickeln Deals in Yuan und Rubel statt Dollar ab.“

Viele Länder, die unter den US-Sanktionen oder dem diplomatischen Druck Washingtons in dieser oder jener Hinsicht leiden mussten, wollen die US-Währung nicht mehr nutzen. Europäische, chinesische und russische Beamte und Unternehmen freunden sich Schritt für Schritt mit dem Gedanken an, dass sie das Dollar-System unbedingt umgehen müssen und dass es für diese Strategie keine Alternativen gibt. Besonders scharf ist der Kampf um die finanzielle Souveränität in der Europäischen Union, wo die Anwärter auf den Posten des EZB-Chefs sich für die Idee der Internationalisierung des Euros und der Verteidigung der EU gegen den Dollar-Druck engagieren.

Während die aktuelle EZB-Führung die Bemühungen der EU-Kommission (und insbesondere des Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker) um die Erweiterung des Euro-Einsatzes innerhalb der Alten Welt faktisch sabotierte und darauf bestand, dass „der Markt alles entscheiden sollte“, könnte sich Mario Draghis Nachfolger an der EZB-Spitze durchaus als „Euro-Nationalist“ entpuppen. Die "Financial Times" berichtete überrascht, dass der gegenwärtige Präsident der Zentralbank Frankreichs, Francois Villeroy de Galhau, erklärt hat: „Man kann erwarten, dass die EZB von ihrer bisherigen neutralen Position abrücken und einen positiveren Ton in Bezug auf die internationale Expansion des Euros wählen wird.“

Er plädiert für durchaus pragmatische Schritte: „Die praktische Tagesordnung für die Entwicklung der internationalen Rolle des Euros stimmt immer mehr damit überein, eine richtige (europäische) Vereinigung der Kapitalmärkte zu fördern – bei der Entwicklung von vollständig unifizierten europäischen Zahlungssystemen, integrierten Kapitalmärkten und mit der möglichen Gründung eines in Euro denominierten sicheren Aktivs.“ Mit dem „sicheren Aktiv“ wird wohl eine Alternative für US-Staatsanleihen gemeint – so etwas wie EU-Staatsanleihen also.

Die Möglichkeiten der USA zum Einsatz des Dollars als eine Art „Sanktionskeule“ sind aktuell geringer als bisher – und werden zunehmend beschränkter. Washington muss sich entscheiden: Entweder auf seine „Keule“ – zum Abschluss – voll und ganz zu setzen oder sich zurückzuhalten und die schärfsten Maßnahmen für den äußersten Fall aufzubewahren. Einfach weil Angst häufig die stärkste Waffe ist. Die ersten Jahre der Amtszeit von Präsident Trump lassen vermuten, dass sich das Weiße Haus für die aggressivste Vorgehensweise entscheidet, die aber nur einen kurzzeitigen Effekt haben wird. Die Ironie des Schicksals besteht darin, dass die ganze Welt gerade deswegen noch intensiver an Alternativen für das Dollar-System suchen wird."

Quelle: Sputnik (Deutschland)

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