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Venezuela und die Türkei – Zeichnet sich eine strategische Partnerschaft ab?

Archivmeldung vom 02.08.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.08.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Bild: Q.pictures / pixelio.de
Bild: Q.pictures / pixelio.de

Der Besuch von Venezuelas Präsident Maduro in Ankara und der bevorstehende Besuch des türkischen Präsidenten Erdoğan in Caracas verdeutlichen: Die Beziehungen zwischen Venezuela und der Türkei werden enger. Wie Ankara könnte auch Venezuela, mit seinen reichen Ölreserven, zu einem geopolitisch entscheidenden Faktor werden. Dies analysiert Ociel Alí López im Magazin "RT DE".

Weiter analysiert López  auf RT DE: "Der nächste Besuch des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan in Caracas, den sein venezolanischer Amtskollege Nicolás Maduro Mitte Juli ankündigte, positioniert Venezuela als strategischen Ort inmitten des Streits zwischen den geopolitischen Blöcken, die sich in den letzten Jahren neu formiert haben. Die Informationen über den Besuch wurden im Rahmen der Verabschiedung des türkischen Botschafters in Caracas, Şevki Mütevellioğlu, bekannt gegeben.

Die kriegerische Haltung der Türkei im internationalen Konzert verschafft ihr derzeit eine besondere Stellung. Seit Jahren, genauer gesagt: seit dem gescheiterten Putsch in der Türkei im Jahr 2016, hat sich Erdoğan Moskau angenähert, obwohl sein Land seit 1952 ein aktives und anerkanntes Mitglied der Nordatlantikpakt-Organisation (NATO) ist.

Diese Position, die in der aktuellen Weltlage noch widersprüchlicher erscheint, hat es ihr dieses Jahr ermöglicht, tatsächliche Macht in den geopolitischen Auseinandersetzungen zu zeigen. Seit Beginn des Konflikts zwischen der Ukraine und Russland schlug Erdoğan seine Vermittlung vor und nutzte sein Land als Bühne für Verhandlungen zwischen den beiden Regierungen.

Erdoğan kommt nach Venezuela, um Präsident Maduro erneut den Rücken zu stärken und darauf hinzuwirken, dass seine Regierung endgültig von den westlichen Staaten anerkannt wird. Zuvor nutzte die Türkei ihre Mitgliedschaft in der NATO, um gegen die Aufnahme Schwedens und Finnlands in diese Organisation zunächst ein Veto einzulegen und sie dann später, wenn auch unter bestimmten Bedingungen, zu akzeptieren. Der Vorgang ließ alle Geopolitiker aufhorchen. Sie mussten auf Erdoğans endgültige Entscheidung warten.

Andererseits wurde der türkische Präsident zum Verbündeten von Maduro, insbesondere seit der Umsetzung des Konjunkturprogramms in dessen zweiter Regierungsphase. Zu diesem Zeitpunkt hatte Venezuela alle Kreditlinien, auch die seiner Verbündeten, verloren. So öffneten die Regierung und Geschäftsleute der Türkei inmitten der venezolanischen Krise verschiedene Marketingkanäle.

Es sei daran erinnert, dass Erdoğan 2018 Caracas besuchte, nur dass damals seine Regierung nicht die aktuelle Überlegenheit besaß, die sie seit Beginn des Ukraine-Konflikts und der offensiven Reaktivierung der NATO erlangte.

Auf dieser bevorstehenden Reise kommt Erdoğan nach Lateinamerika, um den venezolanischen Präsidenten erneut zu unterstützen. Er unterstreicht damit sein Bemühen um die endgültige politische Anerkennung der Maduro-Regierung, die von mehreren westlichen Regierungen, insbesondere von seinen NATO-Partnern, immer noch verweigert wird. Mittels Sanktionen blockieren sie das Land mit diversen kommerziellen, finanziellen und diplomatischen Maßnahmen. Sie können sich nicht von dem gescheiterten Versuch lösen, Maduro zu stürzen.

Öffnung des Westens nach Caracas?

Seit Beginn des Konflikts in der Ukraine hat das Weiße Haus die Annäherung an den Regierungssitz in Miraflores beschleunigt. Es entsandte zwei hochrangige Missionen nach Caracas, um direkte Verhandlungen aufzunehmen. Sie haben es geschafft, einen venezolanischen Regierungsbeamten von einer Sanktionsliste des US-Finanzministeriums zu streichen. Außerdem haben die USA inzwischen europäischen Ölunternehmen wie Repsol und Eni erlaubt, den Ölhandel mit Venezuela wieder aufzunehmen.

Maduro schrieb auf Twitter:

"Die kriminellen Sanktionen haben uns dazu veranlasst, uns den Wiederaufbau einer realen und diversifizierten Wirtschaft vorzunehmen. Wir sind aufs Land gegangen, um unsere Lebensmittel in höchster Exportqualität zu produzieren. Wir haben alles, um die umfassende Entwicklung des Landes zu gewährleisten."

Mitten auf dem G7-Gipfel im Juni forderte ein Beamter der französischen Präsidentschaft in einer Erklärung den Wiedereintritt Venezuelas als Öllieferant für Europa. Es wird immer absurder, Caracas hinter einem "Eisernen Vorhang" zu halten, nachdem die Ölpreise in die Höhe geschossen sind und die Unsicherheit über die Weltenergieversorgung wächst.
Erdoğans Ankunft könnte seinen westlichen Verbündeten die Augen darüber öffnen, dass die Zeit der Blockade Venezuelas beendet werden muss. Doch Maduro hat bereits eine strategische Linie festgelegt, die weniger von Washington und seinen treuen Verbündeten abhängig ist.

Maduros jüngste Nahost-Tour

Die aktuellen geopolitischen Umstände und die wiedergewonnene Bedeutung des venezolanischen Öls (Venezuela verfügt über die größten nachgewiesenen Reserven der Welt) haben Maduro ermutigt, seine internationalen Beziehungen neu zu gestalten.

Zeitgleich mit dem in Los Angeles stattfindenden Amerika-Gipfel der OAS, bei dem Venezuela nicht vertreten war, traf Maduro in Ankara ein. Ein Zeichen dafür, dass er nicht auf die Sanktionsentscheidungen Washingtons warten will, sondern eine eigene Agenda entwirft.

Ankara war nicht das einzige Ziel. Die Tour führte ihn in fünf weitere asiatische und afrikanische Länder, alle von Bedeutung in der Öl- und Energiewelt: Iran, Algerien, Kuwait, Katar und Aserbaidschan. Es lohnt sich, über die Bedeutung dieser Maduro-Reise nachzudenken, denn sie ging nicht zu denselben Weltmächten, bei denen Venezuela traditionell nach Finanzierungsplänen suchte: China und Russland.

Bei dieser Gelegenheit überwogen die Versuche, den Handel mit verbündeten Ländern wie der Türkei auszuweiten und die Handelsbeziehungen mit Ländern wiederzubeleben, die Venezuela aufgrund ihrer Mitgliedschaft in der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) historisch nahestehen.

Die Vereinbarungen, die Maduro möglicherweise mit den besuchten Regierungen getroffen hat, sind nicht im Detail bekannt. Doch nach seinen öffentlichen Erklärungen werden die Investitionsbereiche in Gas, Öl, Petrochemie, Raffinerien und Lebensmittelproduktion abgedeckt. Er erklärte bei seiner Ankunft in Caracas, dass er in den kommenden Wochen Geschäftsleute aus allen Ländern erwarte.

All das geschieht zu einem Zeitpunkt, in dem die Finanzsanktionen vor allem aufgrund ihrer Wirkungslosigkeit auf dem Rückzug zu sein scheinen. Die USA und die EU verhängten sie nicht nur gegen Venezuela, sondern gegen alle, die mit dem Land Handel treiben wollten.

Wohin steuert Venezuela?

Der venezolanische Präsident wartete nicht auf die Entscheidung Washingtons in der Frage, ob die Ölabkommen wieder aktiviert werden. Er schmiedet Allianzen, die es ihm ermöglichen, aus der wirtschaftlichen Sackgasse herauszukommen, in der sich sein Land seit 2013 befindet.

Diese Neugestaltung würde sich besonders auf die alten Verbündeten in Energiefragen stützen. So könnte Venezuela den geopolitischen Stellenwert zurückgewinnen, den das Land sowohl bei der Gründung der OPEC als auch bei ihrer Wiederbelebung zu Beginn des 21. Jahrhunderts innehatte.

In diesem Szenario würde Venezuela nicht mehr von westlichen Ländern angeklagt und kriminalisiert werden und seinen Platz als relevanter Akteur in der aktuellen Geopolitik zurückgewinnen. Es könnte seine Ölreserven als Hebel für diese Dynamik nutzen."

Quelle: RT DE

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