Umfrage: Westliche Kritik an Russland zielt auf Zerfall des Landes ab
Archivmeldung vom 29.10.2014
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie überwiegende Mehrheit der Bürger Russlands (87 Prozent) sind der Meinung, dass sich die Kritik des Westens an Russland mit der unabhängigen Politik des russischen Präsidenten Wladimir Putin erklären lässt und zum Ziel hat, die Situation in Russland zu destabilisieren. Das ergab, wie die Nachrichtenagentur RIA Novosti berichtet, eine Umfrage des russischen Meinungsforschungszentrums (WZIOM).
Weiter heißt es im Bericht bei Radio "Stimme Russlands": "Die überwiegende Mehrheit der Bürger Russlands (87 Prozent) sind der Meinung, dass sich die Kritik des Westens an Russland mit der unabhängigen Politik des russischen Präsidenten Wladimir Putin erklären lässt und zum Ziel hat, die Situation in Russland zu destabilisieren. Das ergab eine Umfrage des russischen Meinungsforschungszentrums (WZIOM).
Nach Angaben der Forscher haben 52 Prozent der Befragten kritische Bemerkungen westlicher Politiker über den russischen Präsidenten in Zeitungen, im Fernsehen oder im Internet angetroffen. Das gilt eher für ausländische Massenmedien als für andere Informationsquellen (60 bzw. 48 Prozent).
Die meisten Befragten (87 Prozent) werten solche Äußerung im Großen und Ganzen als unbegründet. Ebenso viele sind überzeugt, dass die genannten Bemerkungen auf die unabhängige Politik Putins zurückzuführen sind. Nach Ansicht von 87 Prozent der Befragten zielt die Kritik an Russland und seiner Staatsführung darauf ab, die Situation im Land zu destabilisieren. Nur vier Prozent sind der Meinung, dass diese Äußerungen auf eine Verbesserung der Lage gerichtet sind. Weitere 82 Prozent sind überzeugt, dass die Kritiker Putins den Zerfall des russischen Staates anstreben.
Die Bürger Russlands bedienen sich ausländischer Massenmedien heute öfter als vor fünf Jahren. 37 Prozent der Bürger schöpfen jetzt Informationen aus ausländischen Medien gegenüber 29 Prozent im Jahr 2009. Nach neuesten Angaben werden Auslandsnachrichten täglich von 15 Prozent, mehrmals pro Woche von zehn Prozent, zwei- bis dreimal im Monat von acht Prozent und mehrmals im Jahr von vier Prozent gesehen oder gelesen. 62 Prozent der Befragten (gegenüber 71 Prozent im Jahr 2009) lehnen ausländische Informationsquellen ab.
Zwei Drittel der Nutzer ausländischer Medien (68 Prozent) glauben, voreingenommene Berichte zu erhalten. Diesen Standpunkt vertreten vor allem die Befragten mit einem hohen Einkommen (79 Prozent). Ihnen folgen Einwohner von Moskau und St. Petersburg (75 Prozent) und Hochschulstudenten (73 Prozent).
Die Umfrage wurde am 25. und 26. Oktober unter 1.600 Menschen aus 130 Ortschaften in 42 Gebieten, Regionen und Republiken Russlands durchgeführt.
Der Westen und der Hype um Putin
Russlands Präsident Wladimir Putin hat beim Diskussionsforum Waldai in Sotschi klare, aber auch unerwartet offene Worte gewählt. Dabei wurde erneut deutlich, welch wichtige Rolle Putin bei der Gestaltung Russlands spielt, schreibt die „Rossijskaja Gaseta“ am Mittwoch.
Putins Auftritt in Sotschi veranlasste die westlichen Partner erneut dazu, von einer Personifizierung der Macht in Russland zu sprechen. Doch für die russische Gesellschaft war es eher ein Signal dafür, dass der Staat trotz zunehmender Wirtschaftsprobleme Herr der Lage ist und die negativen Auswirkungen für Russland steuern will.
Die Zuspitzung zwischen Russland und dem Westen wird von vielen auf die Ukraine-Krise zurückgeführt. Doch viele irren sich, wenn sie behaupten, dass sich die Beziehungen mit dem Westen normalisieren, weil jetzt an einer Lösung der Ukraine-Krise gearbeitet wird. Sie denken, dass die strategische Partnerschaft in diesem Fall wiederaufgenommen sowie die auf Eis gelegten Energie- und High-Tech-Projekte und ein normaler Dialog über die globale Sicherheits- und Finanzarchitektur wiederbelebt werden.
Doch ein Blick auf die Geschichte des Dialogs zwischen Russland und dem Westen in den vergangenen 20 Jahren genügt, um zu verstehen, dass die kurzfristigen Perioden einer erzwungenen Zusammenarbeit nur Silberstreifen in der dauerhaft und gezielten Zerrüttung der Beziehungen waren, mit der Russland ohne Beachtung seiner Interessen langfristig an den Rand gedrängt werden sollte. Die Bosnien-Krise (1995), die Bombenangriffe auf Belgrad und die erste Nato-Erweiterung (1999), die Aufkündigung des Raketenabwehrabkommens aus den 1970er- Jahren (2001-2002), die Kontroversen um die Irak-Invasion (2003), die Überschreitung des Mandats der UN-Resolution zu Libyen trotz der Proteste Russlands und Chinas (2011), die Syrien-Krise (2013) und die Ukraine-Krise (2014). Das sind die markantesten Punkte der kontinuierlichen Verschlechterung der Beziehungen.
Mit der Rückkehr Putins in den Kreml betonen die Eliten der westlichen Politik und Medien immer wieder, dass ein vollwertiger Dialog mit den russischen Behörden unter Putin unmöglich sei. Es stellt sich die Frage, ob die westlichen Entscheidungsträger von Putin als durchsetzungsfähigem und charismatischem Politiker angesichts des Mangels an starken Köpfen im eigenen Lager beeindruckt sind, wodurch die Wahrnehmung Putins verzerrt wird? Oder handelt es sich um eine bewusste Diskreditierung Putins, um Russland zu schwächen und die Legitimität seiner Macht zu untergraben? Es geht wohl eher um die zweite These.
Das realpolitisch absolut verständliche resolute Vorgehen Moskaus zur Verteidigung seiner Interessen auf der Krim sorgte für weitere Spannungen im russisch-westlichen Dialog. Doch es handelt sich in der Tat um eine Krise zwischen Russland und dem Westen, die seit der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre andauert.
Mit der Ausweitung der Ukraine-Krise reagierten viele westliche Medien mit Hysterie auf die Person Putin. Seit März gehört Putin zu den Dauerthemen von renommierten Zeitungen und Magazinen wie „Time“ bis „The Independent“ über „The Economist“. In dem Informationskrieg gegen Russland ist es jedoch schwer möglich, die Realität zu sehen. Die Russen, die seit jeher an äußere Bedrohungen gewöhnt sind, wollen immer willensstarke Politiker an der Machtspitze. Auch im Westen standen ähnliche durchsetzungsfähige Persönlichkeiten an der Macht (Roosevelt, Churchill, De Gaulle). Später kamen die Bürokraten in Mode, weil es im Westen keine Aufgaben mehr gab, bei denen Willensstärke entscheidend ist."
Quelle: RIA Novosti - online Redaktion Radio „Stimme Russlands"