Ukraine provoziert Ungarn: „Traum von Transkarpatien“ – Selenskyj gibt Minderheiten-Sprach-Diskriminierung zu
Archivmeldung vom 24.03.2022
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie stellvertretende ukrainische Ministerpräsidentin Irina Vereschuk griff in einem facebook-Eintrag die ungarische Regierung unverhältnismäßig an: Sie warf Ungarn vor, keine Waffen an die Ukraine zu liefern und auch keinen Waffentransport über ungarisches Territorium zu erlauben. Ebenfalls unterstellte sie der ungarischen Regierung offen pro-russische Rhetorik. Dies berichtet der Osteuropa-Korrespondent Elmar Forster im Magazin "Unser Mitteleuropa".
Weiter berichtet Forster: „Die Art und Weise, wie die ungarische Führung die Ukraine in letzter Zeit behandelt hat, ist noch schlimmer als die einiger russischer Satellitenstaaten der ehemaligen Sowjetunion. Ungarn unterstützt keine Sanktionen. Sie schicken keine Waffen. Sie erlauben keinen Transit von Waffenlieferungen aus anderen Ländern. Sie sagen zu praktisch allem nein.“
Dabei unterstellte sie Ungarn als Beweggründe, dass „sie russischer Gas mit Rabatt bekommen wollen“. Der nächste Zusatz von Vereschuk ist aber einerseits eine gefährliche außenpolitische Provokation und gleichzeitig eine unterschwellige Hetze gegen die ungarische Minderheit: „Oder liegt es daran, dass sie still von unserem Transkarpatien träumen ?“ (karpathir) Unterstellt doch Vereschuk damit, dass Ungarn sich das Gebiet der ungarischen Minderheit wieder einverleiben möchte, also ein Form der Annexion. Und setzt damit wieder eine neue Note für Minderheitenhass durch nationalistische-faschistische ukrainische Radikale. (UM berichtete)
Geschichtsklitterung: „Unser Transkarpatien“ – 1956er-Revolution durch ukrainisches Militär niedergeschlagen
Vereschuks´ Äußerungen zeugen freilich nicht gerade von fundierter historischer Analysefähigkeit: Vergisst sie doch, dass die ungarische Revolution 1956 von der Sowjetunion niedergeschlagen worden war, zu der damals auch die Ukraine gehörte, welche die Satellitenstaaten unterdrückt hatte.
Weiters schneidet Vereschuk ein altes mitteleuropäisches Trauma an: Dass große Teile der jetzigen Ukraine im Diktat-Frieden von Versailles (1920) der österreichisch-ungarischen Monarchie entrissen und der Ukraine eingegliedert worden waren. Erst auf diese Weise entstand so also innerhalb der jetzigen Ukraine die ungarische Minderheit der Transkarpato-Ungarn.
Außerdem schützt die ungarische Regierung durch ihre Weigerung des Waffentransports nicht nur die ungarische Minderheit in Transkarpatien, sondern schafft so auch einen letzten sicheren Rückzugsraum für Flüchtlinge innerhalb der Ukraine.
Ukraine unterdrückt die ungarische Minderheit
In der Ukrainedürfen seit 2017 nationale Minderheitensprachen nur noch in der Grundschule unterrichtet werden. Die einzige Unterrichts- und Offizialsprache (seit 2019) ist Ukrainisch. Bei Zuwiderhandlung drohen Geldstrafen.
2018 bedrohte sogar eine „Todesliste“ (der Nationalistengruppe Mirotvorec – „Friedensmacher“) 300 ungarisch-ukrainische Funktionäre, weil sie angeblich im Besitze der ungarischen Doppel-Staatsbürgerschaft waren. (DieWelt). Eine Internet-petition (des ukrainischen Parlaments) rief zu deren Deportation auf. Auch der staatliche Aufkauf leerstehender ungarischer Wohnungen wurde diskutiert: Um „dort ukrainische Vertriebene aus dem russisch besetzten Osten des Landes anzusiedeln“ (Die Welt, ebda). Während der Krim-Krise wurden v.a. ungarisch-stämmige Soldaten an die ostukrainische Front versetzt.
Präsident Selenskyi erkennt plötzlich Minderheiten-Diskriminierung an
In Verhandlungen mit der russischen Seite verwies er darauf, dass diese Fragen auch von ungarischer Seite aufgeworfen worden sind: „Man darf nicht sagen: ‚Wir haben solche Minderheiten.´ Wir dürfen sie nicht Minderheiten nennen, sondern Gemeinschaften. Und dass sie jetzt sagen: ‚Wir hatten (!) Schulen, in denen sie Ungarisch und Russisch sprachen.´ Es ist alles eine Frage des Respekts.“ (Selinskyi)
Am 21.3.2022 wurde bekannt, dass die Ukraine der ´Europäischen Vereinigung der nationalen Sprachinstitutionen´ beigetreten ist, die offiziell Mehrsprachigkeit und Respekt für Minderheitensprachen unterstützt. Dies gab der Sprachenbeauftragte Tarasz Kreminy bekannt. Auffallend aber auch hier, dass es ihm vor allem um das Ukrainische ging: „Heute ist die Front des Kampfes um die Ukraine auch die Front der Einbürgerung der ukrainischen Sprache… Die ENFIL-Mitgliedschaft wird es der Ukraine ermöglichen, eine Strategie für den rechtlichen Schutz der ukrainischen Sprache als künftige Sprache der EU zu entwickeln.“ (karpathir)"
Quelle: Unser Mitteleuropa