Macron will in den kommenden Tagen neuen Premierminister ernennen
Archivmeldung vom 06.12.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićNachdem das französische Parlament am Mittwoch die Regierung von Premierminister Michel Barnier (Republikaner) gestürzt hatte, hat Präsident Emmanuel Macron (Renaissance) angekündigt, in den kommenden Tagen einen neuen Premierminister ernennen zu wollen.
Dieser solle mit der Bildung einer "Regierung des allgemeinen
Interesses" beauftragt werden, sagte er in einer Fernsehansprache am
Donnerstagabend. Der Regierung sollen alle politischen Kräfte angehören,
die sich dazu verpflichten, keinen Misstrauensantrag zu stellen.
Einen
Rücktritt vor dem Ende seiner Amtszeit, die regulär 2027 endet, schloss
er aus. "Meine Verantwortung erfordert, den Fortbestand des Staates zu
gewährleisten", so Macron. An der Situation will er nicht schuld sein.
Er gestand jedoch ein, dass die Franzosen seine Ausrufung von Neuwahlen
im Sommer nicht verstanden hätten. Die Schuld sieht er stattdessen bei
einer "Vereinigung der extremen Rechten und der extremen Linken in einer
antirepublikanischen Front".
Macron will für 2025 die
öffentlichen Ausgaben absichern mit einem Instrument, das der
vorläufigen Haushaltsführung in Deutschland ähnelt. Dafür kündigte er
an, dem Parlament ein Finanzgesetz für "die Kontinuität der öffentlichen
Dienstleistungen und das Leben des Landes" vorlegen zu wollen. "Es wird
die Entscheidungen von 2024 auf 2025 anwenden", sagte der Präsident. Er
hoffe, dass sich dafür eine Mehrheit im Parlament findet.
Die
französische Nationalversammlung hatte am Mittwochabend mit einem
Misstrauensvotum die Regierung des Ministerpräsidenten Michel Barnier
gestürzt. Für einen entsprechenden Antrag des Linksbündnisses "Nouveau
Front Populaire" (NFP, deutsch: Neue Volksfront) stimmten 331
Abgeordnete des 577-köpfigen Parlaments. Damit war der Premierminister
gezwungen, seinen Rücktritt bei Präsident Emmanuel Macron einzureichen.
Hintergrund
war eine Auseinandersetzung über den Haushaltsentwurf, der einen harten
Sparkurs und Steuererhöhungen zur Schuldenkonsolidierung vorsah.
Barnier hatte versucht, den Sozialetat ohne Abstimmung im Parlament
durchzusetzen. Verfassungsartikel 49.3 sieht diese Möglichkeit nur vor,
sofern die Regierung ein Misstrauensvotum übersteht.
Das
Linksbündnis "Nouveau Front Populaire", dem fünf führende linke Parteien
und deren kleinere Partner angehören, war nach dem zweiten Wahlgang bei
der von Marcon vorgezogenen Parlamentswahl im Sommer als Wahlsieger
hervorgegangen, ohne jedoch eine eigene Mehrheit in der
Nationalversammlung zu erreichen. Macron hatte im Anschluss die Wahl von
Brexit-Verhandler Michel Barnier als neuen Premierminister
vorgeschlagen, der den konservativen Republikanern angehört. Ein erstes
Misstrauensvotum hatte dessen Minderheitsregierung nur deshalb
überstanden, weil sie vom rechtsextremen "Rassemblement National"
(deutsch: Nationale Sammelbewegung) geduldet wurde. Diese Unterstützung
erhielt Barnier nun nicht mehr.
Quelle: dts Nachrichtenagentur