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Weihbischof Rolf Lohmann zum zehnten Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Fukushima

Archivmeldung vom 10.03.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.03.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Rolf Lohmann (2017), Archivbild
Rolf Lohmann (2017), Archivbild

Bild: Eigenes Werk /SB

Anlässlich des zehnten Jahrestages der Reaktorkatastrophe von Fukushima am 11. März 2011 erklärt Weihbischof Rolf Lohmann (Münster), der in der Deutschen Bischofskonferenz für Umwelt- und Klimafragen zuständig und Vorsitzender der Arbeitsgruppe für ökologische Fragen der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen ist: "Die Reaktorkatastrophe von Fukushima hat großes menschliches Leid und gravierende Umweltschäden verursacht und ist tief in unserem Gedächtnis verankert."

Lohmann weiter: "Der zehnte Jahrestag ist für uns Anlass, der vielen Opfer und Betroffenen zu gedenken. Er hält uns aber auch dazu an, über die durch die Katastrophe aufgeworfenen Fragen nachzudenken, die den Umgang von uns Menschen mit der Natur ganz wesentlich berühren und die wir noch längst nicht zufriedenstellend gelöst haben.

Kernenergie ist ein Fall für die Ethik, denn kaum eine andere Technologie verdeutlicht so sehr die Ambivalenz der Technik. Die von der Bundesregierung eingesetzte Ethik-Kommission Sichere Energieversorgung ist im Mai 2011 zu dem Ergebnis gekommen, dass der Ausstieg aus der Kernkraft in Deutschland 'nötig' und 'möglich' ist, 'weil es risikoärmere Alternativen gibt'. Heutzutage stimmt es sorgenvoll, dass in manchen Ländern neue Kernkraftwerke gebaut und Laufzeiten verlängert werden, um vermeintlich klimaneutrale Energie zu produzieren, obwohl nukleare Unfälle nie völlig auszuschließen sind und die Endlagerproblematik nicht gelöst ist.

Die Katastrophe von Fukushima hat der Energiewende in Deutschland einen Schub gegeben. Mit dem Ausbau erneuerbarer Energien wurden in den vergangenen Jahren schon erhebliche Fortschritte erzielt, bis zur Klimaneutralität ist es aber noch ein weiter Weg. Wir haben uns weiter anzustrengen, um unseren Treibhausgasausstoß zu verringern. Der Ausbau erneuerbarer Energien muss noch beschleunigt werden; dies allein wird aber nicht reichen. Mehr Suffizienz, also Genügsamkeit, gehört auch dazu. Wir müssen Energie zudem noch effizienter nutzen und darüber hinaus einfallsreich sein, etwa indem wir ernsthaft die Potenziale von insbesondere grünen Wasserstofftechnologien ausschöpfen. Mögliche Konflikte bei der Flächennutzung, etwa zwischen Klima- und Naturschutzmaßnahmen, sind zwar absehbar, können aber abgemildert und entschärft werden: Der Schutz und die Wiederaufforstung von Wäldern, die intelligente, nachhaltige Bearbeitung von Böden und die Renaturierung von ehemaligen Mooren sind Beispiele, wie sowohl die Artenvielfalt als auch die natürlichen Kohlenstoffsenken in unseren heimischen Gefilden gestärkt werden können. Das Thema Energie bleibt in den nächsten Jahren von zentraler Bedeutung. Es gilt, klug vorzugehen und auch in Zukunft unter Beteiligung aller gesellschaftlichen Akteure zusammenzuarbeiten - national, europäisch und global. Natürlich brauchen wir weiterhin Versorgungssicherheit und bezahlbaren Strom. Die deutschen Bischöfe haben sich in den Jahren nach der Reaktorkatastrophe mit den Verlautbarungen Der Schöpfung verpflichtet und Empfehlungen zur Energiewende zu Wort gemeldet und unter anderem dargelegt, dass die Energiefrage auch eine Gerechtigkeitsfrage ist, bei der Belastungen fair zu verteilen sind, ohne die grundlegenden Ziele zu vernachlässigen.

Ein aus christlicher Sicht sehr bedeutsamer Baustein der Energiewende ist, maßvoll zu konsumieren und Lebensstile einzuüben, die mit weniger Energie- und Ressourcenverbrauch auskommen. Die Kirche kann hier eine Vorbildfunktion einnehmen. Das Ziel ist klar: Wir wollen als Gesellschaft nachhaltig leben und wirtschaften, um Gottes gute Schöpfung zu bewahren.

Der Druck und die Ambitionen in Politik und in Unternehmen, in der Zivilgesellschaft und im Privaten, aber auch in unserer Kirche dürfen nicht nachlassen. Fukushima bleibt eine Mahnung. Warten wir nicht auf neue Katastrophen, um die nötigen Schritte zum Wohl unseres gemeinsamen Hauses zu gehen!"

Quelle: Deutsche Bischofskonferenz (ots)


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