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Zwei Jahre nach tödlichen Erdbeben: In Nordsyrien sehnen sich Überlebende nach Häusern und "bitten die Welt, sie nicht zu vergessen"

Freigeschaltet am 07.02.2025 um 06:30 durch Sanjo Babić
Bild: Islamic Relief Deutschland e.V. Fotograf: Islamic Relief Deutschland e.V.
Bild: Islamic Relief Deutschland e.V. Fotograf: Islamic Relief Deutschland e.V.

Zwei Jahre nach den tödlichen Erdbeben der Stärke 7,8 und 7,5 in der Türkei und Syrien leben Tausende von Überlebenden noch immer unter menschenunwürdigen Bedingungen in Vertriebenen-Lagern im Nordwesten Syriens, ohne Zugang zu ausreichendem Essen, Wasser und medizinischer Versorgung oder die Möglichkeit, Einkommen zu erzielen. Als humanitäre Hilfsorganisation appelliert Islamic Relief einmal mehr an die internationale Gemeinschaft, den Wiederaufbau im Norden Syriens zu unterstützen.

In den zwei Jahren seit den verheerenden Erdbeben in der Region hat Islamic Relief als humanitärer Akteur vielfältige Maßnahmen zum Wiederaufbau von Häusern, Dienstleistungen und der Schaffung von Lebensgrundlagen durchgeführt und hunderttausende Menschen erreicht. In Syrien standen die Reparatur der Wasserinfrastruktur und die Stärkung der stark beeinträchtigten Gesundheitseinrichtungen von Beginn an im Fokus.

Zelte wurden gegen robuste Unterkünfte ausgetauscht, die von der Hilfsorganisation gebaut wurden. In Nordsyrien betreibt sie zudem das einzige Prothesenzentrum, das 3D-Druck einsetzt, um Menschen mit Unterschenkelamputation maßgeschneiderte Prothesen zu liefern. Doch die Bedarfe der Menschen, die unter menschenunwürdigen Bedingungen in den Lagern Nordsyriens leben, sind nach 14 Jahren Krieg, Vertreibung und den Erdbeben von 2023 enorm.

"Islamic Relief leistet Hilfe in den Lagern und hilft beim Wiederaufbau von Häusern und Lebensgrundlagen, aber das reicht nicht aus. Es wird mehr internationale Unterstützung benötigt, um den Menschen beim Wiederaufbau zu helfen. Die Menschen in den Lagern schreiben unseren Mitarbeitern und bitten die Welt, sie nicht zu vergessen", berichtet Rajab Haj Salem, Leiter des Islamic Relief-Büros in Idlib im Nordwesten Syriens, von der Lage vor Ort.

Syrien ist nach 14 Jahren Krieg auf mehr internationale humanitäre Hilfe angewiesen

Die Überlebenden des Erdbebens gehören zu den mehr als eine Million Menschen, die in den zahlreichen Lagern im Nordwesten Syriens leben. Viele weitere Familien und ganze Gemeinden wurden durch die schreckliche Gewalt, die die Menschen in den letzten 14 Jahren Konflikt ertragen mussten, obdachlos.

Seit Beginn des Konflikts im Jahr 2011 waren mehr als 14 Millionen Menschen gezwungen, aus ihrer Heimat zu fliehen. Seit September 2024 sind schätzungsweise 320.000 Flüchtlinge nach Syrien zurückgekehrt, 46 Prozent davon sind Kinder. Seit November 2024 sind jedoch 728.00 Menschen vertrieben worden. Etwa die Hälfte aller Kinder im schulpflichtigen Alter, 2,5 Millionen, geht nicht zur Schule.

Insgesamt lebten zum Zeitpunkt des Erdbebens in Syrien 8,8 Millionen Menschen in den Gebieten, die am stärksten von den Erdbeben im Februar 2023 betroffen waren. Etwa 90 Prozent der syrischen Bevölkerung sind heute auf humanitäre Hilfe angewiesen. Im Jahr 2024 waren 12,9 Millionen Menschen in Syrien von Ernährungsunsicherheit betroffen, davon 3 Millionen von akuter Ernährungsunsicherheit. Die akute Unterernährung bei Kindern nimmt zu.

Während der Wiederaufbau in der Türkei zwei Jahre nach den Erdbeben ersichtliche Fortschritte macht, ist das Tempo des Wiederaufbaus in Syrien nach Ansicht von Islamic Relief zu langsam und benötigt dringend internationale Unterstützung.

Unterstützung beim Wiederaufbau ihrer Häuser für ein Leben in Würde trotz Trauma

Aus dem Büro in Idlib berichtet Salem weiter: "Es ist sehr traurig, die Situation der Erdbeben-Überlebenden in den Lagern hier zu sehen. Zwei Jahre später sind viele von ihnen immer noch von den Erdbeben traumatisiert. Sie erleben immer noch den Moment, der ihr ganzes Leben zerrissen hat. Viele sind doppelt betroffen, weil sie in Lagern festsitzen und auf Hilfe angewiesen sind. Die Menschen wollen einfach nur Unterstützung beim Wiederaufbau ihrer Häuser, damit sie die Lager verlassen und in Würde leben können."

Salem berichtet, dass die Bedingungen in den Lagern sehr hart sind. "Es mangelt an fast allem, von Lebensmitteln und Wasser bis hin zu Gesundheitsversorgung und Bildung."

Viele Menschen leben ohne menschenwürdige Unterkünfte und haben keinen Zugang zu Arbeit oder einen angemessenen Lebensunterhalt. "In den Wintermonaten ist es jetzt sehr kalt, und die Zelte der Menschen werden überflutet oder von starken Winden umgeworfen", ergänzt Salem besorgt.

Hilfe in Idlib: Tägliche Brotversorgung, Bildung, Häuserbau, Gesundheit und Lebensunterhalt

Islamic Relief-Teams vor Ort unterstützen in den Lagern und beliefern täglich über 10.000 Familien mit Brot. Sie haben 643 Häuser für Familien gebaut und die vertriebenen Bewohner aus ihren Zelten geholt. Sie bieten Dienstleistungen wie Gesundheitszentren, Kliniken für Unterernährung und Bildung für Kinder an.

Sie haben mehr als 40.000 Familien bei der Sicherung ihres Lebensunterhalts unterstützt, u. a. durch landwirtschaftliche Schulungen, Geräte für die Landwirtschaft und Investitionen in die Viehzucht. Dies ist eine Priorität in Syrien, wo Arbeitslosigkeit ein großes Problem darstellt und über 90 Prozent der Menschen in Armut leben.

Das Ende der Assad-Regierung im Dezember 2024 hat vielen Menschen Hoffnung auf den Wiederaufbau einer besseren Zukunft für Syrien gegeben, aber nach einem Jahrzehnt der Gewalt und Zerstörung ist das Land weiterhin auf internationale Unterstützung angewiesen.

Quelle: Islamic Relief Deutschland e.V. (ots)

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