Ex-BND-Präsident nennt Zusammenarbeit mit US-Diensten "unehrlich"
Archivmeldung vom 12.08.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićNachdem die US-Regierung eigenen Angaben zufolge im Fall der wegen Terrorgefahr abgesagten Taylor-Swift-Konzerte Geheimdienstinformationen mit den österreichischen Behörden geteilt hat, hebt Ex-BND-Präsident Gerhard Schindler die große Bedeutung der US-Dienste für Deutschland und Europa hervor.
"Wir brauchen die Amerikaner, die Amerikaner brauchen uns nicht", sagte
er den Sendern RTL und ntv. "Das ist eine ganz klare Aussage, zu der ich
gerne stehe." Und das liege daran, dass die Amerikaner in vielen
Bereichen einfach besser seien, weil sie "mehr Power" und auch die
"besseren Eingriffsbefugnisse" hätten. "Wir in Deutschland dürfen
beispielsweise nicht die Kommunikation von Deutschland ins Ausland oder
vom Ausland nach Deutschland überwachen. Und genau das ist die
Kommunikation, die solche Menschen nutzen, um mit der IS-Führung zu
sprechen, um sich Befehle geben zu lassen, um sich auch den letzten
Segen geben zu lassen vor dem Anschlag."
Und die US-Dienste
könnten diese Kommunikation überwachen. Und man könne dankbar sein, dass
sie dann die Hinweise weitergeben. Außerdem seien den deutschen
Behörden auch die Hände gebunden, wenn es um das Identifizieren von
Zusammenhängen gehe. "Wir dürfen in Deutschland keine Rasterfahndung
machen, keine Mustererkennung."
Wer eben eine Bombenbau-Anleitung
gesucht habe und sich jetzt nach Karten für Taylor Swift erkundige, das
sei mal eine Zusammenstellung, um die müsse man sich sicherheitsmäßig
kümmern. "Das dürfen die deutschen Sicherheitsbehörden nicht. Und das
ist ein weiteres Manko neben vielen anderen Punkten, wie beispielsweise
die fehlende Vorratsdatenspeicherung", sagte Schindler, der von 2012 bis
2016 Präsident des Bundesnachrichtendienstes war.
Der ehemalige
BND-Präsident kritisierte zugleich, dass deutsche Behörden speziell bei
US-Diensten andere Maßstäbe anlegen würden, statt Befugnisse hierzulande
auszubauen. "Mangelnden Datenschutz und Einbruch in die Privatsphäre
der Menschen und und und, das lassen wir von anderen zu und nehmen die
Früchte gerne in Kauf, indem wir sagen toll, dass die Amerikaner uns da
weitergeholfen haben und unseren Sicherheitsbehörden verbieten wir aber
dasselbe. Das ist keine kluge Vorgehensweise, sondern unehrlich, möchte
ich sie einmal nennen, und das ist sehr schade."
Quelle: dts Nachrichtenagentur