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Beziehungskrise? Studie in fünf Ländern zeigt ambivalentes Verhältnis zur Demokratie

Archivmeldung vom 30.06.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.06.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Bild: Robert Bosch Stiftung Fotograf: More in Common
Bild: Robert Bosch Stiftung Fotograf: More in Common

Die Menschen in westlichen Ländern haben hohe Erwartungen an die Demokratie: Viele halten sie nur dann für eine gute Sache, wenn sie auch gute Ergebnisse für die Menschen im Land hervorbringt. Zwischen 24 und 51 Prozent der Menschen in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Polen und den USA haben kein gefestigtes Verhältnis zu ihrer jeweiligen Demokratie - auch wenn eine große Mehrheit grundsätzlich "Ja" zu dieser Staatsform sagt.

Bild: Robert Bosch Stiftung GmbH Fotograf: More in Common
Bild: Robert Bosch Stiftung GmbH Fotograf: More in Common

 Ihnen fehlt der Bezug zwischen ihrem Leben und dem demokratischen Staat. Das führt teils zu zufriedener Teilnahmslosigkeit, aber auch zu gefühlter Desorientierung bis hin zu Sympathien für autoritäre Alternativen. Das offenbart eine heute vorgestellte länderübergreifende Studie der Robert Bosch Stiftung und der Organisation More in Common. Sie zeigt ebenso eine erhebliche Skepsis der Bürgerinnen und Bürger gegenüber Politik und Medien.

Die Meinungsforschungsinstitute YouGov und KANTAR befragten für die Studie Anfang 2021 mehr als 10.000 Personen in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Polen und den USA zu ihren Demokratieeinstellungen und Erfahrungen mit Demokratie. Ein besonderer Fokus lag dabei auf jenen Bevölkerungsgruppen, die zwischen den Stühlen sitzen und weder zu den aktiven Verteidigern noch zu lautstarken Gegnern der Demokratie zählen.

"Die Ergebnisse erlauben kein "weiter so". Die Ambivalenz und Gleichgültigkeit vieler Bürgerinnen und Bürgern in westlichen Demokratien, gepaart mit Enttäuschung, gilt es ernst zu nehmen und zu adressieren", sagt Sandra Breka, Geschäftsführerin der Robert Bosch Stiftung. "Viele Menschen glauben, dass ihre Anliegen nicht gehört werden und ihre Stimme keinen Unterschied macht. Dieser Befund sollte uns zu denken geben und zum Handeln bewegen."

Deutschland: Wunsch nach kümmernder Politik

Für rund die Hälfte der Befragten in Deutschland reichen demokratische Prozesse alleine nicht aus. Aus ihrer Perspektive muss das System auch gute Ergebnisse liefern, um Unterstützung zu finden. Beinahe drei Viertel der Befragten (71 Prozent) wünschen sich eine "kümmernde" Politik, die das Leben der Menschen aktiv verbessert. Zugleich hat es der politische Pluralismus nicht leicht: Viele empfinden das Aushandeln verschiedener Interessen innerhalb einer Gesellschaft als anstrengend, politische Diskussionen insbesondere im persönlichen Umfeld als belastend. 20 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu, dass "im nationalen Interesse (...) unter Umständen eine Diktatur die bessere Staatsform" sei. Aktuell macht sich eine Mehrheit (65 Prozent) der Befragten "häufig Sorgen um den Zustand der Demokratie" und findet, die öffentliche Debatte in Deutschland sei zunehmend hasserfüllt (70 Prozent).

Unterschiedliche Demokratievorstellungen und Elitenskepsis

"Unsere Studie zeigt vor allem, dass Menschen unterschiedliche Vorstellungen davon haben, was eine Demokratie ausmacht. Das wird dann brisant, wenn - wie derzeit - eine schwelende Vertrauenskrise zwischen Bürgerschaft und dem politischen Betrieb hinzukommt ", sagt Laura-Kristine Krause, Geschäftsführerin von More in Common. "Politik und Zivilgesellschaft tun gut daran, diese unterschiedlichen Demokratieeinstellungen zu berücksichtigen, um auch Menschen mit einem ambivalenten Verhältnis zur Demokratie gesellschaftlich einzubinden und sie nicht Populisten zu überlassen."

In Deutschland gibt es ein solides Vertrauen in Institutionen. Doch bei vielen ist auch die Bereitschaft erkennbar, elitenkritische Aussagen bis hin zu Verschwörungserzählungen zu unterstützen. So sieht jeder Zweite Politiker als "Marionetten der dahinterstehenden Mächte" oder denkt, die Medien verfolgten ihre eigenen Absichten, statt Fakten zu berichten (53 Prozent). 44 Prozent der Befragten recherchieren daher oftmals gezielt "nach Themen, die die Politik verschweigt".

Quelle: Robert Bosch Stiftung GmbH (ots)

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