Roland Berger Strategy Consultants wirft einen Blick auf die Welt im Jahr 2030
Archivmeldung vom 12.10.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIm Rahmen der "Initiative 2030" arbeiten derzeit rund 400 junge Führungskräfte aus aller Welt, die "Young Global Leaders" (YGL), an einer Vision für eine bessere Zukunft. Das Programm wurde 2004 vom World Economic Forum ins Leben gerufen. Roland Berger Strategy Consultants unterstützt die YGL als Lead-Partner und hat zur Vorbereitung der Workshops die Metastudie "Trend Compendium 2030" erarbeitet.
"Mit dieser Metastudie wollen wir in den zentralen Sektoren die
Herausforderungen der Gegenwart definieren, um daraus umsetzbare
Lösungsansätze für unsere Zukunft abzuleiten", erklärt Dr. Manfred
Reichl, Ex-Senior Partner bei Roland Berger und heute Chief-Mentor
der Young Global Leaders. Arbeitsgruppen der Young Global Leaders in
den Bereichen Gesundheit, Umwelt, Bildung, Global Governance &
Sicherheit sowie Entwicklung & Armut werden, basierend auf diesen
Daten, jeweils für ihren Bereich Szenarien entwickeln. Roland Berger
identifizierte aus einer Vielzahl von Zukunftsstudien einige globale
Meta-Trends, die auf die künftige Entwicklung schließen lassen.
Bevölkerungsentwicklung
In den nächsten 23 Jahren wird die Weltbevölkerung auf 8,3
Milliarden Menschen ansteigen. Das Wachstum wird sich weiter
verlangsamen (von derzeit 1% auf ca. 0,75% p.a.) und die regionalen
Unterschiede werden weiter zunehmen. Während die Bevölkerungszahl
afrikanischer Länder nahezu ungebremst weiter steigt, wird das
Wachstum in China 2030 stagnieren. Indien wird 2030 mit über 1,5
Milliarden Einwohnern das bevölkerungsreichste Land der Erde
darstellen und im Jahr 2025 China überholen, das dann 1,46 Mrd.
Menschen bevölkern werden.
Während die Wachstumsraten in den Entwicklungsländern bis nach
2050 anhalten werden, verläuft die Entwicklung auf der Nordhalbkugel
konträr: Die Einwohnerzahl in Ländern wie Japan, Deutschland oder
Italien sinkt schon heute, Russland wird bis 2030 etwa 20 Millionen
Einwohner verlieren. In Großbritannien und den USA hingegen wird die
Bevölkerungsentwicklung durch Zuwanderung auch in 23 Jahren noch
positiv verlaufen.
Das langsamere Bevölkerungswachstum und die steigende
Lebenserwartung sorgen weltweit für ein rapides Altern der
Bevölkerung. Das Durchschnittsalter wird global von 28 auf 34 Jahre
ansteigen. Bis 2030 werden zudem 4,9 Milliarden Menschen - mehr als
60% der Weltbevölkerung - in Städten leben. Diese werden sich zu 90%
in Entwicklungsländern befinden. Gewinner sind dabei nicht so sehr
die Mega-Cities, sondern Städte mit ca. 500 000 Einwohnern.
Volkswirtschaften
Die größten Volkswirtschaften der Welt sind heute die USA, Japan
und Deutschland. In 23 Jahren wird China die USA auf den zweiten
Platz verweisen, Indien wird Rang drei belegen. Den rasanten Aufstieg
Asiens begründen die überdurchschnittlichen Wachstumsraten Indiens
(+272% in 23 Jahren), Chinas (+243%), Indonesiens (+199%) und anderer
Staaten. Neben Asien wird sich Nordafrika zu einer zentralen
Wachstumsregion entwickeln. Das Volumen des Welthandels wird
ebenfalls massiv zunehmen - von derzeit 13,6 Billionen USD auf 50,5
Billionen 2030.
Obwohl es immer mehr Menschen zu ernähren gilt und Energie aus
Pflanzenmaterial zunehmend nachgefragt wird, wird die Bedeutung der
Landwirtschaft insgesamt sinken. Der Anteil der Industrie am BIP wird
sich nicht signifikant ändern, Dienstleistungen werden fast überall
zu den Wachstumstreibern zählen. Vor allem in China, Indien und
anderen Boomstaaten wird der Serviceanteil rasch ansteigen.
Unternehmen im Jahr 2030
In den nächsten 23 Jahren werden sich Unternehmen weiter
globalisieren. Während heute nur ein relativ kleiner Teil der großen
Firmen global aufgestellt ist, werden die meisten Betriebe bis 2030
Organisation und Prozesse weitgehend flexibilisieren und
globalisieren. Für den Mitarbeiter der nahen Zukunft wird es Alltag
sein, in virtuellen Teams länderübergreifend zu arbeiten. Auch die
Zusammenarbeit mit dem Mitbewerb, vor allem in ressourcenintensiven
Bereichen wie Forschung und Entwicklung, wird zur Regel.
Die sich ständig verändernden Rahmenbedingungen erfordern von den
Beschäftigten Flexibilität und kontinuierliche Weiterbildung. Vor
allem in Ländern wie Japan, Europa und Nordamerika, deren
Gesellschaften rasch altern und deren Bevölkerungszahl schrumpft,
werden Unternehmen neue Wege finden müssen, um künftige Mitarbeiter
zu finden, zu entwickeln und zu halten. Der Generation 50+ kommt
dabei besondere Bedeutung zu.
Um den neuen Anforderungen zu entsprechen, beginnen Unternehmen
schon jetzt mit Universitäten, Schulen und Forschungseinrichtungen
zusammenzuarbeiten. Randthemen wie Corporate Social Responsibility
(CSR) rücken dabei zunehmend in den Mittelpunkt. Konsumenten,
Investoren und Mitarbeiter werden ihre Entscheidung für oder gegen
eine Firma vermehrt von deren Einstellung zu Gesellschaft und Umwelt
abhängig machen.
Doch Unternehmen werden nicht nur sozialer agieren; der Druck von institutionellen Investoren - wie Staatsfonds, Private Equity Unternehmen oder Hedge Fonds - wird weiter zunehmen. Vollständig unabhängige Firmen werden in den kommenden 23 Jahren seltener. Das Topmanagement wird daher künftig nicht nur den Unternehmenserfolg berücksichtigen, sondern auch vermehrt darauf hinarbeiten, die Unabhängigkeit der Firma zu erhalten.
Quelle: Pressemitteilung Roland Berger Strategy Consultants