Durch “Fortschritt” getötet: Menschenjagd auf Unkontaktierte vor 25 Jahren
Archivmeldung vom 24.03.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAyoreo-Indianer haben öffentlich dem 25. Jahrestag der letzten Menschenjagd in Paraguay gedacht. Über zwei Dutzend unkontaktierte Angehörige des indigenen Volkes wurden dabei gefasst und fünf von ihnen getötet. Die New Tribes Mission, eine fundamentalistische Missionarsorganisation mit Sitz in den USA, war eng an der Menschenjagd beteiligt und wurde dafür weltweit kritisiert.
Der Augenblick des Angriffes an den unkontaktierten Indianern wurde per Audio aufgezeichnet. (Hören Sie die mp3-Aufnahme.)
In den Monaten danach erkrankten viele Ayoreo schwer. Sie waren gegen Krankheiten nicht immun, die durch die Kontaktaufnahme übertragen wurden.
Erui, ein Ayoreo, erzählte gegenüber Survival International, wie er und seine Frau Bajo während der Menschenjagd im Dezember 1986 aus ihrem Zuhause im Wald von Paraguays nördlicher Chaco-Region gezwungen wurden.
“Als wir den Wald verließen, war meine Frau gesund. Sie wurde nach unserer erzwungenen Ansiedlung jedoch schwer krank. Sie war so traurig und starb Innerhalb von zwei Monaten. Im Wald war sie vorher nicht krank. Die Krankheit, worunter sie später litt, war so akut, dass sie sie umgebracht hat.”
Heute leidet das Volk immer noch unter schlechten Gesundheitsverhältnissen. Parojnai, ein Ayoreo-Mann, wurde 1998 kontaktiert und starb 2008 vermutlich an Tuberkulose. Letztes Jahr starb seine Witwe, Ibore, an derselben Krankheit.
Obwohl Menschenjagden heute nicht mehr stattfinden, besteht die Gefahr erzwungenen Kontaktes weiterhin. Viehzüchter holzen den Teil des Waldes ab, der die restlichen unkontaktierten Ayoreo noch schützt.
Anfang diesen Monats veröffentlichte Survival neue Informationen der Regierung, welche die Anwesenheit unkontaktierter Ayoreo auf einem Stück Land bestätigen, das für Weideflächen illegal abgeholzt wird.
Erui sagte: “Ein Teil meiner Familie lebt immer noch im Wald, (aber) unser Land wird stark abgeholzt. Wir sind sehr besorgt.”
Survivals Direktor Stephen Corry sagte heute: “Eruis tragisches Schicksal ist nur eines unter Tausenden von Opfern, die zum Kontakt gezwungen wurden. Paraguays letzte Menschenjagd zeigt, wie gewalttätig ungewünschter Kontakt ist und wie eindringlich das Vermächtnis, das sie hinterlässt, besonders durch Krankheiten. Wie oft muss das noch bewiesen werden?”
Quelle: Survival Deutschland