Nebensja: Verbrechen Kiews werden entweder ignoriert oder Russland zugeschrieben
Archivmeldung vom 18.11.2022
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.11.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer ständige Vertreter Russlands im UN-Sicherheitsrat sprach am 16. November in der Sitzung des Rats über die Situation in der Ukraine. Da seine Rede noch einmal deutlich in Erinnerung ruft, wie es zur heutigen Lage kam, und Zitate aus solchen Texten meist nur verzerrt wiedergegeben werden, veröffentlichen wir hier die deutsche Übersetzung. Dies berichtet Wassili Nebensja im Magazin "RT DE".
Weiter berichtet Nebensja auf RT DE: "Herr Präsident,
wir müssen unseren albanischen und amerikanischen Kollegen unsere Wertschätzung dafür ausdrücken, dieses Treffen einberufen zu haben, auch wenn sie es bereits letzte Woche taten, ohne das Thema zu formulieren, und damit, wie wir jetzt sehen können, außerordentliche Weitsichtigkeit zeigten. Wäre diese Sitzung nicht angesetzt gewesen, hätten wir sie einberufen müssen, um uns mit den Versuchen der Ukraine und Polens zu befassen, einen direkten Zusammenstoß zwischen Russland und der NATO zu provozieren.
Die unverantwortlichen Erklärungen, die von den Staatschefs dieser beiden Staaten abgegeben wurden, kann man nicht anders interpretieren. Nehmen wir die Erklärung von Wladimir Selenskij. "Wir müssen diesen Terroristen an seinen Platz verweisen! Je länger Russland sich straflos fühlt, desto mehr Bedrohungen wird es gegenüber jedem abgeben, der von russischen Raketen erreicht werden kann. Das NATO-Gebiet mit Raketen treffen … Das ist ein russischer Raketenangriff auf die kollektive Sicherheit! Das ist eine wirklich bedeutende Eskalation. Es ist nötig zu handeln!" Anschließend drückte er Polen sein Beileid für den Tod von Menschen durch einen "russischen Raketenangriff" aus und sagte, Russland töte "jeden, den es erreichen kann".
Ich unterstreiche, dass solche Behauptungen von einer Person gemacht werden, die sich dessen bewusst sein muss, dass es Raketen der ukrainischen Luftabwehr waren, die das polnische Gebiet getroffen hatten. Das heißt, wir haben es nicht nur mit schlicht einer weiteren Desinformation zu tun, sondern mit einem bewussten Versuch, die NATO, die in der Ukraine einen Stellvertreterkrieg gegen Russland führt, in eine direkte Konfrontation mit unserem Land zu ziehen.
Die russophoben polnischen Vertreter gingen fast genauso weit, indem sie von Anfang an dreist erklärten, einen Angriff Russlands erlitten zu haben. Der polnische Außenminister berief sogar den russischen Botschafter zur Übergabe eines im scharfen Ton formulierten Schreibens ein. Und dies, obwohl die Bilder, die in den sozialen Netzwerken "auf der heißen Spur" gepostet wurden, keinen Zweifel daran ließen, dass Polen von Raketen aus einem ukrainischen Luftabwehrsystem getroffen wurde. Tatsächlich wurde dies inzwischen selbst von der NATO und dem Westen insgesamt bestätigt.
Hätte es diese Belege nicht gegeben, alle Tatsachen wären der Öffentlichkeit verborgen geblieben und Russland wäre zum Schuldigen erklärt worden. Aber es ist schwer, das Offensichtliche zu leugnen. Dies zeigt auch der Fall des Schlags ukrainischer Truppen gegen Kramatorsk am 8. April, den Kiew als russisches Verbrechen ausgeben wollte, Fotos von Augenzeugen aber diese absichtliche grausame Provokation verhinderten. Unsere ehemaligen westlichen Partner erinnern sich nicht mehr daran, und das Kiewer Regime hat jedem mit Strafen gedroht, der Material auf sozialen Netzen veröffentlicht, das die Folgen von Militärschlägen zeigt, um zu vermeiden, dass dadurch Ukrainer unabsichtlich weitere Provokationen verhindern, die ihre Regierung möglicherweise plant.
Zurück zu dem tragischen Vorfall. Ich komme nicht umhin zu erwähnen, dass die ukrainische Luftabwehr einen sehr schlechten Ruf hat, spätestens seit Oktober 2001, als ein ziviles russisches Flugzeug auf dem Flug von Tel Aviv nach Nowosibirsk während eines Manövers über dem Schwarzen Meer abgeschossen wurde. Das Unglück forderte 78 Menschenleben. Gleiches geschah im Jahr 2014, viele erinnern sich an diese Tragödie, als ein weiteres Flugzeug abstürzte. Ich meine den Absturz der MH-17 im Donbass. Aber die sogenannten internationalen Ermittler, jene der Ukraine eingeschlossen, zogen nie in Betracht, dass Kiew dafür verantwortlich sein könnte. In den letzten Monaten konnten wir jedoch massenweise Fotos sehen, die die Folgen ukrainischer Luftabwehrraketen zeigen, die in verschiedenen Städten Wohngebäude getroffen haben, hinter denen diese Verteidigungssysteme der Ukraine aufgestellt waren. Es gibt unbeholfene Versuche, diese Bilder als Belege für die Folgen russischer Angriffe zu verkaufen – von Schlägen, die durch unsere Hochpräzisionswaffen gegen militärische Einrichtungen und die dazugehörige kritische Infrastruktur durchgeführt werden. Wenn sie das sagen, vergessen sie aber immer zu erwähnen, dass von diesen Gebäuden nichts mehr übrig wäre, hätte es sich tatsächlich um russische Angriffe gehandelt.
Kollegen,
Ihre Versuche, Russland für alles verantwortlich zu machen, unter allen Bedingungen, gegen alle Tatsachen und den gesunden Menschenverstand, überrascht uns schon längst nicht mehr. Heute implizierten viele Vertreter westlicher Staaten in ihren Bemerkungen, trotz der offenkundigen Absicht hinter der ukrainisch-polnischen Provokation, dass es, selbst wenn die Ukraine die Raketen abgeschossen hätte, dennoch Russlands Schuld sei, da Russland kritische Infrastruktur zerstöre. Wie lahm diese Logik ist, kann man am besten sehen, wenn wir an den unverantwortlichen Beschuss des Atomkraftwerks Saporoschje denken, hinter dem, wie jeder weiß, die Ukraine steckt. Einige von Ihnen wiederholten ihr liebstes, gerissenes Mantra: "Wir wären ohne Russland nicht dort, wo wir heute sind." Ich erinnere noch einmal daran, dass wir nicht dort wären, wo wir sind, hätte in Kiew 2014 nicht ein mörderischer, verfassungswidriger Putsch stattgefunden, unter direkter Beteiligung westlicher Staaten. Ich erinnere daran, dass die Anführer dieses Putsches vom ersten Tag an einen Kurs einschlugen, der die Geschichte verzerrte und gegen die russische Sprache vorging, und dadurch einen gewaltsamen inneren Konflikt hervorrief. Wir würden nichts von dem allem jetzt diskutieren, hätten Sie nicht das Kiewer Regime in seinem Unwillen ermuntert, die Minsker Abkommen umzusetzen, und hätten Sie nicht seinen acht Jahre währenden Krieg gegen die Menschen des Donbass gedeckt. Ohne all dies hätten wir nicht unsere spezielle Militäroperation beginnen müssen, um diese Menschen zu schützen.
Wenn Sie darauf verzichten würden, sich einzumischen und die Ukraine mit Waffen und Munition zu beliefern, wenn Sie die Führung der Ukraine ermutigen würden, auf dem Weg zum Frieden auf realistischer Grundlage zu handeln, statt deren wahnhaften Fantasien von der Möglichkeit, Russland zu besiegen, zu dulden (wofür das Selenskij-Regime zehntausende Soldaten in ein sinnloses Gemetzel schickt), wenn Sie die terroristischen Angriffe der ukrainischen Sonderdienste gegen Russland nicht unbeachtet ließen, dann müssten wir keine Hochpräzisionsschläge gegen die Infrastruktur führen. Aber da Sie tun, was Sie tun, und da das Kiewer Regime die Lorbeeren für nicht vorhandene militärische Erfolge beansprucht, müssen wir die Ziele der speziellen Militäroperation weiter verfolgen und weiter das militärische Potential der Ukraine reduzieren, das vor allem dank des unablässigen Zustroms westlicher Waffen aufrechterhalten wird. Wir haben uns daran gewöhnt, dass die Ukraine über jede Kritik erhaben ist. Jedes Verbrechen, das das Kiewer Regime begeht, wird entweder ignoriert oder Russland zugeschrieben. Ich stelle Ihnen eine Frage, rhetorisch, natürlich: Hat einer von Ihnen sich je zu den Gräueltaten und Unterdrückungsmaßnahmen geäußert, die das Kiewer Regime in den Gebieten, die unter seiner Kontrolle stehen, an Zivilisten verübt, zu den Bezeichnungen, mit denen Kiew diese Menschen versieht, zu der Folter, der Kiew sie aussetzt? Das passiert jetzt in Cherson, und davor passierte es in anderen großen und kleinen Städten. Das kann man alles einfach online finden. "Nein, haben Sie nicht", lautet die Antwort, denn das ist jenseits Ihres Horizonts und Ihres willkürlichen Gewissens. Wenn Sie also jemanden kritisieren wollen, schauen Sie in den Spiegel. Und erinnern Sie sich daran, wie arrogant Sie damals die Vorschläge zurückwiesen, die Themen europäischer Sicherheit zu diskutieren, und wie Sie sich an das "heilige Recht" der NATO klammerten, sich ohne Rücksicht auf die Sorgen anderer auszudehnen.
Herr Präsident,
nachdem wir hier alle versammelt sind, werde ich noch einige Neuigkeiten zur Beteiligung der NATO am ukrainischen Konflikt liefern. Die NATO flutet die Ukraine weiter mit Waffen und setzt Mannschaften von Ausbildern und ausländische Söldner ein, die sie bedienen. Das US-Militär ist inzwischen aktiv an der Planung und der tatsächlichen Koordinierung bewaffneter Handlungen beteiligt, was selbst das Pentagon jüngst zugegeben hat.
Wir haben keine Zweifel, wie die westliche Militärausrüstung eingesetzt wird – sie verrichtet gezielte Schläge gegen zivile Einrichtungen. Allein in den letzten Wochen gab es zahllose Artilleriebombardements, auch von HIMARS, gegen die Innenstadt und gegen Wohngebiete von Donezk, Jasinowataja, Stachanow, Swatowo und andere Siedlungen, und gegen die Städte der russischen Region Belgorod. Das Wasserkraftwerk von Kachowka, dessen Zerstörung eine humanitäre Katastrophe großen Ausmaßes auslösen würde, wird weiter beschossen.
Wir haben keine Illusionen , wozu der Westen dies alles braucht. Für ihn ist die Ukraine unter anderem ein Testgebiet für verschiedenste Waffenarten. Der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow hat dies jüngst bestätigt. Er sagte, verschiedene westliche Waffensysteme würden in der Ukraine "wetteifern."
Herr Präsident,
wir sind sehr überrascht von den Versuchen unserer westlichen Kollegen, sich des Exports von russischem Dünger in Entwicklungsländer über das Welternährungsprogramm zu rühmen. Der französische Präsident Emmanuel Macron verkündete, der Kanal für die Lieferungen sei angeblich dank der Bemühungen Frankreichs und des WFP [Welternährungsprogramm, Anm. d. Red.] geschaffen worden. Er gebrauchte das Wort "wir". Andere westliche Delegationen behaupteten heute Ähnliches. Ich frage mich, auf wen sich dieses "wir" bezieht. Ich erinnere daran, dass es dabei um den Dünger ging, den die westlichen Staaten auf ihren Gebieten festhielten, und den an Entwicklungsländer zu liefern Russland selbst angeboten hatte. Der Westen, insbesondere die Europäische Union, hat dies nicht nur nicht ermöglicht, er hat sich tatsächlich dagegen gestellt. Jetzt posieren sie heuchlerisch als Retter der Entwicklungsländer. Noch einmal, der Dünger, der nach Afrika geht, ist der Dünger, der wegen der EU-Sanktionspolitik in europäischen Häfen "eingefroren" wurde. Russland schlug vor, diesen Ländern den Dünger kostenlos zu liefern. Das passiert jetzt unter Vermittlung des WFP, dem wir diese Dienste zahlen.
Herr Präsident,
es wäre naiv zu glauben, dass die ganze militärische und finanzielle Hilfe des Westens für die Ukraine so genutzt wird wie beabsichtigt. Wir haben schon eine Menge von Belegen angeführt, um zu beweisen, dass ein beträchtlicher Teil dieser Waffen in den Händen von Kriminellen und Terroristen landet, die auf der ganzen Welt Konflikte aufrechterhalten; und dass große Mengen an Vorräten schlicht geplündert wurden. Es scheint, dass die Lieferanten dieser "Hilfe" endlich darüber nachdenken.
Am 7. November wurde eine Gruppe amerikanischer Experten in die Ukraine geschickt, um die Waffenlieferungen an Kiew zu überprüfen. Es zeigte sich, dass die USA nur ein Zehntel davon kontrollierten, das sind 22.000 Stück. Das Schicksal der übrigen Waffen bleibt unklar.
Parallel dazu tauchten nach dem Zusammenbruch des FTX Krypto-Wechselportals und dem wörtlichen Verschwinden seiner milliardenschweren Anlagen einige faszinierende Tatsachen in Bezug auf die Verträge von FTX mit der Regierung der Ukraine auf. Der Gründer und Eigentümer von FTX ist einer der Hauptspender der Demokratischen Partei der Vereinigten Staaten, die in der Zuweisung von Mitteln an Kiew die Führungsrolle spielen. Diese Verwicklungen kommen für uns nicht überraschend, wohl aber für den amerikanischen Steuerzahler.
Die schüchternen Stimmen der Vernunft, die im Westen mitunter zu vernehmen sind, verschwinden im aggressiven Aufheulen jener, die die Feindseligkeiten um jeden Preis fortsetzen und Russland mithilfe der Ukraine schlagen wollen. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg sagte beispielsweise, dass die Allianz jeden Kontakt für inakzeptabel hält, der auf eine Regelung zielt, die Russlands Position und Interessen berücksichtigt. Der ehemalige US-Sonderbeauftragte für die Ukraine, Kurt Volker, veröffentlichte einen Artikel, in dem er die Normalisierung der Beziehungen zwischen Russland und dem Westen von Russlands militärischer Niederlage abhängig machte, einem Wechsel der Staatsführung und einer Überprüfung unserer gegenwärtigen Staatsgrenzen.
Der Westen versucht, die Verantwortung für all seine Vergehen auf Russland abzuladen, und nutzt diese Organisation als Plattform für derartige egoistische Versuche. Das zeigte sich auch am Montag, dem 14. November, in der Sondersitzung der Vollversammlung, klar. Die westlichen Initiatoren eines Resolutionsentwurfs zu "Reparationen" erklärten nicht einmal in groben Zügen, welche Art Mechanismus sie für die Entgeltung von Schäden etablieren wollen. Stattdessen brachten sie die Entwicklungsländer dazu, einen rechtlich fragwürdigen, politisierten Text zu unterzeichnen, der darauf abzielte, die Enteignung fremden Besitzes zu "legalisieren". Aber dieses Mal scheiterte die westliche Kampagne aus Erpressung, Zwang und Einschüchterung deutlich.
Das Ergebnis der Abstimmung, in der sich über die Hälfte der Mitgliedsstaaten weigerte, diese Manifestation der antirussischen westlichen Erzählung zu unterstützen, erklärt sich von selbst. Für die meisten Länder, auch für jene, die gezwungen wurden, mit "ja" zu stimmen, ist das doppelte Maß unserer westlichen Kollegen offenkundig, wie auch ihr Unwillen, für ihre Vergehen einzustehen – Sklaverei, Kolonialismus, den Drang, das internationale Recht durch eine "regelbasierte Weltordnung" zu ersetzen, in der sie selbst die Regeln setzen.
Die sich entwickelnde Welt konnte ein weiteres Mal sehen, dass die ukrainische Krise nur Verhandlungsmasse in den westlichen Plänen ist, ein Instrument, um die Unerwünschten zu strafen, die Abhängigen zu unterwerfen, und zu versuchen, ihre schwindende globale Dominanz in der sich entwickelnden multipolaren Welt aufrechtzuerhalten.
Vielen Dank."
Quelle: RT DE