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Immer mehr Opfer im Irak: Der sinnlose Krieg geht ins fünfte Jahr

Archivmeldung vom 20.03.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.03.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Jens Brehl

Der Feldzug, der am 20. März 2003 mit diffusen Fernsehbildern aus dem nächtlichen Bagdad begann, sollte eine Art Blitzkrieg werden. Das Wort, das seit Hitlers unseligen Zeiten als deutsches Fremdwort durchs amerikanische Englisch spukt, regt immer noch die Fantasie der Militärstrategen an:

Mit gewaltiger Übermacht sollten die Truppen Saddam Husseins rasch geschlagen werden; die vom Diktator befreite Bevölkerung würde die Invasionsarmee begeistert empfangen; quasi im Handumdrehen sollte ein neuer demokratischer Staat entstehen. Wieviel Leichtsinn und Dummheit in der amerikanischen Blitzkriegsfantasie steckte, wieviel Naivität und Weltfremdheit, das ist noch heute, am Vorabend des fünften Kriegsjahres, unfassbar.

Historisch beispiellos ist dieser Leichtsinn freilich nicht. Im Gegenteil, die Geschichte ist voll von Kriegen, die mit der Hoffnung auf den schnellen Sieg begannen und im zermürbenden Stellungskrieg endeten. Der Irak-Krieg, der nun schon länger dauert als der Zweite Weltkrieg mit US-Beteiligung, ist so gesehen eher die Regel als die Ausnahme. Er ist eben auch darin ganz typisch, dass es über die Blitzkriegs-Fantasien hinaus keinerlei Strategie gab. Wie soll man sich gegen Partisanen, Bombenleger und Selbstmordattentäter wehren? Was tun, wenn die Bevölkerung die Demokratie gar nicht will? Was geschieht, wenn die verfeindeten Volksgruppen im Irak einen Bürgerkrieg beginnen und amerikanische Soldaten dabei zwischen die Fronten geraten? In der amerikanischen Militärplanung tauchten diese Fragen vor der Invasion gar nicht auf, und bis heute sind sie unbeantwortet. Die amerikanische Irak-Mission ist hoffnungslos verfahren.

Die hochgesteckten Ziele der ersten Kriegsphase sind längst Geschichte. Heute geht es aus amerikanischer Sicht nicht mehr darum, einen demokratischen Musterstaat im Nahen Osten aufzubauen. Ziel ist nur noch, Bedingungen zu schaffen, die den Abzug der US-Truppen, notfalls auch unter Inkaufnahme bürgerkriegsähnlicher Gewalt im Irak, aber wenigstens ohne die Gefahr eines multinationalen Regionalkrieges, ermöglichen sollen. Und selbst von solchen Bedingungen ist man im Irak derzeit weit entfernt.

Und so geht der immer sinnlosere Krieg weiter. 3216 US-Soldaten sind bislang gefallen, 24 000 verwundet worden. Die Zahl der irakischen Kriegstoten wird auf mindestens 60 000 geschätzt. Als die Blitzkriegsstrategen vor vier Jahren ihren Schlachtplan entwarfen, hielten sie Verluste dieser Größenordnung für ausgeschlossen.

Quelle: Pressemitteilung Westdeutsche Allgemeine Zeitung

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