Iran-Krieg: mögliche Aufmarschgebiete und Folgen
Archivmeldung vom 13.02.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittFalls sich die USA doch für einen Militäreinsatz gegen den Iran entscheiden, wird es ihnen sehr schwer fallen, sich die erforderlichen Aufmarschgebiete zu sichern, schreibt ein russischer Militärexperte und prognostiziert mögliche Folgen und Kosten des Krieges. Das berichtet Radio "Stimme Russlands".
In einem Beitrag für die Wochenzeitung „WPK“, deren Printausgabe am Mittwoch erscheint, beschäftigt sich der russische Militärexperte Konstantin Siwkow mit der Wahrscheinlichkeit eines Iran-Krieges. Er schreibt, die derzeitige US-Regierung habe keine Lust auf einen Militäreinsatz im Alleingang.
Um die iranischen Atomanlagen zu zerstören und die wirtschaftlichen Eckpfeiler zu ruinieren, wäre laut Siwkow eine Koalition mit den USA an der Spitze möglich. Wichtige Mitglieder dieser Koalition seien voraussichtlich die Türkei und Saudi-Arabien, und zwar als „militärisch-strategische Aufmarschgebiete“. Äußerst wichtig sei auch Pakistans Teilnahme – ansonsten seien keine effizienten taktischen Luftangriffe möglich.
Die Regierungen in Ankara und Islamabad seien jedoch über diese Aussicht nicht begeistert, denn ein Iran-Krieg könne ihre innenpolitischen Probleme schüren. Das türkische Kurden-Problem könne kritische Ausmaße annehmen, falls der Iran den kurdischen Separatisten den Rücken stärken werde. In Pakistan seien Massenkundgebungen für den Iran zu erwarten. „Deshalb werden sich die USA und Israel politisch und diplomatisch viel Mühe geben müssen, um die Türkei und Pakistan in einen Krieg gegen den Iran zu involvieren“, so der Kommentar.
Es werde kaum gelingen, den Militäreinsatz völkerrechtlich zu legitimieren. Eine UN-Genehmigung könne kaum zustande, die entsprechende Resolution werde wahrscheinlich an Russlands und Chinas Veto scheitern.
Mögliche Kosten
Mit Blick auf die ziemlich hohe Effizienz der iranischen Luftabwehr werde die Koalition versuchen, ihre Ziele durch Luftangriffe binnen vier bis acht Wochen zu erreichen. Insgesamt könne der Krieg zwei bis sechs Monate dauern. Das hänge davon ab, wie entschlossen der Iran dem Aggressor Widerstand leistet, aber auch von der Reaktion der internationalen Gemeinschaft (vor allem China und Russland).
Die zunehmende Krise in Europa und den USA könne die Koalition dazu zwingen, den Militäreinsatz vorzeitig zu beenden, ohne ihre Ziele erreicht zu haben. Deshalb brauche die Koalition eine vollständige Überlegenheit über die iranische Luftabwehr: „Man braucht mindestens 2.000 Kampfjets, darunter bis zu 500 strategische Bomber und bis zu 400 schiffsgestützte Maschinen. Außerdem werden wahrscheinlich 1.500 bis 2.500 Flügelraketen zur Verfügung gestellt“.
Dabei sei eine effiziente Logistik nötig. Die Gesamtmenge der erforderlichen Militärtransporte könne drei Millionen Tonnen Güter überschreiten. Ein Militäreinsatz von diesem Ausmaß werde mindestens eine Billion US-Dollar kosten. Das sei für die USA schwer erschwinglich. Ein Iran-Krieg werde höhere Ölpreise verursachen, was die Wirtschaftssituation in Europa beeinträchtigen und auf negatives Echo in China stoßen werde.
Fazit
Politisch und wirtschaftlich werde es den USA und Israel also äußerst schwer fallen, militärische Aufmarschgebiete und völkerrechtliche Voraussetzungen für einen groß angelegten Luftwaffen-Einsatz gegen den Iran zu schaffen. Deshalb sei solcher Einsatz mittelfristig wenig wahrscheinlich.
Noch weniger Chancen gebe es auf einen groß angelegten Krieg gegen das iranische Heer, um das Regime zu wechseln. Denn dafür brauche die Koalition eine mindestens 500.000 Mann starke Kampftruppe. Mit der Besatzung werde der Krieg dabei nicht zu Ende sein. Das Ergebnis werde ungefähr so sein wie in Afghanistan und dem Irak. Das bringe den USA und Israel riesige politische und Image-Verluste. Auch die wirtschaftliche und sozial-politische Situation in den USA und Europa werde sich drastisch verschlechtern. Deshalb sei die Wahrscheinlichkeit eines Großkrieges auch langfristig nahe null, schlussfolgert der russische Experte.
Quelle: „Stimme Russlands"