Kuba: Journalist und Bürgerrechtler in akuter Lebensgefahr
Archivmeldung vom 24.11.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) hat ein erschreckendes Dokument aus dem kubanischen Gefängnis Kilo 8 in Camagüey erhalten. Es ist der verzweifelte Hilferuf des lebensbedrohlich erkrankten politischen Gefangenen Juan Carlos Herrera Acosta.
Der Journalist und Bürgerrechtler schreibt: "Die Gefängnisleitung blieb trotz der Befunde desinteressiert und gleichgültig, bis ich mir am 23. Oktober meinen Mund als Ausdruck der Verletzung meiner Rechte und der schlimmen Lebensbedingungen zugenäht habe. Ich werde hier wie ein wildes Tier gehalten. Sogar die Wachhunde leben unter besseren Bedingungen".
Martin Lessenthin, Vorstandssprecher der IGFM, fordert die Regierungen der Europäischen Union auf, sich unverzüglich für die bedingungslose Freilassung des gewaltfreien Bürgerrechtlers einzusetzen. Lessenthin: "Juan Carlos Herrera Acosta muss leben. Er ist in seinem Zustand keine Bedrohung für das Regime, sondern er benötigt sofortige lebensrettende medizinische Hilfe! Das Castro Regime soll seiner Ausreise in einen europäischen Staat oder die USA nicht im Wege stehen".
Der 41-jährige Journalist wurde im März 2003 verhaftet und kurz darauf auf Grundlage des Gesetzes 88 zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt. Er gehört zur Gruppe der 75, die als Dissidenten im sogenannten "schwarzen Frühling" inhaftiert und in Schnellprozessen zu langjährigen Gefängnisstrafen verurteilt wurden. Als Mitglied des Kubanischen Rates für Menschenrechte und Demokratie sowie als nationaler Koordinator der Bewegung Jugend für Demokratie hat er sich vor seiner Verhaftung für den Aufbau einer zivilen Gesellschaft engagiert.
Herrera Acosta leidet infolge der Unterversorgung und der unmenschlichen Haftbedingungen an starker Unterernährung, Mangelerscheinungen, Hautkrankheiten und verschiedenen starken Beschwerden des Herzens, der Lunge und anderer Organe.
Die IGFM zitiert aus Acostas Kassiber, der heimlich aus dem Gefängnis herausgeschmuggelt wurde:
(…) Ich habe acht Tage ohne Essen verbracht und nur sehr wenig Wasser zu mir genommen. Am 2. November 2007 wurde ich nachts in die medizinische Abteilung gebracht. (…) Die Situation hat sich lebensbedrohlicher als erwartet herausgestellt. Ich hege nicht die geringste Hoffnung, noch lebend aus diesem ungeheuerlichen Ort herauszukommen. Meine Tage sind gezählt, und, wie nicht anders zu erwarten war, verbietet mir das kubanische Regime eine Begegnung mit meinen Lieben vor dem Tod. Es ist eine Politik der Rache und Vergeltung. Ich weise weder die Möglichkeit eines herbeigeführten Todes zurück noch die Möglichkeit, der nächste Miguel Valdes Tamayo zu sein. Doch trotz dieser gefährlichen Aussicht lasse ich meine Brüder wissen, dass ich weiterhin kämpfen werde so viel ich kann. Ich werde weiter meinen festen Standpunkt in Verteidigung der Menschenrechte beibehalten, insbesondere mit meiner Anklage gegen Mörder und gegen grausame, unmenschliche und erniedrigende Behandlungen.
Leben ist nicht wichtig, wenn nicht feste und wahre Ideale bestehen, die es zu verteidigen gilt. Elf Millionen Kubaner ertragen die Auswirkungen einer Tyrannei, um ihr Recht auf ein freies, pluralistisches und verantwortungsbewusstes Land durchzusetzen, von dem auch der angesehenste aller Kubaner Jose Marti träumte. Bis zum letzten Augenblick meines Lebens werde ich zu meinen Idealen stehen. Wenn ich sterbe, wird ein weiterer politischer Mord auf dem Rücken dieser Tyrannei lasten.
Ich möchte jenen, die mich physisch und psychisch foltern, nicht um Mitleid bitten. Ich verkünde meine kritische Situation der Internationalen Gemeinschaft. Möge sie gemeinsam mit meinen kubanischen Brüdern im Exil das Regime in Havanna anklagen. Ich werde nicht der Erste und nicht der Letzte sein, der in Castros Kerkern sein Leben verliert. Es gab Andere in diesen fünfzig Jahren Diktatur, die versucht hatten, eine bürgerliche Gesellschaft wiederherzustellen. Kubaner haben ein Recht auf Freiheit, auf Pluralität, auf freie und faire Wahlen. Kuba verdient, den leeren Sitz einzunehmen, der unter den großen demokratischen Nationen auf Kuba wartet.
Alle Exil-Kubaner und alle, die entschlossen und friedlich auf den Straßen demonstrieren, sollen wissen, dass ich nicht aufgeben werde. Als würdiger Anhänger der Ideale von Varela, Marti, Gandhi und Martin Luther King werde ich mich weder beugen noch werden meine Knie weich werden. Ich werde weiter von diesem finsteren Ort aus diese gerechte Sache unterstützen.
Ich kann nicht bestreiten, dass es ein harter Schlag für mich war, zu wissen, dass ich sterben werde. Ich würde liebend gerne mehr zu einer hellen und hoffnungsvollen Zukunft beitragen, würde gerne etwas Glanz zu unserem gegenwärtigen trüben Land hinzufügen. Ich fürchte mich nicht vor dem Tod. Ich fürchte mich nicht, wenn sie mich töten. Was immer geschehen wird, wird geschehen; alles wird kommen, wie es kommen soll. Ich bitte meine Brüder, im Kampf nicht nachzulassen, nicht den Mut zu verlieren und weiter vorwärts zu gehen. Aus dem GULag Castros sende ich meine Botschaft der Hoffnung.
Ich habe ein neues Ringen begonnen, diesmal für mein Leben. (…) Für mich wäre es eine hohe Ehre, auf der Opferliste Castros namentlich aufgeführt zu werden. Sie werden nicht erreichen, von mir einen Schrei des Bedauerns zu hören. Ich glaube, ich kann sogar noch mehr geben und noch viel mehr für unsere Kinder und für dieses Land tun, in dem alle in wirklichem Frieden leben können.
Ich bin körperlich zwar schwach, aber geistig bin ich stark. Ich weiß, dass nichts vergebens ist (…). Ich blicke dieser harten Wirklichkeit ins Auge. Nichts wird mich entmutigen. Seit dem 3. November 2007, als ich erkannte, wie ernst mein Gesundheitszustand wirklich ist, habe ich sehr viele Zeichen der Solidarität von anderen Häftlingen erhalten, die mich stärken.
Meine lieben Brüder der Gruppe ehrenhafter politischer Gefangener, Pedro Luis Boitel und besonders der unermüdliche Kämpfer Jorge Luis Garcia Perez 'Antunez', ihr sollt wissen, dass Juan Carlos Herrera Acosta aufrecht stehen wird und dem Terror bis zum letzen Tag die Stirn bieten wird! Mein kritischer Gesundheitszustand ist ein weiteres Beispiel des grausamen und unmenschlichen kubanischen Gefängnissystems. Die Welt darf nicht den Schmerz vermehren, den jene hinter Gefängnisgittern erleiden, die das Recht auf Leben in wahrer Freiheit verteidigen. Das ist der Preis, den man unter der Schirmherrschaft Castros zahlt und den ich als würdiger Sohn dieses Landes mit Gleichmut trage.
Quelle: Pressemitteilung Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM)