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Alexander Neu: Skripal-Fall nutzt Westen – Vorwürfe gegen Moskau unlogisch

Archivmeldung vom 16.03.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.03.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
The Mill – der Pub in Salisbury, in dem Skripal und seiner Tochter mutmaßlich das Gift beigebracht wurde
The Mill – der Pub in Salisbury, in dem Skripal und seiner Tochter mutmaßlich das Gift beigebracht wurde

Foto: Sebastian Ballard
Lizenz: CC BY-SA 2.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Der Westen versteht Russlands Geduld gegenüber Provokationen falsch. Davor warnt der Linken-Abgeordnete Alexander Neu gegenüber Sputnik. Er sieht den Westen auf einem „sehr schlechten Weg“ im Verhältnis zu Russland. Moskau wird sich nicht ewig zurückhalten, befürchtet Neu. Vorwürfe gegen Russland zum Skripal-Fall sieht er ohne Logik.

Weiter heißt es auf der deutschen Webseite: "Es gebe nur eine Menge Spekulationen zu dem mutmaßlichen Mordversuch gegen den russischen Ex-Agenten Sergej Skripal und dessen Tochter am 4. März in Großbritannien. Das stellte Alexander Neu,  Bundestagsabgeordneter der Linkspartei, am Donnerstag in Berlin gegenüber Sputnik fest. Die angebliche Verantwortung Russlands für den Fall werde aber nicht bewiesen.

Großbritannien und die USA würden „immer wieder mit Vorwürfen kommen, sie aber nicht belegen können – oder nicht belegen wollen“. Doch diese Unterstellungen würden als Fakt behandelt. Das stellte der Abgeordnete am Rand der Festveranstaltung des Deutsch-Russischen Forums im Interview fest. Das sei ein großes Problem, über das geredet werden müsse und zudem auch Gegenaufklärung notwendig sei.

„Der konkrete Fall jetzt in Großbritannien erschließt sich mir nicht in der Logik, welche Interessen Russland damit verfolgen könnte. Man hatte ja acht Jahre Zeit, diesen Menschen zu töten. Warum also eine Woche vor der Wahl? Warum wenige Wochen vor der Fußball-Weltmeisterschaft? Damit geht für Russland ein Imageschaden einher, der unermesslich ist. Warum sollte Russland das tun?“

Auf die Frage, wem das nutze, so Neu, sei die Antwort: „Russland nicht!“ Der Fall nutze dagegen „ganz konkret dem Westen“, stellte der Politiker klar. Einige seien unter anderem unglücklich, dass die WM in Russland ausgerichtet wird. Das gelte auch für den voraussichtlichen Sieg Wladimir Putins bei der Präsidentschaftswahl am Sonntag. „Wenn man dann noch mal einen globalen Imageschaden produzieren kann, ist das sicherlich im Nutzen von den USA und ihren Verbündeten.“

„Wir sind auf sehr schlechtem Weg“

Der Linken-Abgeordnete hob hervor: „Die Situation mit dem Ultimatum der britischen an die russische Regierung erinnert doch sehr an dieses Ultimatum der K-und-K-Monarchie an Serbien 1914. Was daraus geworden ist, vier Wochen später, wissen wir: Vier Jahre grausamer Krieg. Ich will nicht sagen, dass es jetzt so weit geht. Aber es kommt ein Mosaiksteinchen zum anderen, seit Jahren.“ Die Frage sei, wann eine Linie überschritten werde, wo der Knoten platze und es zum Krieg komme.

„Wir sind auf einem sehr schlechten Weg“, warnte Neu. „Es wird nicht morgen Krieg geben. Aber es kann in ein, zwei Jahren passieren, dass eine Sprachlosigkeit vorherrscht und dann Waffen sprechen.“ Aus seiner Sicht geht der Westen davon aus, dass Russland immer wieder nachgibt. Er habe das auch schon in politischen Gesprächen gehört, dass davon ausgegangen wird, dass Russland nicht reagiere. Moskau halte sich sehr zurück, aber: „Die Frage ist, wann ein Punkt erreicht ist, an dem Russland gesichtswahrend sich nicht mehr zurückziehen kann. Ich glaube, das wird im Westen unterschätzt.“

Vergiftung von Skripal: Neue Details bekanntgegeben

Die britische Zeitung „The Telegraph“ hat unter Berufung auf hochrangige Quellen in Geheimdiensten neue Details zur Vergiftung des Ex-Doppelspions Sergej Skripal veröffentlicht. Ein russischer Experte hat die Information bereits kommentiert.

Laut „The Telegraph“ befand sich der Stoff, mit dem Skripal vergiftet wurde, im Koffer seiner Tochter Julia.

Nach Angaben der Zeitung sollte das Gepäck erst im Haus von Skripal in Salisbury ausgepackt werden. Mit dem nervenparalysierenden Stoff könnten Kleidung, Geschenke oder Kosmetik von Julia durchsickert gewesen sein.

Das Ex-Mitglied der UN-Kommission zu Bio- und Chemiewaffen, Igor Nikulin, stellt das jedoch unter Frage, dass der Giftstoff sich im Koffer von Skripals Tochter befinden konnte.

„Ich denke, dass das kaum wahrscheinlich ist. Denn im Unterschied etwa zu (Giftgas – Anm. d. Red.) Sarin ist es schwer, diesen Stoff unbemerkt zu verwenden. Er hat einen scharfen und unangenehmen Geruch“, so der Experte.

Demzufolge wirkt „Nowitschok“ schnell. Wenn ein Mensch nach dem Kontakt mit diesem Gift kein Gegengift bekommt, „hat er keine Überlebenschancen“.

„Wenn Großbritannien die Wahrheit in diesem Fall herausfinden will, sollte es mit russischen Fachleuten zusammenarbeiten und Beweise vorlegen. Einen Behälter zum Beispiel, wo sich das Gas befand. Die Erklärungen (von der britischen Regierungschefin, Theresa May – Anm. d. Red.) lassen nur mehr staunen“, sagte Nikulin.

Laut dem ständigen Vertreter Russlands bei der Organisation für das Verbot chemischer Waffen, Alexander Schulgin, hat Moskau ein größeres Interesse an der Aufdeckung der Wahrheit als Großbritannien, weil Julia Skripal eine russische Bürgerin ist.

Sergej Skripal, einst Oberst des russischen Militärnachrichtendienstes GRU, war 2004 als Agent des britischen Auslandsgeheimdienstes MI6 entlarvt und von einem Militärgericht wegen Hochverrats zu 13 Jahren Haft verurteilt worden. Sechs Jahre später wurde Skripal gegen russische Agenten ausgetauscht.

Am 4. März dieses Jahres wurden der 66-jährige Skripal und seine Tochter Julia in der britischen Stadt Salisbury bewusstlos aufgefunden und mit Anzeichen einer Vergiftung in ein Krankenhaus gebracht, wo beide ins Koma fielen. Medienberichten zufolge sollen 21 Personen in Mitleidenschaft gezogen worden sein, darunter auch ein Polizist.

Die britischen Behörden vermuten einen Anschlag. Die genauen Umstände sind noch unklar. Doch Premierministerin May erklärte am Montag, dass hinter dem mutmaßlichen Giftanschlag „höchstwahrscheinlich“ Russland stehe.

Am Mittwoch hatte May Maßnahmen gegen Russland angekündigt, darunter die Ausweisung von 23 russischen Diplomaten aus London. Zudem stelle Großbritannien alle bilateralen Kontakte zu Russland ein und ziehe die Einladung für den russischen Außenminister Sergej Lawrow nach London zurück.

Russland weist die Vorwürfe zurück und erklärte sich bereit, an den Ermittlungen teilzunehmen. London verweigert Moskau ohne Angabe von Gründen den Zugang zu den Ermittlungsmaterialien. Außenminister Sergej Lawrow rief Großbritannien auf, den Verpflichtungen aus der Chemiewaffenkonvention nachzukommen.

Estnischer Ex-Geheimdienstgeneral: Skripal von Dilettanten vergiftet

Der Giftanschlag auf den Ex-Agenten Sergej Skripal in England zieht weiterhin große internationale politische Aufmerksamkeit auf sich. Verschiedene westliche Staaten werfen russischen Geheimdiensten vor, hinter dem Anschlag zu stecken. Ein estnischer Ex-Geheimdienstgeneral hat diese Einstellung nun klar zurückgewiesen.

Laut dem General eines sowjetischen Geheimdienstes a.D. Villem Rooda ähnelt der Giftanschlag auf den Ex-Doppelagenten Sergej Skripal in keiner Weise der Arbeit von Geheimdiensten. Diese Einschätzung teilte er in einem Interview für Sputnik Estland mit.

Laut dem General, der im Moment in der estnischen Hauptstadt Tallin lebt, dürfte Skripal zahlreiche persönliche Feinde gehabt haben, die ein Interesse an einem Mordanschlag gehabt haben könnten.

Dies würde vor allem daran liegen, dass er während seiner Tätigkeit als Doppelagent verschiedene hochsensible Geheimdienstinformationen an die Briten weitergeleitet habe – darunter Angaben zu Dutzenden sowjetischen Agenten in Großbritannien, die dadurch einen erheblichen Schaden genommen haben könnten.

Dennoch würden die Umstände des Attentates – vor allem der Zeitpunkt, der Ort sowie das „Werkzeug“ – gegen die Verwicklung jeglicher Geheimdienste oder professionaler Geheimdienstagenten sprechen.

Militärgeheimdienste würden eigentlich nie „exotische Gifte oder radioaktive Substanzen“ zur „verdeckten Eliminierung“ von Zielpersonen nutzen, so Rooda.

Zudem haben vor allem Russland und der russische Geheimdienst keinen konkreten Grund gehabt, um Skripal jetzt „das Todesurteil zu unterschreiben“ und das auf diese Art und Weise durchzuführen – nicht zuletzt weil Skripal mittlerweile von keinem Interesse gewesen wäre.

„Niemand hat Skripal gebraucht“, so der Ex-Geheimdienstgeneral.

Daher schließt der Militär a.D. konsequent jegliche Beteiligung von staatlichen russischen Geheimdienstakteuren aus. Die Hintermänner würden sicherlich außerhalb Russlands zu finden sein.

Der Anschlag sei eindeutig als eine politische Provokation zu werten und ihre „Autoren“ sollten definitiv nicht in Moskau gesucht werden, so der estnische Ex-Geheimdienstgeneral."

Quelle: Sputnik (Deutschland)

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