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93 Tibeter in Golog festgenommen

Archivmeldung vom 24.03.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.03.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Tashi Sangpo Bild: IGFM
Tashi Sangpo Bild: IGFM

Die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua meldete, dass die chinesischen Behörden am 21. März 95 Tibeter festnahmen, die demonstrierten, nachdem sich ein tibetischer Mönch durch einen Sprung in den Machu (Gelber Fluss) das Leben genommen hatte.

Xinhua zufolge hätten die Behörden sechs Mönche verhaftet, während sich 89 bei der Polizeistation am Ort freiwillig gestellt hätten. Von den 95 Tibetern seien 93 Mönche und zwei Laien gewesen. Die Demonstranten hätten „Polizisten und Regierungspersonal angegriffen“. Tashi Sangpos Leiche sei noch nicht gefunden worden.

Wie das Tibetische Zentrum für Menschenrechte und Demokratie (TCHRD), aus diversen Quellen erfuhr, war es reine Verzweiflung und extreme Hoffnungslosigkeit, die den 28jährigen Mönch Tashi Sangpo aus der Gemeinde Gyulgho (chin. Lajong), Bezirk Machen, TAP Golog, Provinz Qinghai, dazu bewegten, in den Machu Fluss zu springen.

Den dem TCHRD zugegangenen Informationen zufolge wurde Tashi Sanpo seit dem 10. März 2009 in einer örtlichen Polizeistation festgehalten, nachdem Flugblätter politischen Inhalts und eine verbotene tibetische Nationalflagge in seinem Zimmer konfisziert worden waren. Am 21. März um etwa 15.00 Uhr holte er sich Erlaubnis zu einem Toilettengang (Toiletten befinden sich in Tibet meist außerhalb von Gebäuden). Er rannte dann zum nahegelegenen Machu und sprang hinein.

Kurze Zeit nach Tashi Sangpos Verzweiflungstat strömten mehrere Tausend Mönche und ortsansässige Tibeter zusammen und demonstrierten auf den Straßen von Ragya, vor der Polizeistation und den Verwaltungsgebäuden, sie riefen Parolen wie „Bod gyalo“ (Tibet sei Sieg) und weinten bitterlich. Einigen Quellen zufolge hätten sie auch „Unabhängigkeit für Tibet“ und „Lange lebe der Dalai Lama“ gerufen.

Das Kloster Ragya steht seit dem 10. März unter strenger Bewachung, als politische Schriften dort gefunden wurden und einige Mönche die chinesische Flagge vom Dach der Versammlungshalle herunterholten und statt ihrer eine tibetische Nationalflagge hissten.

Daraufhin wurden der Disziplinmeister des Klosters Ragya, Palden Gyatso, sowie vier weitere Mönche festgenommen. Die Lage im Kloster Ragya und den umliegenden Ortschaften ist sehr angespannt. Innerhalb kurzer Zeit trafen sieben Militärlastwagen voller Sicherheitskräften aus Xining, der Provinzhauptstadt von Qinghai, ein, um die aufgebrachte Menge unter Kontrolle zu bringen.

Free Tibet, London, erhielt weitere Informationen von einem in London lebenden Mönch des Klosters Ragya, der Kontakte zu der Gegend hat: Augenzeugen, die gerade auf einer Brücke über den Machu standen, sahen, wie der Körper Tashi Sangpos von der reißenden Strömung des Flusses weggetrieben wurden und verloren ihn kurz danach außer Augen. Seine Leiche wurde bisher nicht gefunden. Der jüngere Bruder von Sangpo traf um etwa 16 Uhr vor der Polizeistation ein, bei der schon viele Menschen zusammengelaufen waren. Die Menge der Tibeter sei größer gewesen als die Zahl der Sicherheitskräfte, die vorerst in der Polizeistation blieben. Die Demonstranten waren sehr aufgebracht, denn ihrer Ansicht nach war der Sprung in den Fluss der einzige Ausweg für Sangpo, um den fürchterlichen Schlägen und Misshandlungen zu entgehen, die ihm in der Haft verabreicht wurden. Viele glauben, dass er Selbstmord beging, obwohl nicht sicher ist, ob das wirklich Sangpos Absicht war, als er in den Fluss sprang.

Quelle: Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM)

 

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