Medien: Nordkorea testet nach Tod von Kim Jong-il Kurzstreckenrakete
Archivmeldung vom 19.12.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNach dem Tod des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong-il hat Pjöngjang am Montag offenbar eine Kurzstreckenrakete getestet. Wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten Regierungsvertreter berichtet, sei an der Ostküste Nordkoreas eine Rakete abgeschossen worden.
Nach Beobachtungen des südkoreanischen Militärs habe die Kurzstreckenrakete eine Reichweite von etwa 120 Kilometern gehabt. Der Raketenabschuss habe Yonhap zufolge zu Testzwecken stattgefunden, ein direkter Zusammenhang zwischen dem Raketentest und der Todesnachricht bestehe nicht. Eine offizielle Bestätigung der Berichte über den Raketenabschuss gab es bis zum Montagnachmittag nicht.
Nordkorea hatte am Montag den Tod des Machthabers Kim Jong-il bekanntgegeben. Der 69-Jährige starb dem Staatsfernsehen nach bereits am Samstag in Folge "körperlicher und mentaler Erschöpfung", westliche Medien vermuten einen Herzinfarkt. Zum Nachfolger des Machthabers wurde dessen jüngster Sohn Kim Jong-un erklärt.
Roth sieht keine Hoffnungen auf Wandel in Nordkorea
Grünen-Chefin Claudia Roth, die als einzige führende deutsche Politikerin in den vergangenen Jahren Nordkorea besuchte, sieht nach dem Tod Kim Jong-Ils wenig Chancen für eine Öffnung des Regimes. "Nach dem Ableben des Diktators können wir keinen nordkoreanischen Frühling erwarten. Meine Erfahrungen beim letzten Besuch in Nordkorea geben mir wenig Anlass zur Hoffnung, dass Kim Jong Il jemand nachfolgt, der die Kraft hat, das Land zu öffnen", sagte Roth der "Rheinischen Post" (Dienstagsausgabe). "Nordkorea ist eine völlig geschlossene Gesellschaft. Es ist eine Diktatur in Reinkultur." Möglicherweise, so Roth, ist der "kommende Machthaber in Nordkorea, der Sohn Kim Jong Ils, auch gefährlicher, als es sein Vater war." Die Grünen-Politikerin war Anfang April mit einer Delegation des Deutschen Fußballbundes in Pjöngjang.
Hague sieht in Kims Tod möglichen Wendepunkt für Nordkorea
Der britische Außenminister William Hague sieht im Tod von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Il die Möglichkeit für einen Wendepunkt. "Die Nachfolger müssten anerkennen, dass die Zusammenarbeit mit der internationalen Gemeinschaft die beste Möglichkeit bietet, die Lebensqualität des Volkes zu heben", hieß es in einer Erklärung Hagues am Montag. Man ermutige Nordkorea, am Frieden und an der Sicherheit in der Region zu arbeiten, so der Außenminister. Auch der Vorsitzende des deutsch-koreanischen Forums und parlamentarischer Staatssekretär im Finanzministerium, Hartmut Koschyk (CSU), sieht erste Anzeichen für einen Wandel in Nordkorea. "Ich glaube, auch die Uhr der Diktatur in Nordkorea läuft ab", sagte Koschyk der "Saarbrücker Zeitung" (Dienstagausgabe). Der verstorbene Diktator habe bereits zu Lebzeiten viel an Respekt verloren, sagte Koschyk. Sein Sohn Kim Jong Un werde nicht in der Lage sein, diese Autorität zurückzugewinnen. Das Regime versuche daher jetzt, "durch militärische und außenpolitische Kraftmeierei von der Schwäche des Übergangs abzulenken". Hinter den Bildern der trauenden Menschen steckten aber "vor allem propagandistische Absichten. In Wahrheit hält sich die Trauer der einfachen, koreanischen Menschen in Grenzen".
Auch Korea-Kenner Bernhard Seliger bezweifelt die Durchsetzungsfähigkeit Kim Jong Uns. Der jüngste Sohn Kim Jong Ils sei mit 28 Jahren noch sehr jung. Zudem sei unklar, ob er genug Gefolgschaft in Partei, Armee und Regierung finde. Nachdem staatliche Medien am frühen Montagmorgen den Tod des langjährigen Machthabers Kim Jong Il meldeten, hat Nordkorea die Bevölkerung aufgerufen, seinen Sohn und designierten Nachfolger Kim Jong Un zu unterstützen. Das Volk und das Militär "müssen Genossen Kim Jong Un treu die Ehre erweisen", erklärte die amtliche nordkoreanische Nachrichtenagentur. Ihm waren bereits im vergangenen Jahr wichtige politische und militärische Posten übertragen worden.
Quelle: dts Nachrichtenagentur