Menschenrechtsverletzungen sind in Tibet ein alltägliches Geschehen
Archivmeldung vom 10.01.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEin neuer Bericht von TibetWatch, London, verleiht im Exil lebenden tibetischen Mönchen und Nonnen eine Stimme.
Im Artikel 18 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen heißt es: "Jeder hat das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit; dieses Recht umfaßt die Freiheit, seine Religion oder seine Überzeugung zu wechseln sowie die Freiheit, seine Religion oder seine Überzeugung allein oder in Gemeinschaft mit anderen, in der Öffentlichkeit oder privat durch Lehre, Ausübung, Gottesdienst und Vollziehung von Riten zu bekunden".
Obwohl China die Allgemeine Menschenrechtserklärung unterzeichnet und ratifiziert hat, machen die täglichen Erfahrungen der tibetischen Mönche und Nonnen jeden Anschein von religiöser Freiheit zunichte.
Während der letzten zwei Jahre haben die Rechercheure von Tibet Watch die Aussagen von Mönchen und Nonnen aufgezeichnet, die die beschwerliche Flucht von Tibet nach Dharamsala überstanden hatten. Diese Aussagen bilden den Kern des Berichts "No Faith in the State", der von Free Tibet Campaign in Auftrag gegeben und am Tag der Menschenrechte, dem 10. Dezember 2007, veröffentlicht wurde.
Den im Exil lebenden Mönchen und Nonnen, deren Aussagen in jedem Fall genau überprüft wurden, wird Anonymität garantiert, damit ihre Angehörigen und Freunde, die sie in Tibet zurücklassen mußten, nicht gefährdet werden. Sie waren daher sehr offen mit ihren Interviewern.
Sie erzählen die Geschichte eines Jahrzehnts, in dem die Ausübung des tibetischen Buddhismus sowohl in der Autonomen Region Tibet als auch in denjenigen tibetischen Siedlungsgebieten Osttibets, die in chinesische Provinzen eingegliedert wurden, immer mehr eingeschränkt und unterdrückt wurde.
Besonderes Augenmerk wurde in diesem Bericht auf die derzeitigen Schwierigkeiten bei der Praktizierung des Glaubens gerichtet, die zurückzuführen sind auf:
"die Intensivierung von Chinas Kampagne der "patriotischen Umerziehung", die in den tibetischen Klöstern durchgeführt wird. Mönche und Nonnen müssen ein politisches Examen ablegen, bevor sie in ein Kloster eintreten dürfen, und werden später routinemäßig gezwungen, den Dalai Lama öffentlich zu als Spalter zu verurteilen;
"die im September 2007 in Kraft getretenen Gesetze, die dem Staat die volle Kontrolle aller Aspekte bei der Findung und Anerkennung von reinkarnierten Lamas gewähren;
"die Errichtung von Polizeiwachen in unmittelbarer Nähe oder sogar auf dem Gelände von Klöstern, um die Aktivitäten der Mönche zu überwachen und sie zur Disziplin zu zwingen.
Anne Holmes, die amtierende Direktorin von Free Tibet Campaign, sagte:
"Dieser Bericht verleiht dem Leid der Mönche und Nonnen eine Stimme, die gezwungen werden, zwischen ihrem Wunsch, ihren Glauben auszuüben, und dem Befehl, Seine Heiligkeit den Dalai Lama zu verunglimpfen, zu wählen. Darüber hinaus faßt er die Furcht und die paranoide Situation, in der sie leben müssen, in Worte.
Mönche haben uns von ihrer Rückkehr in Klöster berichtet, die eher Museen ähneln als Institutionen des Glaubens, und Nonnen erzählten, wie die chinesischen Behörden Gelder einzogen, die für die Instandhaltung von Klöstern gespendet wurden.
Wie kann China erwarten, jemals als vollwertiges Mitglied der internationalen Gemeinschaft akzeptiert zu werden, solange es alles tut, was es nur kann, um den Glauben der Tibeter zu kontrollieren und zu untergraben, obwohl die freie Religionsausübung ihr grundlegendes Menschenrecht ist? Solange es Klöster als Touristenattraktion betrachtet und fest entschlossen ist, die tibetische Kultur in ein gigantisches Disneyland zu verwandeln?"
Quelle: Internationale Gesellschaft fur Menschenrechte (IGFM)