EU-Sozialdemokraten dringen auf europäische Investitionsoffensive
Die Europäische Union muss angesichts der neuen militärischen Bedrohungslage in Europa nach der Annäherung neuen US-Regierung an Russland deutlich mehr in ihre Verteidigungsfähigkeit investieren, aber auch in den gesellschaftlichen Zusammenhalt, die soziale Resilienz und die grüne Transformation. Das fordern vier Abgeordnete der Fraktion der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten (S&D) in einem gemeinsamen Gastbeitrag für die "Frankfurter Rundschau".
Die Autoren Tobias Cremer (SPD), Thijs Reuten (Niederlande, Partei der
Arbeit), Raphael Glucksmann (Frankreich, Sozialisten) und Sven Mikser
(Estland, Sozialdemokraten) sehen Europa "vor der größten militärischen
Bedrohung seit dem Zweiten Weltkrieg - und erstmals seit 80 Jahren ohne
die Gewissheit amerikanischer Sicherheitsgarantien", heißt es in der
"Frankfurter Rundschau".
In dieser "neuen geopolitischen
Realität" sei es die "erste Pflicht der Politik, die physische,
wirtschaftliche und soziale Sicherheit" der Bürger zu gewährleisten.
"Wir unterstützen daher nachdrücklich höhere Verteidigungsausgaben",
schreiben die EU-Parlamentarier in der "Frankfurter Rundschau": "Diese
Ausgaben müssen jedoch in eine umfassende Investitionsstrategie
eingebettet sein, die nicht nur die militärischen Fähigkeiten, sondern
auch die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit und soziale Resilienz
Europas stärkt."
Für die Verteidigung reiche der Nato-Richtwert
von zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) nicht aus, so der
Appell. Hinzukommen müssten gemeinsame Beschaffung, Reformen der
fragmentierten Verteidigungsindustrie und Innovationsförderung. Auch
müsse die Ukraine entschiedener unterstützt werden - "auch durch die
Nutzung eingefrorener russischer Vermögen", schreiben die EU-Politiker.
Sie
setzen sich zudem für entschiedene Investitionen "in Infrastruktur,
Wettbewerbsfähigkeit und soziale Resilienz" ein. Aber auch die grüne
Transformation sei "sicherheitspolitisch relevant". Erneuerbare
Energien, Energieeffizienz und Infrastruktursicherheit "sind essenziell
für eine unabhängige Energieversorgung".
Zur Finanzierung
sprechen sich die vier EU-Sozialdemokraten der "Frankfurter Rundschau"
zufolge dafür aus, dass Verteidigungsausgaben über zwei Prozent des BIP
von den Maastricht-Kriterien ausgenommen werden sollten. Ferner
plädieren sie für die Aufnahme europäischer Verteidigungsanleihen und
fordern eine "Friedenssteuer" auf Finanztransaktionen.
Schließlich
dringen die Politiker in der "Frankfurter Rundschau" darauf, dass
Europa angesichts des US-Rückzugs seine globalen Partnerschaften
intensivieren müsse, "insbesondere im Globalen Süden", und die
EU-Erweiterung vorangetrieben werden sollte. Dabei dürfe die EU nicht
von russlandfreundlichen Regierungen blockiert werden. Falls nötig,
müssten "Koalitionen der Willigen" entstehen, "auch mit
Nicht-EU-Partnern wie Großbritannien oder Norwegen".
Quelle: dts Nachrichtenagentur