IS-Erfolg in Syrien und im Irak hat Kanzleramt überrascht
Archivmeldung vom 08.09.2014
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtDas Erstarken der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) hat die deutschen Nachrichtendienste überrascht. "Die besondere Rolle, die der IS mittlerweile im Nordirak und in Syrien spielt, war nicht prognostizierbar", sagte der Staatssekretär im Bundeskanzleramt und Beauftragte für die Nachrichtendienste des Bundes, Klaus-Dieter Fritsche, der "Welt am Sonntag".
Aufgrund der Krisen in der Region sowie in der Ukraine arbeiteten die deutschen Sicherheitsbehörden nach Angaben von Fritsche derzeit "auf Hochtouren". Insbesondere die Erkenntnisse der Nachrichtendienste würden an Bedeutung gewinnen. "Ihre Informationen sind eine wichtige Basis für die Entscheidungen der Bundesregierung", erklärte Fritsche. Den Anstieg der Arbeitsbelastung belege zudem eine Übersicht der Anfragen, die an den Bundesnachrichtendienst (BND) gerichtet wurden.
Seit Sommer 2013 hat sich die Zahl der Berichte des Auslandsnachrichtendienstes an das Bundeskanzleramt zum Thema "Ukraine/Russland" nach Informationen der "Welt am Sonntag" verdoppelt. Die Menge der Mitteilungen zum Irak stieg innerhalb der vergangenen Wochen um ein Viertel.
Mit Blick auf den syrischen Bürgerkrieg liegt die Zahl der Berichte seit Jahren auf einem sehr hohen Niveau. Die schriftlichen Anfragen aus dem deutschen Bundestag hierzu stiegen im vergangenen Jahr um ein Drittel, die Unterrichtungen von Bundestagsabgeordneten haben sich beinahe verzehnfacht.
Bericht: Zwei Deutsche in der Gewalt der IS
Die islamistische Terror-Organisation Islamischer Staat (IS) hält zwei Deutsche in ihrer Gewalt. Demnach soll es sich bei den Geiseln laut Sicherheitsbehörden um frühere Salafisten handeln, die geschockt durch die Gräueltaten des IS in die Bundesrepublik zurückkehren wollten, berichtet das Nachrichtenmagazin "Focus".
Die Deutschen sollen zusammen mit fünf Briten, drei Franzosen und zwei Belgiern in einem Folter-Gefängnis in der syrischen Stadt Rakka festgehalten werden. Andere Häftlinge stammen aus arabischen und asiatischen Ländern. In den Augen des IS gelten sie als Verräter, die den Tod verdient haben.
Justizbehörden gehen inzwischen von 500 radikal-islamischen Kämpfern, die von Deutschland nach Syrien gereist sind. Etwa 40 von ihnen sollen ums Leben gekommen sein. Nach Berechnungen der Geheimdienste kämpfen rund 3500 Europäer zurzeit unter dem schwarzen IS-Banner.
Verteidigungsministerium zweifelt an Sieg über IS allein im Irak
Experten des Bundesverteidigungsministeriums glauben nicht daran, dass die radikal-sunnitische Gruppierung "Islamischer Staat" gestoppt werden kann, wenn sie nur im Irak bekämpft wird. "Eine Bekämpfung des IS ausschließlich im Irak wird vermutlich keine nachhaltige Schwächung herbeiführen, da umfangreiche Rückzugs- und Operationsräume in Syrien liegen", schreiben Fachleute der Abteilung "Strategie und Einsatz" in einem internen Bericht, der dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" vorliegt. "Dies wirft die Frage nach dem weiteren Umgang mit dem Assad-Regime auf."
Mittlerweile zählten rund 15.000 Kämpfer zum Kern des IS, darunter 6000 mit guter militärischer Ausbildung, so der Bericht weiter. Die Terroristen entwickeln sich "zu einem zunehmend destabilisierenden Faktor für die gesamte Region bis nach Nordafrika".
US-Luftwaffe fliegt neue Angriffe im Irak
Die US-Luftwaffe hat am Wochenende neue Angriffe auf Stellungen des "Islamischen Staates" im Norden und Westen des Iraks geflogen. Die Ziele sollen in der Umgebung des Haditha-Staudammes und um die Stadt Arbil gelegen haben, berichtet die "Voice of America". Kurdische Milizen, die in enger Abstimmung mit den USA gegen das Kalifat vorgehen, nutzten die Angriffe für Geländegewinne.
Die US-Luftunterstützung mache einen "großen Unterschied", so ein Sprecher. Man habe einen wichtigen Berg eingenommen, dessen Eroberungen wichtig für die Befreiung der irakischen Metropole Mossul sein soll. Mit den Angriffen auf IS-Stellungen am Haditha-Damm soll verhindert werden, dass der Damm den Milizen in die Hände fällt.
Quelle: dts Nachrichtenagentur