Griechenland will mit Privatisierungen gegen Bankrott ankämpfen
Archivmeldung vom 24.05.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittGriechenland will mit einem Privatisierungsprogramm gegen den drohenden Staatsbankrott ankämpfen. Wie das Finanzministerium des Landes am Montag mitteilte, sollen unter anderem die zwei größten Häfen des Landes, Thessaloniki und Piräu, verkauft werden. Der Flughafen Athen, der sich noch zu 50 Prozent in staatlicher Hand befindet und der alte geschlossene Flughafen von Athen Hellinikon stehen ebenfalls zum Verkauf.
Neben den genannten Standorten, sollen noch weitere bislang nicht näher bezeichnete kleinere Flughäfen und Häfen privatisiert werden. Zum Verkauf stehen außerdem Restteile der griechischen Telefongesellschaft OTE, die Postbank, das staatliche Glücksspielunternehmen (OPAP) und die Gaswerke (DEPA).
Am Wochenende hatte es Berichte gegeben, dass Griechenland nur noch bis Mitte Juli zahlungsfähig sein soll. Mit den Privatisierungen soll nun die Liquidität des Landes gewährleistet und die Bewilligung der nächsten Tranche des EU-Rettungspakets in Höhe von zwölf Milliarden Euro erreicht werden. Die Europäische Union (EU), der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Europäische Zentralbank (EZB) hatten ihre Zustimmung für diese neue Hilfszahlung von weiteren Sparmaßnahmen Griechenlands abhängig gemacht. Ende Juni soll darüber entschieden werden.
Allianz-Chef warnt vor Folgen eines Staatsbankrotts von Griechenland
Allianz-Vorstandschef Michael Diekmann hat vor den unkontrollierbaren Folgen eines Staatsbankrotts von Griechenland und einer möglichen neuen Finanzkrise gewarnt. In einem Interview der "Bild-Zeitung" sagte Diekmann: "Die Folgen eines Staatsbankrotts von Griechenland wären unbeherrschbar. Was passiert, wenn alle griechischen Sparer die Banken stürmen und ihre Guthaben abheben" Die Banken müssten schließen. Viele andere Regionen und Finanzhäuser wären unkontrolliert davon betroffen und würden angesteckt. Die Gefahr einer zweiten, größeren Finanzkrise wäre da." Europa müsse schwachen Ländern helfen. "Mit einer Umschuldung allein ist Griechenland nicht zu retten", sagte der Chef von Europas größtem Versicherungskonzern der Zeitung.
Das Land dürfe nicht vom Kapitalmarkt abgekoppelt werden, die Wirtschaft müsse in der Lage sein zu gesunden und zu wachsen. "Mit Geld allein ist das griechische Problem nicht zu lösen", sagte Diekmann und forderte einen Marshall-Plan für das Mittelmeerland: "Wir brauchen einen Industrialisierungsplan für Griechenland, eine Art Marshall-Plan. Es müsste Arbeit und Produktion aus ganz Europa in das Land verlagert werden. Was spricht dagegen, Fabriken nach Griechenland statt nach Osteuropa oder Asien auszulagern. Das würde den Griechen enorm helfen, um wieder auf die Beine zu kommen."
Diekmann äußerte sich zuversichtlich zu der Entwicklung einzelner überschuldeter EU-Länder: "Wir sehen erfreuliche Fortschritte in Portugal und vor allem in Spanien. Es gibt erste Anzeichen, dass auch Irland es hinkriegen wird. Es wird aber zu sehr nur auf die Schulden geschaut. Wir bräuchten eine ehrliche Bilanz aller künftigen Risiken: Was können die Sozialsysteme noch leisten" Was bedeuten schwankende Kapitalmärkte, Inflation, Staatsverschuldung für den Aufbau und den Schutz von Vermögen - das geht uns alle an."
Magazin: U-Boot-Hersteller HDW kündigt Vertrag mit Griechenland
Die Kieler HDW Werft hat vergangene Woche einen 650-Millionen-Euro-Vertrag über die Ausrüstung für zwei neue U-Boote der 214er-Klasse für die griechische Marine gekündigt. Das berichtet der "Spiegel". Gefertigt werden sollten die Schiffe bei der Hellenic Ship Yards (HSY) in Griechenland. An dem Unternehmen, das mehrheitlich der Abu Dhabi MAR gehört, hält die HDW eine Minderheitsbeteiligung von 24,9 Prozent. Die Kieler, die die gesamte Technik mitsamt den Brennstoffzellen für die Boote liefern sollten, waren zuletzt zwischen die Fronten einer Auseinandersetzung zwischen der Abu Dhabi MAR und der griechischen Regierung geraten. Der Schiffsbauer hatte die angeschlagene HSY im vergangenen Jahr nur mit der Zusage übernommen, dass die Regierung die Auslastung der Werft garantiere. Doch die Politik habe das Unternehmen immer wieder torpediert, beklagte sich Abu-Dhabi-MAR-Geschäftsführer Iskandar Safa gegenüber HDW. Um den Druck auf die Politik zu erhöhen, griff Safa zuletzt zu einem eigentümlichen Mittel. HSY behielt die ersten Zahlungen der Athener Regierung über 100 Millionen Euro ein, obwohl laut Vertrag 60 Millionen Euro davon nach Kiel hätten überwiesen werden müssen. HDW blieb nichts anderes übrig, als den Kontrakt zu kündigen. Womöglich bekommt Griechenland nun die 100 Millionen nicht zurück. In Kiel gibt man sich entspannt, bislang seien noch keine Kosten entstanden. "Wenn uns einer bezahlt, liefern wir auch wieder", sagt HDW.
Quelle: dts Nachrichtenagentur