Klitschko: Janukowitsch hat Bezug zur Realität verloren
Archivmeldung vom 13.12.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer ukrainische Oppositionspolitiker Vitali Klitschko hat sich mit scharfen Worten gegen den ukrainischen Präsidenten Wiktor Janukowitsch gewandt und ihm unter anderem vorgeworfen, den Bezug zur Realität verloren zu haben. "Präsident Janukowitsch tut jetzt plötzlich so, als wolle er das EU-Abkommen doch noch unterschreiben. Ich frage mich: Warum hat er es dann nicht längst getan? Es ist reine Propaganda von ihm, um die Massen zu beruhigen", schreibt Klitschko in einem Beitrag für die "Bild-Zeitung". "Wir alle wissen längst, dass er ein Getriebener Russlands ist und am Ende das Geld von Putin nehmen würde." Zwar sei Klitschko für eine enge Freundschaft zu Russland, "aber gegen eine Zollunion".
Die Ukraine gehöre zu Europa, betonte er. "Janukowitsch dagegen sitzt in seinem Schloss und hat den Bezug zur Realität verloren. Er sollte einmal selbst zum Maidan kommen, dann würde er verstehen, warum er sofort zurücktreten muss."
Der Oppositionspolitiker bekräftige zudem erneut, dass die Demonstrationen weitergehen würden, auch wenn die Anstrengungen der vergangenen Tage auch an ihm nicht spurlos vorüber gegangen seien. "Ich habe schon als junger Sportler gelernt, mit meinen Kräften gut zu haushalten. Aber das, was wir Demonstranten gerade gemeinsam am Maidan für die Freiheit der Ukraine durchmachen, ist noch viel mehr als ein Boxkampf und bringt auch mich langsam an den Rand meiner Kräfte. Es ist jetzt schon der 21. Tag der Proteste angebrochen, die Eiseskälte wird immer unerträglicher. Dennoch haben wir die von den Sicherheitskräften zerstörten Barrikaden wieder aufgebaut und sind uns alle einig: Wir werden niemals aufgeben, bis unser Ziel erreicht ist", so Klitschko.
Protestler in Kiew bauen ihr Zeltlager weiter aus
Radio "Stimme Russlands" berichtet, dass die Teilnehmer der Protestaktion im Zentrum der ukrainischen Hauptstadt Kiew ihr Zeltlager bereits außerhalb des Unabhängigkeitsplatzes, längs der Kreschtschatik-Straße ausbauen. Die Behörden haben das zwar verboten, unternehmen jedoch keine Schritte dagegen.
In dem Beitrag heißt es weiter: "Laut den Vertretern der Opposition ist der Unabhängigkeitsplatz wegen des Zustroms von neuen Protestteilnehmern zu klein geworden.
Am Donnerstag hatten dir Protestler auf dem Platz hohe Barrikaden aus den Säcken mit Schnee und Eis errichtet.
Massenprotestaktionen in der Ukraine nehmen kein Ende, seitdem Kiew auf die Unterzeichnung eines Assoziierungsabkommens mit der EU verzichtet hatte. Die Protestierenden fordern den Rücktritt der Regierung und vorgezogene Parlaments- und Präsidentenwahlen."
Proteste in Kiew lassen nach
Bereits gestern Nachmittag veröffentlichte Radio "Stimme Russlands" einen Beitrag von Artjom Kobsew. Darin heißt es: "Im Zentrum von Kiew dauert die Protestkundgebung der Opposition an. Mehrere Tausend Menschen verbleiben auf dem Unabhängigkeitsplatz in der ukrainischen Hauptstadt. In der Nacht zum Donnerstag machten sie die den Platz umgebenden Barrikaden auf drei bis vier Meter höher, um einen möglichen polizeilichen Angriff abzuwehren.
Aus dem Innenministerium heißt es, dass die Lage in Kiew zwar ruhig bleibe. Doch die Demonstranten werden dazu aufgerufen, den normalen Ablauf des Stadtlebens nicht zu stören. Falls es keine künstliche Destabilisierung der Situation, etwa durch Provokationen, geben sollte, würde die Protestwelle nachlassen, meint Bogdan Bespalko, stellvertretender Direktor des Zentrums für Ukraine- und Weißrussland-Kunde an der Lomonossow-Universität Moskau:
„Es handelt sich jetzt um eine Patt-Situation, die sich zugunsten des Stärksten lösen wird. Schließlich wird diese Protestwelle früher oder später schwinden. Im Winter können Leute doch nicht monatelang auf dem Platz der Unabhängigkeit stehen. Auch die allgemeine Aufregung lässt nach. Die Polizei geht umsichtig vor und leistet Widerstand, ohne äußerst harte Maßnahmen dabei zu ergreifen.“
Einige Oppositionsführer rufen inzwischen die Demonstranten dazu auf, zumindest bis zum 17. Dezember durchzuhalten. Auf diesen Tag ist nämlich eine Sitzung der russisch-ukrainischen zwischenstaatlichen Kommission angesetzt. Wie der Präsidentenberater Juri Uschakow mitteilte, solle eine Reihe von Abkommen bei diesem Treffen unterzeichnet werden. Die ukrainischen Oppositionspolitiker befürchten, dass es sich unter anderem um Abkommen handeln könnte, die einen Beitritt der Ukraine zur Zollunion betreffen. Die russischen Machtbehörden betonen, dass sie sich zwar darauf freuen werden. Doch falls die Ukraine die europäische Wahl trifft, werden sie dies auch respektieren. Russlands Vizepremier Igor Schuwalow sagte in diesem Zusammenhang Folgendes:
„Wir glauben, dass die Ukraine ihren eigenen Status selbst bestimmen soll. Ob die Ukraine mit der EU weitere Verhandlungen über eine Freihandelszone führen oder nach engeren Wirtschaftsbeziehungen zu Russland suchen wird, werden wir jede Entscheidung unterstützen. In den letzten Wochen bietet uns die Ukraine allerdings eine tiefere Kooperation im industriellen Bereich an.“
Auch das Ausland versucht, die Ereignisse in Kiew zu beeinflussen. Diese Woche hat eine ganze Reihe ausländischer Politiker die ukrainische Hauptstadt besucht. Darunter waren die EU-Vertreterin für Außenpolitik Catherine Ashton und die US-Außenamtssprecherin Victoria Nuland. Sie verurteilten die ukrainische Staatsführung für das harte Vorgehen gegen die Demonstranten. Der US-Verteidigungsminister Chuck Hagel rief danach seinen Amtskollegen Pawel Lebedew an und bat ihn, die ukrainische Armee nicht gegen die Demonstranten einzusetzen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur / „Stimme Russlands"