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Michael Krall: Flop mit Lueshe-Mine und Liso Goldmines im Kongo

Archivmeldung vom 01.10.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.10.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Buntmetallhändler Michael Krall (64, auf dem Foto links) Bild: GoMoPa.net Liso Goldmines PLC
Buntmetallhändler Michael Krall (64, auf dem Foto links) Bild: GoMoPa.net Liso Goldmines PLC

Der Wiener Buntmetallhändler Michael Krall sicherte sich vor 12 Jahren im Kongo die Bergbaurechte für einen 9.800 Quadratkilometer großen Claim voller seltener Metalle. Schwer war es allerdings nicht, die Schürfrechte vom damaligen Präsidenten Laurent Kabila für diesen Claim zu bekommen. Der Claim liegt mitten im Kivu-Rebellengebiet, das sich mit Unterstützung vom benachbarten Ruanda mit der kongolesischen Zentralregierung in Kinshasa einen bis heute andauernden Bürgerkrieg liefert - mit inzwischen mehr als 6 Millionen Toten.

OKIMO, der staatliche Bergbaubetrieb der Republik Kongo, hat sich mitte der 1990er Jahre aus dem Krisengebiet zurückgezogen und kassiert nur noch von den einheimischen Schürfern, die sonst keine Arbeit hätten und etwa 20 Dollar pro Tag verdienen, Lizenzgebühren für die schwere Arbeit. Die Schürfer arbeiten ohne Maschinen.

Der Claim, den Krall zugesprochen bekam und den Krall wegen des Namens seiner Firma Krall Metal Congo Scarl heute als KMC-Area bezeichnet, liegt westlich von der Kivu-Provinzhauptstadt Goma und schließt auch den Ort Lueshe ein. In Lueshe wiederum befindet sich die einzige industriell betriebene Bergbaumine Ostkongos.

Und die hat zum Leidwesen Kralls einen deutschen Besitzer, der auch noch viel ältere Schürfrechte als Krall aufweisen kann. Die Lueshe-Mine gehört seit 1982 zu 70 Prozent der Gesellschaft für Elektrometallurgie (GfE) mit Sitz in Nürnberg. 20 Prozent gehören dem kongolesischen Staat. Das deutsch-kongolesische Gemeinschaftsunternehmen heißt Somikivu (Societe Miniere du Kivu). 10 Prozent waren Streubesitz und sind seit 1. September 2011 im Besitz der russischen Aktiengesellschaft Klyuchjevskii Ferroalloy Plant (KFP), die in ihrer Fabrik in Swerdlowsk seltene Metalle vorlegiert und dem russischen Bergbaukonzern Rosspessplav gehört. Die russische KFP weist wiederum als einzigen Übersee-Verkaufsagenten einen Deutschen auf: die Ostwind Metallhandels GmbH in Reutlingen bei Stuttgart.

An dieser deutschen Mine nun mitten in seinem Claim biss sich Krall bis heute vergeblich die Zähne aus.

Wegen der Kriegswirren stellte die Somikivu die Produktion in der Lueshe-Mine im Jahre 1993 offiziell ein. Inoffiziell produzierte die Mine aber bis zum Jahre 2005 weiter das in der Handy-, Computer- und Raketenindustrie so unentbehrliche und zugleich so seltene Schwermetall Niob. Seit 2005 sucht die GfE in Nürnberg einen Käufer, der die Produktion wieder aufnimmt. Im Gespräch ist Rosspessplav. Krall hat wohl kein Angebot abgegeben.

Über den Verkauf würde sich auch die deutsche Bundesregierung freuen, da sie dann ihre umgerechnet 4 Millionen Euro Ausfallbürgschaften zurückbekommen würde, die sie im Jahre 2000 an die GfE gezahlt hat. Diesen Schaden der Bundesregierung müsste der neue Käufer ersetzen.

Zum aktuellen Sachstand in Sachen Lueshe-Mine befragt, teilte der Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums, Tobias Pierlings, dem Finanznachrichtendienst GoMoPa.net am 26. September 2011 mit:

Sehr geehrter Herr Siewert,

vielen Dank für Ihre Rückfragen. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie teilt Ihnen dazu mit, dass die Bundesregierung die Haupteigentümerin der Minengesellschaft Somikivu, die Gesellschaft für Elektrometallurgie mbH, Nürnberg (GfE), nach wie vor dabei unterstützt, einen geeigneten Investor zu finden, der sich im Rahmen der Extractive Industries Transparency Initiative (EITI) und unter Berücksichtigung der OECD-Leitlinien einem verantwortungsvollen Betrieb der Mine verschreibt.

Als Anteilsverkäuferin obliegt es der GfE, sich mit einem möglichen Investor über vertragliche Details, wie beispielsweise den Kaufpreis für die Anteile, zu einigen.

Nach Kenntnis der Bundesregierung findet derzeit kein Rohstoffabbau in der Mine Somikivu statt. Die Bundesregierung kann keine Bewertung rechtlicher Vorgaben der Demokratischen Republik Kongo vornehmen. Es obliegt einem zukünftigen Investor, sich über die rechtlichen Voraussetzungen und die zum Rohstoffabbau benötigten Genehmigungen zu informieren.

Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag
Tobias Pierlings

Die Lueshe-Mine war einer der drei Hauptproduzenten für Niob in der Welt. Die anderen Minen sind in Brasilien und Kanada. Alle drei Minen sind in der Hand der New Yorker Firma Metallurg Incorporation. Die Lueshe-Mine gehört deshalb ebenfalls Metallurg, weil die deutsche GfE in Nürnberg eine Tochter der amerikanischen Firma ist.

Krall wollte nun mit seinen 1999 erworbenen Schürfrechten gegen diese alte Konstellation ankämpfen und holte sich eine Abfuhr nach der anderen. Sowohl 2004 als auch noch einmal im Jahre 2009 bekräftigte die Kongolesische Regierung, dass die Lueshe-Mine der Somikivu und damit den Deutschen gehört. Eine interministerielle Kommission des Landes habe Krall sogar gewarnt, endlich aufzuhören, auf Lueshe Anspruch zu erheben.

Krall Metal habe kein Recht auf Lueshe. Er könne sich ja an den ICSID (International Centre for Settlement of Investment Disputes), einer Schlichtungsstelle der Weltbank Gruppe in Washington, wenden, wenn es ihm nicht passen würde. Wenn der Bergbauminister von Kongo entscheide, dann müsse auch Krall das akzeptieren oder den Rechtsweg gehen - der führe laut Bergbauvertrag mit der Krall Metal nach Washington und nur dorthin.

Convent Krall ging jedoch einen anderen Weg. Krall schwenkte einfach von Niob auf Gold um.

Auch von Gold sei Kongo reichlich gesegnet, will Krall nach mehr als zehn Jahren vor Ort endlich ausgemacht haben. Allerdings kostet die Erschließung der Goldtagebaue Geld.

Krall hob Ende vorigen Jahres als Executive Director eine in London angesiedelte Aktiengesellschaft Liso Goldmines PLC aus der Taufe und brachte anfang diesen Jahres 25 Millionen Aktien in den Freiverkehr der Frankfurter Börse. Fast im Wochentakt heizte die Liso mit Erfolgsmeldungen über kostenlose Medien die Stimmung der deutschen Käufer an.

Krall ließ sich nach eigenen Angaben Anfang Februar 2011 in Brüssel zusammen mit dem Vizegouverneur der Provinz Nord-Kivu, Lutaichirwa Mulwahale Feller, fotografieren, der ihm bei dieser Gelegenheit Unterstützung zugesichert habe.

Zwei Wochen später veröffentlichte die Liso Goldmines PLC ein Foto, das Krall mit dem Justizminister der Provinz Nord-Kivu, Francois Tuyimbaze Rucogaza, zeigt. Die Nachricht der Liso Goldmines dazu lautete: "Das Unternehmen hatte im Vorfeld eines geplanten Goldschmuggels den Behörden unterstützend beigestanden und somit entscheidend dazu beigetragen, dass Anfang Februar der Goldschmuggel am Flughafen in Goma vereitelt werden konnte. Liso setzt damit die enge Zusammenarbeit mit den kongolesischen Behörden fort und trägt dadurch zur weiteren wirtschaftlichen Stabilisierung der Demokratischen Republik Kongo (DRC) bei."

Irgendwie scheinen die selbst verfassten Meldungen auf fruchtbaren Boden gestoßen zu sein. Die Aktie der Liso schoss im ersten Vierteljahr auf über 1,20 Euro, was eine Marktkapitalisierung von 30 Millionen Euro bedeutete. Doch die Goldaktien-Hausse endete ziemlich schmerzhaft, als die Zentralregierung der Republik Kongo in einer offiziellen Pressemitteilung zum 10. März 2011 das seit einem halben Jahr bestehende Schürf- und Handelsverbot mit Gold und Mineralien im Ostkongo wieder aufhob.

Schürfverbot, Handels- und Exportverbot?

Die meisten Aktionäre der britischen Liso Goldmines PLC hörten nun zum ersten Mal davon, dass es überhaupt ein Schürf- und Handelsverbot für den Ostkongo, also in ihrem Claim, gegeben habe. Davon war in den Erfolgsmeldungen der Krall Metal Congo nichts zu lesen gewesen.

Im Gegenteil. Am 7. Februar 2011, also zur Verbotszeit, meldete die Liso Goldmines den Aktionären: Die Liso Goldmines hätten für ein 3,5 Millionen Unzen Gold schweres Walunguprojekt im Süd-Kivo-Goldgürtel noch einmal 1.200 Minenarbeiter eingestellt, nachdem bereits wenige Wochen zuvor 800 Arbeiter mit der Produktion begonnen und bereits 155 Unzen Gold gefördert hätten.

Wie sollte das gehen? Krall beeilte sich zu verbreiten, Liso Goldmines seien von dem Verbot gar nicht betroffen gewesen, da der industrielle Abbau von dem Verbot ausgenommen gewesen sei.

Von welchem industriellen Abbau sprach Krall? Krall hatte doch seinen Aktionären am 27. Januar 2011 selbst über seine Liso Goldmines mitgeteilt, "dass die Förderung im Abbaugebiet des Walungu Projekts ohne Verwendung von maschinellen Anlagen erfolgt."

Den einzigen industriellen Abbau in Kralls Claim betrieb die deutsche Lueshe-Mine, und auch nur bis zum Jahre 2005.

Im April 2011 ist die staubige Wahrheit aus dem Ostkongo wohl bis in den Freiverkehr der Frankfurter Börse gedrungen. Die Aktie stürzte im April auf 18 Cent ab, wo sie auch heute noch herumdümpelt.

Mit dem Ostminen-Bann (eastern mining ban) wollte eigentlich die Zentralregierung in Kinshasa den Ruanda-Milizen die Finanzquelle für deren Waffenkäufe abschneiden. Aber das Gegenteil trat ein. Alle ehrbaren Investoren und Händler verließen den Ostkongo. Von den einst 5.000 Minenarbeitern verloren 4.500 Schürfer ihre Jobs und flohen aus Existenzangst nach Ruanda. Die Militärmafia konnte sich ohne Konkurrenz und ohne Widerstand ausbreiten und einen florierenden Schmuggel von Gold und seltenen Metallen über Goma aufbauen. Und jetzt, da die Zentralregierung den Schürf- und Handelsbann wieder aufhob, kann die Mafia ihre aufgebauten Strukturen auch noch legalisieren.

Den vollständigen Artikel, lesen registrierte GoMoPa-Mitglieder hier.

Quelle: Goldman Morgenstern & Partners Llc (GoMoPa) / Siegfried Siewert

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