Direkt zum Inhalt Direkt zur Navigation
Sie sind hier: Startseite Berichte Weltgeschehen ZDF-Autor Steffen Bayer interviewt Dalai Lama Zur Dokumentation "Tibet - Reise durch ein verbotenes Land"

ZDF-Autor Steffen Bayer interviewt Dalai Lama Zur Dokumentation "Tibet - Reise durch ein verbotenes Land"

Archivmeldung vom 25.01.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 25.01.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Für die zweiteilige Reisedokumentation "Tibet - Reise durch ein verbotenes Land", die am 29. Januar und 5. Februar, jeweils dienstags, 20.15 Uhr, im ZDF zu sehen ist, führte Autor Steffen Bayer ein Gespräch mit dem Dalai Lama. Er traf den geistlichen Führer der Tibeter in seinem indischen Exil.

Neben Fragen zu seiner Kindheit und Jugend, seiner Ausbildung und seinen Erinnerungen an Heinrich Harrer, auf dessen Spuren das ZDF-Team durch Tibet gereist ist, beantwortete der Dalai Lama auch Fragen zu Glauben und Religion der Tibeter heute, zur aktuellen Situation in Tibet und zu seinen Hoffnungen für die Zukunft.

Frage: Warum spielt das Thema Glauben und Religion immer noch eine so wichtige Rolle für das tibetische Volk?

Dalai Lama: Die sehr feindliche Gesinnung der Chinesen gegen alles, was die tibetische Kultur und den Buddhismus ausmacht, bewirkte genau das Gegenteil von dem, was damit beabsichtigt war: Religion ist heute in Tibet deshalb nur so bedeutend, weil die Bedrohung unserer Jahrhunderte alten Werte von außen so stark gewesen ist. Den Menschen ist ihre Religion noch wichtiger geworden. Hätte es in den letzten 60 Jahren allgemeine Meinungsfreiheit gegeben - die Freiheit, dahin zu reisen, wohin man will -, dann wäre die Lage heute eine völlig andere.

Frage: Haben Sie von den neuen chinesischen Siedlungen in Westtibet gehört? Können Sie sich vorstellen, was die Chinesen dazu motiviert, sich in dieser Region niederzulassen?

Dalai Lama: Ich habe bis jetzt nichts von der Besiedlung durch die Chinesen in dieser Region gewusst. Aber ich weiß, dass es in größeren Städten bereits an der Tagesordnung ist, dass sich die Tibeter zahlenmäßig in der Minderheit befinden. Vor einigen Jahren gab es im westlichen Teil Tibets nur wenige chinesische Offizielle. In den letzten Jahren ist ein starker Anstieg des Anteils der Chinesen in der Bevölkerung Tibets zu beobachten. Die meisten Geschäfte oder Straßenlokale in Lhasa, aber auch in anderen größeren Städten werden von Chinesen betrieben.

Frage: Haben Sie Hoffnung, dass sich die Haltung Chinas gegenüber Tibet ändern wird?

Dalai Lama: Nach 60 Jahren hat die chinesische Führung gelernt, auf die neuen Zustände zu reagieren. Das ist, denke ich, doch ein Zeichen der Hoffnung. Die vielen chinesischen Touristen überall stehen für mehr Wohlstand im Land. Und auch die Tatsache, dass Hunderttausende chinesische Studenten im Ausland lernen können, zeigt, dass sich das Verständnis von der Welt innerhalb der Bevölkerung gewandelt hat. Dazu kommt noch, dass Handys und Internet mittlerweile verbreitet sind. Die Wahrnehmung der chinesischen Bevölkerung hat sich zum Positiven entwickelt. Ich glaube, dass sich auch bei den chinesischen Machthabern durch diesen Fortschritt das Verständnis von der Welt verändert hat. Die derzeitige chinesische Regierung weiß, dass sie sich verändern muss, aber behutsam - ohne übermäßige Hast, denn chaotische Zustände helfen nicht weiter. Ich glaube, dass andere chinesische Führer diesem Weg auch folgen werden. China wird in fünf oder zehn Jahren eine offenere Gesellschaft sein. Dann wird es auch mehr Freiheiten geben, davon bin ich überzeugt.

Frage: Haben Sie die Hoffnung, eines Tages nach Tibet zurückzukehren?

Dalai Lama: Ja, ja. Fast alle Tibeter hoffen darauf. (...) Ich habe die Nachricht aus Tibet erhalten, dass sich die Bevölkerung sehr darüber freuen würde, wenn ich zurückkehrte. Jemand hat bei einem großen öffentlichen Fest meine Rückkehr gefordert - dafür wurde er zu neun Jahren Haft verurteilt. Ich habe es schon 1992 formuliert: Wenn die Zeit unserer Rückkehr in Freiheit gekommen ist, dann werde ich meine politische Macht abgeben. Dann bin ich nicht länger das Oberhaupt von Tibet. 2001 haben wir im Exil die parlamentarische Demokratie eingeführt. Im Moment bin ich in so einer Art Vorruhestand. Ich hätte keine Probleme damit, mich schon bald ganz zurückzuziehen. Ich freue mich schon auf meinen Ruhestand!

Quelle: ZDF

Videos
Daniel Mantey Bild: Hertwelle432
"MANTEY halb 8" deckt auf - Wer steuert den öffentlich-rechtlichen Rundfunk?
Mantey halb 8 - Logo des Sendeformates
"MANTEY halb 8": Enthüllungen zu Medienverantwortung und Turcks Überraschungen bei und Energiewende-Renditen!
Termine
Newsletter
Wollen Sie unsere Nachrichten täglich kompakt und kostenlos per Mail? Dann tragen Sie sich hier ein:
Schreiben Sie bitte santos in folgendes Feld um den Spam-Filter zu umgehen

Anzeige