Auswärtiges Amt verfehlt Ziele der feministischen Außenpolitik
Archivmeldung vom 09.12.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDas Auswärtige Amt hat die Ziele seiner im März 2023 verabschiedeten Leitlinien zur feministischen Außenpolitik im eigenen Haus bisher noch nicht erreicht. Das berichtet die "Welt am Sonntag".
Damals wurde als Ziel formuliert, 85 Prozent der neuen Fördermittel bis
Ende der Legislaturperiode an "gendersensible" Projekte zu vergeben,
also an solche, die die Bedürfnisse aller Geschlechter gleichermaßen
berücksichtigen. Wie laut Zeitung aus dem Auswärtigen Amt zu hören ist,
wurden mit Stand Anfang Dezember nur 65 Prozent erreicht.
Zusätzlich
ist in den Leitlinien definiert, acht Prozent der Fördermittel an
Projekte auszuzahlen, für die Gleichberechtigung das primäre Ziel
darstellt - bisher sind es 4,5 Prozent. Das Auswärtige Amt erwartet
aufgrund weiterer Zahlungen eine Erhöhung zum Jahresende. Niklas Balbon,
der am Global Public Policy Institut in Berlin zur Umsetzung
feministischer Außenpolitik forscht, sieht bei der Maßnahme generell nur
einen begrenzten Effekt: "Es ist sehr einfach, Förderanträge so zu
schreiben, dass sie Frauen besonders berücksichtigen, in der praktischen
Umsetzung das Thema aber nicht ernst nehmen."
Ein weiteres Ziel
von Baerbocks feministischer Außenpolitik ist die Frauenförderung im
eigenen Haus. Zahlen, über die die "Welt am Sonntag" berichtet, zeigen
seit ihrem Amtsbeginn erste Fortschritte, zur paritätischen Verteilung
gibt es aber noch einen weiten Weg. So betrug Mitte 2021 der
Frauenanteil an Führungspositionen im höheren Dienst im In- und Ausland
23,5 Prozent, drei Jahre später sind es 31,8 Prozent. Damals wurde jede
fünfte Auslandsvertretung von einer Frau geleitet, aktuell ist es jede
Dritte.
Dabei sind die Bemühungen im Haus gewaltig: Die
Auswahlkommission für Bewerber etwa wird mit Blick auf "unbewusste
Vorurteile" geschult, wie es vom Auswärtigen Amt heißt. Auch werden in
den Auswahlverfahren die "Diversitätskompetenzen" der Bewerber geprüft
und Führungskräfte in Seminaren unter anderem zum Thema Gleichstellung
unterrichtet. Mitarbeiter, die von Diskriminierung, sexueller
Belästigung oder Mobbing am Arbeitsplatz betroffen sind, können sich
seit 2022 an eine spezielle Beschwerdestelle wenden.
Offen ist,
wie es mit den Strukturen nach einem Regierungswechsel weitergehen wird.
"Auch für die Union sind die spezifischen Bedürfnisse von Frauen und
Mädchen, gleiche Rechte, Zugang zu Ressourcen und Repräsentation ganz
wesentliche Ziele", sagte Annette Widmann-Mauz (CDU), Chefin der Frauen
Union, Berichterstatterin ihrer Fraktion für feministische Außenpolitik
im Auswärtigen Ausschuss und Gründungsmitglied des Parlamentskreises
"Feministische Außenpolitik". Erreicht würden diese aber "nur mit einer
pragmatischen, lösungsorientierten Außenpolitik, ohne ideologische
Überhöhung".
Quelle: dts Nachrichtenagentur