Putin: Jet-Abschuss sollte Lieferung von IS-Öl an Türkei absichern
Archivmeldung vom 01.12.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittRussland hat allen Grund für die Annahme, dass der Abschuss des russischen Su-24-Bombers die Lieferung von Rohöl durch den Islamischen Staat (IS) an die Türkei absichern sollte, erklärte Russlands Präsident Wladimir Putin am Montag in Le Bourget bei Paris am Rande der UN-Klimakonferenz.
Die deutsche Ausgabe des russischen online Magazins "Sputnik" schreibt auf ihrer Webseite weiter: "Dieses Öl werde aus Syrien mit Tankwagen an Häfen auf dem Territorium der Türkei transportiert, wo es dann auf Tankschiffe umgeschlagen werde.
Putin zufolge wurde der Abschuss des russischen Bombers bei all seinen bilateralen Treffen in Le Bourget behandelt. „Alle hörten aufmerksam zu, die meisten waren der Ansicht, dass es absolut nicht nötig war, das unbewaffnete Flugzeug anzugreifen, das die Türkei nicht gefährdet hatte“, fuhr Putin fort. „Mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan gab es kein Treffen… Wir haben uns nicht einmal gesehen.“
Nach Angaben russischer Militärs wurden seit Beginn der Operation der russischen Luftwaffe in Syrien 16 der 20 Ölraffinerien des IS (Daesh) zerbombt. Zudem wurden mit etwa 1.000 Stück fast zwei Drittel aller Tankwagen zerstört, die Öl aus Syrien in die Türkei transportierten.
Am 24. Oktober war ein russischer Frontbomber vom Typ Su-24 in Syrien abgestürzt. Die Maschine wurde mit einer Luft-Luft-Rakete von einem türkischen F-16-Kampfjet über dem syrischen Gebiet abgeschossen und explodierte vier Kilometer von der türkischen Grenze am Boden.
Oberbefehlshaber und Präsident Putin bezeichnete den Abschuss als einen „Stoß in den Rücken durch Helfershelfer von Terroristen“.
Putin: Abschuss der Su-24 „großer Fehler“
Für Russland spielt es keine Rolle, dass der Befehl zum Abschuss eines russischen Bombers über Syrien nicht vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan erteilt wurde. „In jedem Fall wurde ein großer Fehler begangen“, sagte Russlands Präsident Wladimir Putin.
„Wir haben gehört, dass nicht Erdogan, sondern andere Personen die Entscheidung getroffen hatten. Aber das ist egal. Wichtig ist, dass infolge dieser verbrecherischen Aktion zwei russische Soldaten ums Leben kamen“, sagte Putin.
Ex-US-Sicherheitsberater Brzezinski lobt Reaktion der „Weltmächte“ auf Jet-Abschuss
Laut dem Präsidentenberater von Jimmy Carter Zbigniew Brzeziński kann die Reaktion „der Weltmächte“ auf den Su-24-Abschuss durch die Türkei von einem baldigen Fortschritt nicht nur bei dieser Frage, sondern auch bei der Regelung der Krise in Syrien zeugen.
Russland und die USA demonstrieren ein vernünftigeres Herangehen an diesen Vorfall und an die Situation um Syrien insgesamt, so Brzeziński in einem Interview mit der amerikanischen Zeitung Politico. Gleichzeitig soll der ehemalige Präsidentenberater Erleichterung geäußert haben, dass der Kampfjet nicht durch die US-Luftwaffe und nicht über den Baltischen Staaten abgeschossen worden war. In dem Fall hätte Russland aus Brzezińskis Sicht absolut anders reagieren können. Die Notwendigkeit einer militärischen Intervention durch die USA wäre dann offensichtlich.
Politico unterstreicht, dass sich die Einstellung des ehemaligen Präsidentenberaters in Richtung Optimismus geändert habe. Anfang Oktober hatte Brzeziński zum Anschluss Russlands an die Verhandlungen über die Zukunft der Region aufgerufen.
Der Ex-Berater sei der Ansicht, dass der Verbleib Assads an der Macht genauso wenig Vorteile für Russland mit sich bringen würde, wie sein Sturz für die USA. Die beiden Länder sollten zudem geheim daran interessiert sein, keine Zusammenstöße untereinander zuzulassen.
Laut Brzeziński sind Russland und der Westen an der Beibehaltung der Stabilität interessiert. In Bezug auf den Rücktritt von Baschar Assad ist der Ex-Berater der Ansicht, dass keine der Seiten ihre lebenswichtigen Interessen mit seinem Schicksal verbinden würde.
Putin bedauert Bruch mit Türkei – „Habe viel für diese Beziehungen getan“
Russlands Präsident Wladimir Putin bedauert die Verschlechterung der Beziehungen mit der Türkei, für deren Festigung er viel getan hatte. „Ich denke, dass wir alle das bedauern“, sagte der Staatschef am Montag.
Das Niveau der russisch-türkischen Partnerschaft sei beispiellos hoch gewesen, sagte Putin.
Nach dem Abschuss eines russischen Kampfjets durch die türkische Luftwaffe über Syrien hatte der Präsident einen Ukas zur Gewährleistung der nationalen Sicherheit und zu ökonomischen Maßnahmen gegenüber der Türkei unterzeichnet. Vorerst wird die Einfuhr von Obst und Gemüse aus der Türkei nach Russland gestoppt. Zum 1. Januar 2016 wird die Visumspflicht für türkische Bürger wiederhergestellt, die nach Russland reisen wollen. Die Regierung in Moskau erwägt auch mehrere andere Sanktionen.
USA bestreiten Beteiligung an Su-24-Abschuss durch Türkei
Die USA bestreiten ihre Beteiligung am Abschuss des russischen Kampfjets Su-24 durch die türkische Luftwaffe. Washington hat US-Nato-Botschafter Douglas Lute zufolge keine Flugpläne mit der konkreten Route von Moskau bekommen, und keine Pläne mit der Absicht, den Nato-Luftraum zu verletzen.
„Auf den Flugplänen werden keine konkreten Routen, sondern nur die Gebiete angegeben“, sagte Lute.
„Uns wurde kein Plan vorgelegt, der eine Verletzung des NATO-Luftraums beinhaltet hätte. Wenn ein solcher vorgelegt worden wäre, wären wir dagegen aufgetreten“, so der Botschafter weiter.
Der russische NATO-Botschafter Alexander Gruschko hatte zuvor erklärt, das Vorgehen der Türkei beim Abschuss des russischen Kampfjets über Syrien widerspreche nicht nur fundamentalen Artikeln der UN-Charta, sondern auch den eigentlichen NATO-Vorschriften. Der nach dem Katapultieren am Fallschirm hängende Flugkommandant Oleg Peschkow wurde durch Terroristen auf unter Kontrolle von syrischen Turkmenen stehendem Territorium erschossen. Der gerettete Pilot Konstantin Murachtin teilte Journalisten mit, dass der russische Jagdbomber den türkischen Raum nicht verletzt und keine Warnungen von türkischen Piloten bekommen habe.
Russlands Präsident Wladimir Putin hatte zuvor mitgeteilt, dass Russland seine US-Partner über die Zeit und Routen der russischen Luftwaffe im Voraus informiert habe. Dem Staatschef zufolge wusste die amerikanische Seite, die die Koalition, der die Türkei angehört, anführt, wo und wann russische Kampfjets Angriffe fliegen werden. Genau dort und um diese Uhrzeit sei der Frontbomber Su-24 abgeschossen worden. Entweder kontrollieren sie nicht, so Putin, was ihre Verbündeten tun, oder „geben diese Information hin und her, ohne dabei zu begreifen, welche Folgen dies haben kann“.
Quelle: Sputnik (Deutschland)