Neonazis als Instrument: „Wer beschwört den Geist des Führers?“
Archivmeldung vom 24.01.2017
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittRechtsradikale scheinen instrumentalisiert zu werden, um durch ihre angebliche Nähe jene rechtsorientierten Protestparteien zu deskreditieren, die sich für politische und wirtschaftliche Veränderungen in Europa einsetzen. Diese Meinung vertritt der russische Politik-Experte Alexander Schatilow.
Weiter heißt es dazu in der deutschen Ausgabe des russischen Magazins "Sputnik": "Schatilow schreibt in einem Gastbeitrag für die Tageszeitung „Iswestija“, Europa sei in den letzten Jahren „bräunlicher“ geworden. Etwa die jüngste gerichtliche Entscheidung in Deutschland, ein NPD-Verbot abzulehnen, oder die Neuauflage von „Mein Kampf“ seien keine Sensation mehr.
„Seit Anfang des laufenden Jahrhunderts beuten westliche Eliten das rechtsradikale Thema immer öfter in ihrem Interesse aus“, so Schatilow. Sein Beitrag trägt die Überschrift: „Wer beschwört den Geist des Führers?“
Westliche Eliten seien aber nicht darauf aus, in die 1930er zurückkehren und einen neuen Hitler aufzuziehen: „Es geht um ein viel feineres Spiel, wo den Neonazis eine ‚Taschenrolle‘ zukommt, die der Rolle anderer Extremisten der Gegenwart (von den Taliban bis hin zum IS) ähnelt.“
Die Aufgabe der Neonazis bestehe darin, einerseits als Schreckgespenst für die „demokratische Öffentlichkeit“ zu dienen und andererseits gegen jene politischen Kräfte gezielt zu spielen, die den Eliten unbequem seien, heißt es.
„Eine ähnliche Rolle spielt der sogenannte ‚Islamische Staat‘, der dem Westen als Rammbock gegen das Regime von Baschar Assad dient und den traditionellen Islam diskreditiert“, postuliert Schatilow.
In Europa könnten nun EU-skeptische Parteien nach Ansicht des Kommentators ins Fadenkreuz einer solchen Deskreditierung rücken.
„In der EU ist derzeit ein Aufstieg ‚alternativer‘ Parteien und Bewegungen zu beobachten, die sich als EU-Skeptiker und Globalisierungsgegner gegen die gegenwärtige ‚neue europäische Ordnung‘ einsetzen. Eine Beispiel dafür wären ziemlich hohe und manchmal sensationelle Ergebnisse solcher Protestorganisationen wie der Front National von Marine Le Pen, die AfD und Italiens Fünf-Sterne-Bewegung“, stellt Schatilow fest.
„Es gelingt nicht, sie mit ‚systemischen‘ und Wahl-Methoden zu stoppen, deshalb ist es nicht auszuschließen, dass die angefütterten Nazis dafür gedacht sind, auf dem populistischen Feld mitzuspielen und ähnliche Themen auszubeuten – aber in einer outrierten und ‚maßlosen‘ Art und Weise, um durch ihre ‚Nähe‘ jene durchaus anständigen Protestorganisationen zu diskreditieren, die sich für politische und wirtschaftliche Veränderungen einsetzen“, so Schatilow weiter.
Aus seiner Sicht könnten die Neonazis also die „zurechnungsfähigen Rechten“ schwächen. Die NPD sei etwa in der Lage, als eine Art „Spoiler“ die Wahlaussichten der AfD zu verderben."
Quelle: Sputnik (Deutschland)