Matthew Butkus: Nazimethoden in Kaliforniens Gefängnissen
Archivmeldung vom 13.07.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIn Kaliforniens Gefängnissen wurden, laut einem Bericht von Andrei Fedjaschin bei Radio "Stimme Russlands", bis vor kurzem weibliche Häftlinge sterilisiert. Die Angaben darüber führte in seinem jüngsten Bericht das angesehene amerikanische Center for Investigative Journalism an. Die Zwangsterilisation von Frauen wurde erst 2010 eingestellt, nachdem Rechtsschutzorganisationen eine Klage an den Kongress der USA gerichtet hatten.
In dem nahezu unglaublichen Beitrag heißt es: "Allein im Zeitraum von 2006 bis 2010 wurden nur in zwei kalifornischen Gefängnissen etwa 150 Amerikanerinnen um die Möglichkeit gebracht, Kinder zu haben. Und das ungeachtet der Tatsache, dass die Sterilisation von Häftlingen und Geisteskranken durch ein Gesetz des Bundesstaates schon 1979 verboten worden war. Die Leitung von Besserungsanstalten behauptet, dass alle operativen Eingriffe aus freien Stücken vorgenommen worden seien. Doch amerikanische Rechtsschützer verweisen darauf, dass die „Gefängnisfreiwilligkeit“ angesichts der Tatsache, dass die Administration über Hunderte von Methoden zum Zwingen der Häftlinge verfügt, wie blanker Hohn klinge. Schenkt man den Ermittlungen des Zentrums Glauben, so wurden im Großen und Ganzen die Frauen sterilisiert, die nach Ansicht der Gefängnisleitung wiederholt Verbrechen begehen könnten. Dabei habe es unter den betroffenen weiblichen Häftlingen so gut wie keine weißhäutigen Frauen gewesen. Die Arbeitsmethoden der kalifornischen Gefängnisärzte erinnerten an Nazi-Eugenik, stellte Doktor Matthew Butkus, Experte für ethische Fragen in der Medizin, aus der Universität MacNeice in seinem Interview mit der STIMME RUSSLANDS fest:
„Erinnert man sich an die Geschichte und die Mediziner, die kolossales Übel angerichtet haben, so wird man sehen, dass sie sich nur selten dessen bewusst waren, was sie taten. Die Eugeniker dachten sowohl in Nazi-Deutschland als auch in den USA, dass sie zum Wohle der Gesellschaft handelten. Ich denke, dass man auch in Kalifornien der Auffassung war, gerade zum Wohle der Gesellschaft gehandelt zu haben.“
In Kalifornien, schreiben die Verfasser der Studie, seien von 1906 bis 1979 mindestens zwanzigtausend Geisteskranke, Arme, Verbrecher und Menschen mit angeborenen Defekten sterilisiert worden. Laut Angaben dieses Berichtes des amerikanischen Zentrums seien in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts Naziärzte aus Deutschland nach Kalifornien zu Konsultationen gekommen. Sie hätten denn auch die Methoden, die von ihren kalifornischen Kollegen ausgearbeitet worden waren, bis zur „Vollkommenheit“ gebracht.
Die gewaltsame Sterilisation und die „Rassenhygiene“ seien jedoch nicht nur in Kalifornien, sondern im Maßstab des ganzen Landes praktiziert worden, sagt der amerikanische Schriftsteller Allen Hornblum:
„Wir steckten viele Hunderttausende Geisteskranke und ungesunde Menschen in Irrenhäuser und arbeiteten Methoden zur Verringerung ihrer zahlenmäßigen Stärke und zu ihrer Beseitigung aus dem Leben der Gesellschaft aus. Die Sterilisation gehörte hier zu den Schlüsselmethoden. Im zwanzigsten Jahrhundert wurden von 60.000 bis 80.000 Amerikaner sterilisiert. Tausende andere wurden zu medizinischen Experimenten ausgenutzt. Man hielt sie nicht für Menschen und nahm sie ausschließlich als ‚Material für Experimente’ auf.“
Allen Hornblum hat im Juni dieses Jahres das Buch „Wider ihren Willen: Geheimgeschichte der medizinischen Experimente an Kindern in Amerika in den Zeiten des Kalten Krieges“ herausgegeben. Dort sind Tausende Fakten der Benutzung von Kindern bei medizinischen Versuchen zusammengetragen worden. An kleinen Amerikanern, Waisenkindern oder Kranken, wurden Arzneimittel, Einwirkung von Strahlung und chemischen Kampfstoffen geprüft. Das Schrecklichste besteht aber darin, dass in USA-Gefängnissen bis auf den heutigen Tag an Menschen experimentiert wird."
Quelle: Text Andrei Fedjaschin - „Stimme Russlands"