Gaddafis Vorhersage haben sich leider als wahr erwiesen
Archivmeldung vom 20.03.2021
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Freigeschaltet durch Anja SchmittHunderte Bomben und Raketen, Tausende Todesopfer, eine absolut überlegene Kriegsmaschinerie des Westens – vor genau zehn Jahren, am 19. März 2011, haben sich die Streitkräfte mehrerer Nato-Länder in den libyschen Bürgerkrieg eingemischt. Ein Kommentar vom russischen online Magazin „SNA News“ berichtet.
Weiter ist auf deren deutschen Webseite dazu folgendes zu lesen: "Die von Muammar al-Gaddafi kontrollierten Truppen konnten den westlichen Kräften nichts gegenüberstellen: Die Luftstreitkräfte des westlichen Militärbündnisses brachen sofort jeden Widerstand. Der Libyen-Einsatz endete am 31. Oktober. Aus dem einst prosperierenden Libyen wurde ein gespaltenes Land, in dem bis heute Gefechte toben.
Alte Rechnungen
Im Februar 2011 waren Tausende Einwohner Bengasis, der zweitgrößten Stadt Libyens, auf die Straße gegangen und forderten die Freilassung des festgenommenen Juristen und Menschenrechtlers Fathi Terbil. Ein paar Tage später brachen Anti-Regierungs-Kundgebungen landesweit aus. Heutzutage sind viele Experten der Meinung, dass der eigentliche Grund des Bürgerkriegs der Konflikt zwischen verschiedenen Stämmen in Kyrenaika und Tripolitanien war. Der aus Tripolitanien stammende Gaddafi hatte mehr als 40 Jahre lang regiert. Beim konkurrierenden Clan in dem nordafrikanischen Land gab es deswegen Missgunst.
Gaddafis Einheiten setzten Waffen gegen die Demonstranten ein. Die Massendemonstrationen verwandelten sich sofort in Straßenkämpfe. Dabei kamen Dutzende Menschen ums Leben. Der Opposition gelang es, mehrere Waffenlager zu erobern und Bengasi unter ihre Kontrolle zu bringen.
Anfang März riefen Gaddafis Gegner zum „Marsch nach Tripolis“ auf. 5000 Rebellen scheiterten bei ihren Angriff auf die libysche Hauptstadt. Gaddafis Armee verfügte damals über Panzer, Artilleriewaffen und eine ziemlich schlagkräftige Luftwaffe. Seine Gegner hatten bestenfalls Pickup-Fahrzeuge mit Maschinengewehren. Am 18. März wollten die Regierungstruppen nach Bengasi einmarschieren, um die Revolte endgültig niederzuschlagen. Aber der UN-Sicherheitsrat erlaubte aus Angst vor großen Massakern einen Gewalteinsatz in Libyen. Allerdings unter einer Bedingung: keine Bodenoffensive.
Den westlichen Machthabern war Gaddafi schon seit langem ein Dorn im Auge. Damals bot sich ihnen die Gelegenheit, Vergeltung an ihm für seine vorherigen Kränkungen zu üben. Nach dem Umsturz von 1969 erlaubte sich Libyen häufiger Konfrontationen mit Europa und den USA. Washington warf Gaddafi vor, den internationalen Terrorismus zu unterstützen. Paris hatte Tripolis die Invasion nach Tschad nicht verziehen (Tschad war in den 1970er und 1980er Jahren noch eine französische Kolonie). London hatte auch alte Rechnungen gegenüber Libyen, das früher die irischen Nationalisten unterstützt hatte. Nach der UN-Resolution war die Intervention im Grunde beschlossene Sache.
Aber Gaddafi verweigerte seinen Rücktritt. „Ich werde nie den libyschen Boden verlassen, ich werde bis zum letzten Blutstropfen kämpfen und hier mit meinen Vorfahren als Märtyrer sterben“, erklärte er in einer Rede an das libysche Volk. „Ich bin kein Präsident, um zurückzutreten, ich bin der Revolutionsführer und ein kämpfender Beduine, der den Libyern Ruhm gebracht hat.“
Flugverbot über Libyen
Das Pentagon, das den Libyen-Einsatz de facto organisierte und betreute, zog vor der libyschen Küste massive Militärkraft zusammen: 4000 Marineinfanteristen, das 22. Expeditionskorps der Marineinfanterie, zwei Lenkraketenzerstörer der „Arleigh Burke“-Klasse, zwei Mehrzweck-Atom-U-Boote der „Los Angeles“- und ein strategisches Atom-U-Boot der „Ohio“-Klasse.
Darüber hinaus waren viele US-Bomber einsatzbereit. Die besonders aktiven Franzosen schickten vier Fregatten und den Flugzeugträger „Charles de Gaulle“ in Richtung Libyen. Andere Nato-Mitglieder stellten ebenfalls einige Militärkräfte bereit. Am Libyen-Einsatz beteiligten sich Soldaten aus insgesamt 18 Ländern.
Obwohl die UN-Resolution lediglich ein Flugverbot für den libyschen Luftraum vorsah, flogen Nato-Fliegerkräfte unmittelbar Luftschläge gegen libysche Bodenobjekte. Am 19. März griffen etwa 20 französische Kampfjets Gaddafis Panzer-Stellungen in der Nähe von Bengasi an. Am selben Tag feuerten die US- und britischen Seestreitkräfte insgesamt 114 Marschflugkörper auf Libyen ab. Laut Berichten aus Tripolis wurden dabei 64 Menschen getötet und 150 verletzt. Die Nato-Kräfte vernichteten Dutzende Brücken, beschädigten Straßen und Autobahnen und zerstörten zivile Infrastrukturobjekte.
In den anschließenden Tagen gingen die Luftangriffe weiter: In Syrien gingen Tausende Bomben und Geschosse verschiedener Kaliber nieder.
Am 23. März erklärte der Befehlshaber der britischen Luftstreitkräfte, Greg Bagwell, die libyschen Fliegerkräfte würde es nicht mehr geben. Laut UN-Resolution sollte der Einsatz damit beendet werden. Aber der Westen hatte noch etwas vor.
Der Tod des libyschen Führers
Nach dem Ausruf des Flugverbots über Libyen begann die Nato-Luftwaffe, Rüstungen, Soldaten und die Infrastruktur der Gaddafi-Armee regelrecht zu vernichten. Im Grunde handelte es sich um eine Metzelei. Die Amerikaner setzten sogar „schwere Kavallerie“ ein: die strategischen Bomber B-1B und B-2 sowie die „fliegende Batterie“ AC-130. Nato-Kampfjets blieben dabei nahezu unversehrt: Die veraltete libysche Luftabwehr war chancenlos.
Nach dem Verlust praktisch aller Kampfjets und Kampfhubschrauber sowie Luftabwehranlagen war die libysche Armee dem Aggressor schutzlos ausgeliefert. Die Luftstreitkräfte der Nordatlantischen Allianz zerstörten am 10. April gleich 25 libysche Panzer. Im Mai begannen die Bombenangriffe gegen Tripolis. Die Residenz Gaddafis wurde mehrmals mit Luftschlägen angegriffen, aber er konnte jedes Mal entkommen.
Eines seiner Verstecke befand sich in Sirte im Norden des Landes. Diese Stadt war im Herbst 2011 einer der wenigen Orte, die immer noch von der Regierung in Tripolis kontrolliert wurden. Anfang Oktober startete die bewaffnete Opposition ihre Offensive. Die Anhänger des sogenannten Nationalen Übergangsrats wussten, dass sich Gaddafi in Sirte versteckt hielt.
Der libysche Führer wurde am 20. Oktober gefasst, als die Stadt schon von seinen Gegnern kontrolliert wurde. Um Gaddafi bildete sich eine riesige Menschentraube, und jeder wollte ihn schlagen, beleidigen oder einen Stein auf ihn werfen. Diese Schikane dauerte mehr als drei Stunden. Danach wurde Gaddafi mit einem Lastwagen in ein Krankenhaus gebracht. Doch zu dem Zeitpunkt war er bereits tot. Damit hatte die Nato ihr Ziel erreicht. Am 31. Oktober wurde der Einsatz beendet."
Quelle: SNA News (Deutschland)