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Island: Mit sozialen Medien aus der Krise

Archivmeldung vom 17.03.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.03.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Grimsson: Social Media als Weg aus der Krise. Bild: Wikipedia, cc S. Derungs
Grimsson: Social Media als Weg aus der Krise. Bild: Wikipedia, cc S. Derungs

Island befindet sich nach dem Zusammenbruch seiner Wirtschaft im Jahr 2008 wieder im Aufwind. Jüngst hat der nordische Inselstaat mit 340 Mio. Euro einen beträchtlichen Teil des IWF-Kredits, den es zur Krisenbewältigung aufgenommen hat, vorzeitig zurückgezahlt. Der fortschrittliche Einsatz von sozialen Netzwerken hat einen erheblichen Teil zur schnellen Renovierung von Wirtschaft und Gesellschaft beigetragen. Die Vergesellschaftung der neuen Verfassung und innovative Tourismuskampagnen sind nur zwei der Beispiele für die soziale Renaissance Islands, wie mashable.com berichtet.

"Island ist grundsätzlich auf gutem Weg. Das Land hat sich sehr schnell erholt. Viele Zeichen, etwa der Anstieg österreichischer Exporte nach Island, bestätigen das. Island ist daran interessiert, durch positive Signale seinen Ruf ins rechte Licht zu rücken. Der Tourismus profitiert auch von der Entwertung der Krone, die Urlaub auf Island verbilligt hat", sagt Eva Maria Frei vom Außenwirtschafts-Center Kopenhagen der österreichischen Wirtschaftskammer.

Offenheit aus Tradition

Maßgeblich vorangetrieben wird der soziale Wiederaufbau in Island vom Präsident des Landes, Olafur Ragnar Grimsson. "Island ist eine Gesellschaft, die auf dem Prinzip fußt, dass jeder ein Freund ist, bis das Gegenteil bewiesen ist", so der Spitzenpolitiker. Dieses Prinzip lässt sich hervorragend mithilfe von Social Media in die Tat umsetzen. Neben Twitter- und Facebook-Accounts verfügt Island über einen eigenen Blog (siehe: http://bit.ly/apWqMQ ). Außerdem wurden die rund 300.000 Isländer in einer Kampagne dazu aufgerufen, sich mit Touristen in Verbindung zu setzen und ihnen das Land zu zeigen.

"In der isländischen Bevölkerung gibt es seit jeher eine große Begeisterung für Technik und Internet. Das kommt solchen Vorgehensweisen entgegen", so Frei. Auch der Präsident beteiligte sich und lud Besucher zu sich nach Hause ein. Im politischen Entscheidungsprozess spielten die sozialen Medien nach dem Crash ebenfalls eine verstärkte Rolle. Als die verfassungsgebende Versammlung 2011 zusammentrat, um ein neues Grundgesetz zu formulieren, wurde der Entwurf kurzerhand ins Netz gestellt, um der Bevölkerung zu ermöglichen, Kritik und Änderungswünsche zu formulieren.

Direkte Demokratie

"Island ist eine traditionell offene Gesellschaft und sehr stolz auf seine demokratischen Strukturen. Offenheit, Zusammenhalt und Vertrauen sind wichtige Grundprinzipien in dem Land, in dem beinahe jeder jeden kennt", erklärt Frei. Die geringe Größe des Landes ist jedoch nicht der einzige Grund, weshalb die offene Demokratie so gut funktioniert.

"Wir haben schnell gemerkt, dass die Krise nicht nur wirtschaftlich, sondern auch sozial, rechtlich und politisch war. Deshalb haben wir einen anderen demokratischen Ansatz versucht. Unsere Ansätze können auch größeren Ländern als Vorbild dienen. In jeder Gesellschaft gibt es kleinere Sub-Gesellschaften, die nach unserem Vorbild verwaltet werden können", so Grimsson.

In der Bevölkerung kommt das neue Mitbestimmungsrecht gut an. Immer wieder bilden sich spontan Gruppierungen, die sich für ihre Anliegen einsetzen. Als Präsident Grimsson verlautbarte, nicht mehr zur Wiederwahl antreten zu wollen, formierte sich spontan Protest im Netz. Grimsson ließ sich überreden, erneut zur Verfügung zu stehen. "Dank Internet und Handys können wir heute in Stunden erledigen, was früher Monate gedauert hätte", so Grimsson. Wer Interesse an einer Tour mit Einheimischen hat, findet unter http://www.inspiredbyiceland.com entsprechende Möglichkeiten.

Quelle: www.pressetext.com/Markus Keßler

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