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Schweizer Militär-Experte analysiert Ukraine-Krieg: Selenski wollte Atom-Waffen

Archivmeldung vom 24.03.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.03.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Wladimir Selenskij (2020)
Wladimir Selenskij (2020)

Bild: Sputnik / Stringer

In einem Interview in der Schweizer Zeitschrift „Zeitgeschehen im Fokus“ [1] analysiert der Militär-Experte Jaques Baud ausführlich die Hintergründe des derzeitigen Kriegs zwischen Russland und der Ukraine. Dabei versucht er auch hinter die Kulissen der Entwicklung zu schauen und nicht nur das Agieren der Kriegsparteien sondern auch die Handlungsweisen der NATO und der USA zu beleuchten. Dies berichtet Magazin "Wochenblick.at".

Weiter berichtet das Magazin: "Schweizer Armee-Oberst und Nachrichtendienstler kennt die Region

Im Gegensatz zu den meisten Journalisten kennt der Oberst der Schweizer Armee Jaques Baud, der in humanitären Einsätzen im Ausland war, für die UNO und für die NATO arbeitete sowie mehrere Bücher über Nachrichtendienste, asymmetrische Kriegsführung, Terrorismus und Desinformation schrieb, die derzeit handelnden Akteure und auch die Regionen in der Ukraine sehr gut. “Ich kenne Russland, auf Grund meiner ehemaligen nachrichtendienstlichen Tätigkeit, die NATO, die Ukraine und das dazugehörige Umfeld sehr gut. Ich spreche russisch und habe Zugang zu Dokumenten, die nur wenige Menschen im Westen anschauen”, fasst Baud gleich zu Beginn des Interviews zusammen. Den völkerrechtswidrigen Krieg in der Ukraine verurteilt er, sieht aber nicht die alleinige Schuld bei Russland. Vielmehr stellt sich für ihn die erschütternde Frage, wie es überhaupt zu diesem Punkt kommen konnte, dass ein Krieg geführt wird.

Einkreisung Russlands durch NATO

Dabei sieht er als einen der Hauptpunkte, die zunehmende Einkreisung Russlands durch die NATO und der damit einhergehende Aufbau eines Raketenschilds in den neuen östlichen NATO-Mitgliedsstaaten, der durch die Aufkündigung des ABM-Vertrags durch die USA ermöglicht wurde. Denn auch wenn diese als Defensiv-Waffen bezeichnet werden, können die Abschussvorrichtungen doch auch mit Flugkörpern mit Atomsprengköpfen bestückt werden. An der russischen Grenze stationiert, ergibt sich eine äußerst geringe Vorwarnzeit. Für Russland ein nicht hinnehmbarer Zustand – schon die Sowjetunion hatte nach 1945 versucht, die NATO territorial auf Abstand zu halten. Dies war dann nach dem Fall des Eisernen Vorhangs vorbei, die NATO rückte an die Grenzen Russlands vor.

Selenski erklärte Atomwaffen-Absicht vor Krieg

Auch beim derzeitigen atomaren Säbelrasseln sieht Baud, im Gegensatz zum Mainstream, nicht die alleinige Schuld bei Russland und Putin. Zwar hat Putin am 27. Februar die Atomstreitkräft Russlands in Alarmzustand 1 versetzt. Diesem Schritt ging allerdings die Münchner Sicherheitskonferenz am 11. und 12. Februar voraus, auf der der ukrainische Präsident Selenski erklärte, dass er sich Atomwaffen beschaffen möchte. In Russland schrillten da natürlich die Alarmglocken. Und auch zu Beginn des Krieges wies der französische Außenminister gegenüber Putin darauf hin, dass die NATO eine Nuklearmacht sei. Zudem gibt Baud auch zu bedenken, dass man in Europa nicht die Interessen der USA aus den Augen verlieren dürfe. Seit dem Zweiten Weltkrieg sei es das erklärte Ziel der USA gewesen, eine Annährung zwischen Deutschland und Russland bzw. der Sowjetunion zu verhindern, obwohl es schon zuvor immer wirtschaftliche Beziehungen zwischen den Staaten gegeben habe. Und außerdem, so Baud, durge man nicht vergessen, dass in einem Atomkrieg Europa das Schlachtfeld wäre, also “in so einem Fall die Interessen Europas und der Vereinigten Staaten nicht unbedingt dieselben wären”.

Anders als USA: Russland schont Zivilisten

Zudem sieht Baud auch einen massiven Unterschied im Vorgehen der USA bei vorherigen Konflikten und dem jetzigen Russlands. Während die USA etwa in Ex-Jugoslawien, im Irak oder Libyen immer die Infrastruktur als Hauptziel ausgewählt haben, wird diese in der Ukraine von Russland geschont. Vielmehr wird noch immer Gas in die Ukraine geliefert, trotz des Krieges wurde dies vonden Russen nicht gestoppt. Ein Indiz für Baud, dass der Krieg nicht gegen die Zivilbevölkerung gerichtet ist, auch wenn diese natürlich unter dem Konflikt leidet. Aber gezielte Angriffe auf die Infrastuktur wie Strom- oder Waserversorgung sind bisher ausgeblieben.

Putin hat auf die Maximallösung gesetzt

Bei der Frage, was Putin nun veranlasst habe, militärisch einzugreifen, sieht Baud den unmittelbaren Anlass unter anderem in einem Dekret Selenskis, dass die Krim zurückerobert werden solle. Ob es sich dabei nur um ein politisches Manöver handelte, ist bis jetzt nicht geklärt. Die wirklichen Gründe liegen jedoch tiefer und gehen bis in Sowjetzeiten zurück. Zudem merkt Baud auch an, dass es im Februar laut OSZE-Mission zu vermehrten Waffenstillstandsverletzungen von ukrainischer Seite im Gebiet Donezk und Lugansk gekommen sei, weshalb sich Putin zum Eingreifen entschlossen habe. Dass er schließlich die Maximallösung wählte und die Ukraine Angriff und nicht nur den Republiken Hilfe gewährte, hat für Baud pragmatische Gründe. Im Gegensatz zur NATO agiert für ihn Russland immer aus einer ausgesprochen strategischen Sichtweise heraus. Und daher habe man im Kreml die Maximalvariante gewählt, denn dass es ohnehin Sanktionen geben wird, war klar.

Reaktionen der Schweiz eine Katastrophe

Die Reaktion der Schweiz, sich an den Sanktionen zu beteiligen, quittiert Baud mit Unverständnis: “Es ist furchtbar, es ist eine Katastrophe. Russland hat eine Liste mit 48 ‘unfreundlichen Staaten’ erstellt, und stellen Sie sich vor, die Schweiz ist auch darauf. Das ist jetzt wirklich eine Zeitenwende, die die Schweiz aber selbst zu verantworten hat.” Denn bisher habe man immer mit allen Staaten einen Dialog geführt, aber dies sei nun dabei, man habe den Mut verloren in der Mitte zu stehen und sich von der Hysterie bezüglich der Russland-Sanktionen anstecken lassen. Denn für Baud ist der Weg der Sanktionen völlig falsch und ersetzt zunehmend den Weg der Diplomatie. Zumal man auch davon ausgehen kann, dass Russland auf die Situation und auch auf die Sanktionen nicht unvorbereitet ist.

Das gesamte Interview mit Jaques Baud finden Sie hier!"

Quelle: Wochenblick

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