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Äußerung über Notwendigkeit der Nato-Bombenangriffe auf Jugoslawien: Deutscher Botschafter sorgt für Empörung

Archivmeldung vom 08.04.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.04.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Anja Schmitt
Trajektoren und Abflugorte für die NATO Luftwaffeneinsätze in der Bombardierung Jugoslawiens vom 24. März – 11. Juni 1999. Ausstellungstafel im Militär-Museum in Belgrad.
Trajektoren und Abflugorte für die NATO Luftwaffeneinsätze in der Bombardierung Jugoslawiens vom 24. März – 11. Juni 1999. Ausstellungstafel im Militär-Museum in Belgrad.

Foto: Orjen
Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Die Äußerungen des deutschen Botschafters in Belgrad Thomas Schieb über die angebliche Notwendigkeit der Nato-Bombenangriffe auf Serbien während des Kosovokrieges haben unter den serbischen Politikern für Empörung gesorgt. Dies berichtet das russische online Magazin „SNA News“ .

Weiter ist auf deren deutschen Webseite dazu folgendes zu lesen: "In einem Interview mit dem öffentlich-rechtlichen Sender „Radio Televizija Vojvodine“ äußerte Schieb, die Bombenangriffe auf Serbien im Jahr 1999 seien notwendig gewesen, um einen Völkermord im Kosovo zu verhindern. Die Luftschläge halte er für eine „schwierige, aber richtige Entscheidung“, die man getroffen habe, als die diplomatischen Mittel erschöpft worden seien, so Schieb. Das Interview, das in der englischen Sprache geführt wurde, wurde am MIttwoch ausgestrahlt.

Zudem forderte der deutsche Botschafter Serbien auf, auch die Unabhängigkeit des Kosovo möglichst schnell anzuerkennen: Dieser Schritt würde seiner Meinung nach „Serbien, dem Kosovo und der gesamten Region zugutekommen“.

Der Chef der Regierung der autonomen Provinz Wojwodina, Igor Mirović, der als erster die Worte des Botschafters der Bundesrepublik Deutschland kommentierte, bezeichnete Schiebs Äußerung als „undiplomatisch, unwahr, unvernünftig“. „Eine derartige Äußerung stimmt nicht mit dem Status eines Botschafters in einem souveränen Staat überein. Auf solche Äußerungen sollte man meiner Meinung nach in Übereinstimmung mit den entsprechenden Grundsätzen und Konventionen reagieren.“

Der serbische Minister für Innovationen und technologische Entwicklung, Nenad Popović, stufte die Worte von Schieb als durchaus zynisch ein:

„Die schamhafte Äußerung des deutschen Botschafters in Belgrad, Thomas Schieb, dass die Bombenangriffe auf Serbien 1999 notwendig gewesen seien, um einen Völkermord zu verhindern, ist ein Ausbund von Zynismus und eine Fortsetzung der Kampagne einiger westlicher Länder, das serbische Volk des Völkermordes zu beschuldigen“, erklärte er am Donnerstagmorgen.

Ein Zeichen von „besonderer Heimtücke“ sei für ihn, dass Schiebs Äußerung in den Tagen erfolgt sei, wo das serbische Volk des 80. Jahrestages der Bombardierung Belgrads während des Zweiten Weltkriegs gedenke, so Popović. Dies sei ein Versuch der Geschichtsfälschung seitens eines deutschen Vertreters.

„Ich möchte Botschafter Schieb daran erinnern, dass das serbische Volk sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg einen Genozid erlitt, der von den Deutschen ausgeführt wurde“, fügte er hinzu und forderte den deutschen Botschafter auf, sich zu entschuldigen.

Auch der serbische Innenminister und Ex-Verteidigungsminister, Aleksandar Vulin, verwies auf den 80. Jahrestag der Bombardements Serbiens im Zweiten Weltkrieg, bei denen Zehntausende Einwohner von Belgrad ums Leben gekommen waren. Ein deutscher Botschafter hätte zu einem solchen Zeitpunkt Friedhöfe, wo die Opfer bestattet worden seien, besuchen und Kränze niederlegen sollen, äußerte er.

„Stattdessen rechtfertigt Herr Schieb die Bombardierungen Serbiens im Jahr 1999. Eine solche Frechheit hätte einem deutschen Besatzungskommandanten gepasst, sicher aber nicht einem deutschen Botschafter in Serbien“, so Vuluin.

„Die Bombardierungen Serbiens im Jahr 1941 ist ein Verbrechen, die Bombardierungen Serbiens im Jahr 1999 ist ein Verbrechen”, betonte der serbische Politiker.

„Nach zwei Weltkriegen, aus Befürchtung, dass ein vereinigtes Deutschland seine Verbrechen wiederholen könnte, verbot die Verfassung dieses Landes den Einsatz der Armee im Ausland. Die Bombardierungen der Bundesrepublik Jugoslawien zeigten, dass diese Befürchtung durchaus begründet war“, fuhr Vulin fort.

Nato-Luftangriffe auf Jugoslawien

Der Nato-Militäreinsatz gegen die damalige Bundesrepublik Jugoslawien hatte am 24. März 1999 begonnen und 78 Tage gedauert. Als Hauptgrund für die sogenannte Operation Allied Force galt laut der Führung des nordatlantischen Bündnisses „die Verhinderung des Völkermordes an der albanischen Bevölkerung im Kosovo“.

Nach Angaben der Nato wurden während der Operation 38.000 Flüge absolviert, 10.000 davon, um Luftschläge durchzuführen. Serbischen Medienberichten zufolge verbrauchte die Nato im Durchschnitt 20 Kilo Sprengstoff pro serbischen Bürger.

Nach serbischen Angaben wurden bei den Luftangriffen 3500 bis 4000 Menschen getötet und etwa 10.000 weitere verletzt, zwei Drittel davon Zivilisten. Der materielle Schaden habe sich auf bis zu 100 Milliarden US-Dollar belaufen.

Unter anderem sollen bei den Nato-Bombenangriffen 15 Tonnen abgereichertes Uran in den Geschossen auf serbisches Gebiet abgeworfen worden. Danach habe das Land im Verhältnis die meisten Krebsfallzahlen in Europa verzeichnet. In den ersten zehn Jahren seit den Bombardierungen sollen in der Republik etwa 30.000 Menschen an Krebs erkrankt sein, 10.000 bis zu 18.000 davon seien gestorben."

Quelle: SNA News (Deutschland)

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