Euro-Krise: Moody`s stufen Griechenlands Kreditwürdigkeit herab
Archivmeldung vom 25.07.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNachdem die Ratingagentur Fitch bereits am Freitag Griechenland als "beschränkt zahlungsunfähig" bewertet hatte, hat nun auch die amerikanische Agentur Moody`s Griechenland erneut herabgestuft. Die neue Stufe "Ca" ist die schlechteste Note über einem Kreditausfall. Durch das neue Rettungspaket werde für Griechenland "Zeit gekauft", hieß es in der Stellungnahme von Moody`s.
Für die privaten Gläubiger bedeute dies "substantielle ökonomische Verluste". Mit dieser Bewertung belässt die Agentur Griechenland weiterhin auf "Ramsch-Niveau". Wegen der aktuellen "Unsicherheit über den exakten Marktwert der Kreditsicherheiten" hat Moody`s noch keinen Ausblick auf die weitere Kreditbewertung gegeben, welche nach dem geplanten Umtausch griechischer Staatsanleihen erfolgen soll. Dennoch sehe die Ratingagentur Anzeichen, dass Griechenland "seine Schuldenlast möglicherweise reduzieren" könnte.
EU-Parlamentarier Farage kritisiert zweites Rettungspaket für Griechenland
Der EU-Parlamentarier Nigel Farage hat das zweite Rettungspaket für das stark verschuldete Griechenland scharf kritisiert. "Das ist eine riesengroße Belastung für die Steuerzahler", sagte Farage im Interview mit "Markenpost". Auf die neuerliche Rettungsaktion werden weitere folgen müssen, mit immer größer werdenden Auswüchsen. Das sei gleichzeitig ein giftiger Kreislauf, der sich schrittweise auf die gesamte EU ausweiten werde. Für Farage ist das zweite Hilfspaket keine Lösung, sondern es stehe für die größenwahnsinnige Torheit der EU-Politiker. Der EU-Kritiker sagte im Interview zudem, dass der Euro auf keinen Fall gerettet werden sollte: "Das ganze System ist ein verächtlicher Weg in Richtung Verarmung und Diktatur. Je schneller der Euro verschwindet, desto besser für jeden", erklärte der EU-Parlamentarier.
Bundeswirtschaftsminister Rösler will griechische Wirtschaft unterstützen
Das Bundeswirtschaftsministerium arbeitet an einem umfangreichen Plan, um die griechische Wirtschaft anzukurbeln. Wie die Onlineausgabe des "Handelsblattes" berichtet, werde Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) am Mittwoch eine Investorenkonferenz einberufen, um mit den Präsidenten von mehr als 20 Wirtschaftsverbänden die Pläne zu diskutieren. Es gehe darum, unter welchen Voraussetzungen sich deutsche Firmen in Griechenland engagieren wollen. Die Industrie hofft dabei auf milliardenschwere Aufträge. Die Investorenkonferenz ist Teil eines 16-Punkte-Plans des Wirtschaftsministers. Mit einer "Investitions- und Wachstumsoffensive" soll die Wettbewerbsschwäche Griechenlands überwunden werden. Unter anderem bietet Rösler "administrative Hilfe" beim Aufbau wettbewerblicher Strukturen und bei der Modernisierung der griechischen Verwaltung an. Bundeskanzlerin Angela Merkel unterstützt die Initiative. Röslers Bemühungen seien abgestimmt und richtig, sagte Merkel.
Finanzwissenschaftler Kerber kritisiert Haltung der Bundesregierung in der Eurokrise
Der Berliner Finanzwissenschaftler Markus Kerber hat die öffentliche Position der Bundesregierung in der Diskussion um die Eurokrise kritisiert. Nachdem die ersten Hilfsmaßnahmen erfolglos waren verstecke man sich nun hinter öffentlichen Mutzusprechungen, um die "historischen Fehleinschätzungen vergessen zu machen", schreibt Kerber in der Onlineausgabe des "Handelsblattes". Mit dem "Hinweis, Deutschland profitiere besonders vom Euro, setzt nicht nur das Jugend-forscht-Kabinett der gegenwärtigen Bundesregierung neue Maßstäbe volkswirtschaftlicher Ignoranz", so der Finanz-Experte. "Damit hat sich das gesamte politische System der Republik als unfähig erwiesen, in der Stunde größter Gefahr für die Portemonnaies der Bürger und die fiskalische Souveränität des Landes irreversible Schäden abzuwehren", schreibt Kerber. Auch Politiker wie Wolfgang Schäuble hätten diese Situation genutzt, um den Untergang politischer Wirkmächtigkeit Deutschlands als Europa geschuldet zu feiern. "Dagegen hilft nur der Ruf nach einer Verfassungsrevision und die grenzüberschreitende Mobilisierung der Bürgergesellschaft", so der Finanzwissenschaftler.
Finanzexperte Otte: Euro-Gipfel-Beschlüsse sichern Eurozone nicht nachhaltig
Der deutsche Wirtschaftsprofessor Max Otte, der bereits 2006 die weltweite Finanzkrise vorhergesagt hatte, hat die Beschlüsse der Euro-Regierungschefs vom Donnerstag als nicht ausreichend kritisiert. Durch die Beschlüsse werde Griechenland "ein Jahrzehnt vom Kapitalmarkt genommen", schrieb Otte in einem Beitrag für das Nachrichtenmagazin "Focus". "Die beschlossenen Maßnahmen haben nun die Wahrscheinlichkeit verringert, dass ein weiteres Land in das Visier der Finanzmärkte gerät, aber es ist nicht ausgeschlossen." Für Spanien oder Italien reichten die zur Verfügung stehenden 440 Milliarden Euro allerdings keinesfalls aus. Deutschland muss laut Otte weiter auf eine Insolvenzordnung für Euroländer bestehen und gemeinsam mit Frankreich "eine Vorreiterrolle bei der Regulierung der Finanzmärkte einnehmen". Die von Frankreich geforderte Finanztransaktionssteuer könne sich "zu einer echten Einnahmequelle" für die Europäische Union ausweiten "und die Spekulationswirtschaft zum Wohle der Realwirtschaft zurückdrängen", schrieb Otte in "Focus". Als Krönung würde es der Professor an der Fachhochschule Worms ansehen, "wenn Frankreich und Deutschland es schaffen, eine europäische Ratingagentur in Form einer staatlichen Einrichtung oder Stiftung" auf den Weg zu bringen. Dann hätte Europa "einen großen Schritt auf dem Weg zu einer souveränen Außenwirtschaftspolitik" gemacht.
Quelle: dts Nachrichtenagentur