Attac zum G-8-Gipfel: Warnung vor Anschlägen als "Stimmungsmache" zurückgewiesen
Archivmeldung vom 05.02.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie angekündigten Protestkundgebungen anlässlich des in Heiligendamm stattfindenden G-8-Gipfels der führenden Industrienationen Anfang Juni sind "der Jahreshöhepunkt" der globalisierungskritischen Bürger.
Die globale Protestbewegung Attac
rechnet mit 50 000 Teilnehmern und damit, dass abgesehen von einigen
Farbbeuteln und Pflastersteinen, "nichts Großes" an Gewalt passieren
werde. Das sagte die Geschäftsführerin von Attac Deutschland, Sabine
Leidig, in einem Interview mit der "Leipziger Volkszeitung".
"Die Ungerechtigkeit nimmt zu. Die zunehmende Spaltung zwischen
Arm und Reich gibt es, ganz konkret spürbar. Weltweit, aber auch in
Deutschland, in unserer Gesellschaft." Dem müsse man sich als
Demokratin entgegenstellen. Der mit den Gipfel stets verbundene
"Medienrummel" werde gerne und gezielt genutzt, um eigene Ideen und
Themen in die Öffentlichkeit zu bringen, so die
Attac-Geschäftsführerin. "Wir versuchen natürlich, den Medienrummel
zu nutzen, um für unsere Forderungen und Alternativen zu werben. Wir
weisen das ganze Jahr auf die negativen Folgen der Globalisierung,
auf die Auswirkungen der Klimakatastrophe oder auf die soziale
Ungerechtigkeit hin. Aber gehört und gefragt werden wir im Grunde
nur, wenn die Mächtigen die Themen aufgreifen und sie in den Fokus
der öffentlichen Aufmerksamkeit stellen."
Die Warnungen von Verfassungsschützern und Politikern vor
drohenden Anschlägen anlässlich des G-8-Gipfels und der parallelen
Demonstrationen wies die Aktivistin als "Stimmungsmache" zurück.
"Sicherlich wird es auch ein paar Irrationale geben, die vielleicht
nicht davon abzubringen sind, mit Farbbeuteln oder mal mit einem
Pflasterstein zu werfen. Aber da wird garantiert nichts Großes
ablaufen." Attac habe viel Erfahrung mit der Organisation von
Demonstrationen und Protesten. "Von der ganz großen Masse der
Demonstranten wird keine Gewalt ausgehen." Sie vermute, "dass mit den
vielfältigen Warnungen vor angeblich drohender Gewalt beabsichtigt
wird, einen Keil zwischen die Aktivisten zu treiben". Klar sei, "dass
das zentrale Ereignis die internationale Demonstration am 2. Juni in
Rostock sein wird, bei der Demonstranten aus vielen Ländern ihren
Protest friedlich, aber deutlich sichtbar machen werden". Für diese
Demonstration sei die Mobilisierung aber schwierig. "Rein logistisch
ist es schwierig in Rostock, bei den beengten Verhältnissen, die
schon am Bahnhof beginnen, Massen zu versammeln. Und der Tagungsort
ist sehr abgelegen. Wenn 50 000 zusammenkommen, wäre das schon ein
ziemlich großer Erfolg", meinte Frau Leidig. Die gewerkschaftlichen
Spektren hätten dieses Datum nicht so im Blickpunkt. "Aber das ändert
sich vielleicht noch, wenn sich die innenpolitischen
Auseinandersetzungen zuspitzen. Auch bei den Gipfeln in Genua oder
Paris mobilisierten immer auch innenpolitische Konflikte." Für jene,
die sich kritisch mit der Globalisierung beschäftigten, und den
vielen, die über die bundesdeutschen Probleme hinaus blickten, "ist
der G-8-Gipfel schon ein Mobilisierungs-Höhepunkt".
Sie kündigte zugleich an, dass man auch versuchen werde, mit einer Protestaktion bis unmittelbar zu den eingeplanten Sicherheitszonen vorzudringen, die das G-8-Tagungsgelände umgeben werden. "Wir von Attac planen eine Künstlerinitiative, aus der heraus in 20 Städten Kunstwerke entstehen sollen, die Alternativen zur Globalisierung darstellen werden. Zusammen mit 100 Großplakaten wollen wir das alles an dem Zaun ausstellen. Ob das gelingt, wird man sehen."
Quelle: Pressemitteilung Leipziger Volkszeitung