Assad: Geruch von Drittem Weltkrieg liegt in der Luft
Archivmeldung vom 14.10.2016
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie aktuelle Lage in der Welt ähnelt einem Kalten Krieg, wobei im Inneren das Gefühl eines möglichen Dritten Weltkrieges wächst, wie der syrische Präsident Baschar al-Assad in einem Interview mit der russischen Zeitung „Komsomolskaja Prawda“ sagte.
Die deutsche Ausgabe des russischen online Magazins "Sputnik" berichtet weiter: "„Heutzutage beobachten wir eine Situation, die dem Kalten Krieg im Entwicklungsstadium ähnelt“, so Assad.
Ein Geruch des Dritten Weltkriegs liege zwar in der Luft, aber das sei noch lang keine direkte kriegerische Auseinandersetzung , so Assad weiter.
„Dieser Begriff (Weltkrieg – Anm. d. Red.) wird oft genutzt – vor allem nach der jüngsten Eskalation der Situation in Syrien“, so der syrische Präsident.
Dabei stelle Syrien nur einen Teil dieses Krieges dar: Um den Konflikt beizulegen müsse vor allem geklärt werden, wer Terroristen in der Republik unterstütze.
„Es spielt keine Rolle, wer sich jetzt in die syrischen Angelegenheiten einmischt, das Wichtigste ist vielmehr, wer dabei jeden Tag und jede Stunde die Terroristen unterstützt. Das ist das Hauptproblem. Wenn es uns gelingt, das zu lösen, wird das verworrene Bild an Bedeutung verlieren“, so Assad. „Und wir können das Problem lösen“, so der syrische Staatschef.
„Denn Russland, der Iran und die Hisbollah sind unsere ständigen Verbündeten, die sind legal hier. Sie kämpfen gegen Terroristen. Aber es gibt auch andere Länder, die sich genau mit dem Ziel einmischen, die Terroristen zu unterstützen. Das Problem besteht also nicht in der Zahl der Spieler, sondern im Terrorismus“, schloss Assad.
In Syrien dauert seit März 2011 ein bewaffneter Konflikt an, der laut Uno-Angaben bereits mehr als 220.000 Todesopfer gefordert hat. Den Regierungstruppen von Präsident Baschar al-Assad stehen Rebellen, aber auch islamistische Terrormilizen gegenüber, die verschiedenen bewaffneten Gruppierungen angehören.
Assad: Mehrheit der syrischen Kurden will keine Autonomie
Präsident Baschar al-Assad ist der Meinung, dass die meisten syrischen Kurden keine nationale Autonomie wollten. Dies teilte er im Interview mit der russischen Zeitung „Komsomolskaja Prawda“ mit. Dabei betonte Assad, Syrien führe einen anhaltenden Dialog und stehe in Kooperation mit den Kurden.
„Wir können nicht nur mit einem Teil der Kurden sprechen und dabei alle örtlichen Kurden außer Acht lassen, genauso wenig wie die Armenier, Tschetschenen, Türken, Araber. Die meisten Kurden bitten nicht um Autonomie. Nur ein Teil von ihnen“, erläuterte der syrische Präsident.
Laut Assad muss diese Frage in jedem Fall durch eine Verfassungsänderung und ein gesamtnationales Referendum gelöst werden, da sie außerhalb des Zuständigkeitsbereichs des Präsidenten liege.
„Ich kann ihnen das nicht geben. Das politische System Syriens gehört mir nicht. Hier ist ein gesamtnationales Referendum notwendig, wo ‚ja‘ oder ‚nein‘ gesagt wird“, betonte der Staatschef.
Dabei erwähnte Assad, dass der Dialog und die Kooperation zwischen Damaskus und den syrischen Kurden fortlaufen würden. „Ja, wir führen Geschäfte mit ihnen, wir führen Verhandlungen. Wir haben sie während des Kriegs gegen den IS unterstützt“, so der Präsident.
Assad: Russland verschob Kräftegleichgewicht in Syrien – zu Ungunsten der Terroristen
Syriens Präsident Baschar al-Assad hat Russlands Beteiligung an der Konfliktregelung in seinem Land kommentiert: Im Interview mit der russischen Zeitung Komsomolskaja Prawda sagte er unter anderem, dass Syrien von Beginn an um Hilfe gebeten hatte.
„Die Eskalation des Konfliktes hat erst im vergangenen Jahr ihren Höhepunkt erreicht. Zuvor siegte die syrische Armee. Aber unsere Feinde, als sie merkten, dass wir vorankommen, haben den Fluss von terroristischen Söldnern aus dem Ausland erhöht“, sagte Assad.
Syrien sei ein kleines Land mit einer kleinen Bevölkerung. Aus diesem Grund „brauchten wir die Hilfe unserer Freunde“, fügte er hinzu.
„Die Russen haben uns auch früher geholfen, natürlich nicht mithilfe Lufttruppen, aber sie haben uns alles geliefert. Sie haben uns die notwendige Logistik gewährleistet“, erläuterte der syrische Staatschef. Vor der Ankunft Russlands sei nur die „sogenannte amerikanische Allianz hier tätig gewesen“. Diese Arbeit sei aber „illusorisch“ gewesen. „Nichts wurde getan“, betonte Assad.
„Der IS und die al-Nusra-Front kamen weiter voran und hatten eine große Anzahl an Kämpfern. Sie haben immer mehr Öl für den Export über die Türkei erhalten. Aber nach der russischen Einmischung hat sich das von den Terroristen kontrollierte Territorium verringert. Die Fakten sprechen für sich: Die Russen haben das Gleichgewicht der Bodenkräfte zu Ungunsten der Terroristen verändert“, sagte der syrische Präsident abschließend.
Assad: So muss man radikalen Islamismus vernichten
Um islamischen Radikalismus erfolgreich zu bekämpfen, müssen vor allem dessen Finanzquellen in Saudi-Arabien trockengelegt werden. Dies erläuterte der syrische Präsident Baschar al-Assad im Interview mit der russischen Zeitung Komsomolskaja Prawda.
„Das Wichtigste ist, den Geldfluss von der saudischen Regierung sowie ihrer NRO und Institute zu stoppen, die die Ideologie der Wahhabiten (Ideologie der Krieger für die reine Lehre des Islam – Anm. d. Red.) auf der ganzen Welt verbreiten. Man kann nicht sagen, dass man diese Ideologie bekämpfen will und es gleichzeitig ihren Scheichs und Imams ermöglichen, diese dunkle Ideologie in ihrer Medrese (Schule für islamische Wissenschaften – Anm. d. Red.) zu propagieren“, so Assad.
Dabei betonte der syrische Staatschef, man könne die „ideologischen Kämpfer“ nur auf eine Weise bekämpfen, und zwar indem man diese vernichtet.
„Es gibt keine andere Methode. Sie brauchen keinen Dialog. Und es ist auch keine Zeit mehr für den Dialog. Wir müssen unsere Bürger beschützen und deshalb die Terroristen vernichten. Aber das ist nicht genug. Das erinnert an Videospiele, wo sie immer wieder auftauchen. Man tötet einen Kämpfer und schon erscheinen zehn neue. Und es gibt kein Ende“, so Assad weiter."
Quelle: Sputnik (Deutschland)