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Schlechte Ausrüstung, kein Funkkontakt: Deutscher Kämpfer spricht erstmals über Einsätze in der ukrainischen Fremdenlegion

Archivmeldung vom 13.09.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.09.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Kriegstrauma: Der per Gesetz legalisierte Mord an Mitmenschen ist und bleibt Mord an Mitmenschen. Die Seele der Soldaten nimmt immer Schaden (Symbolbild)
Kriegstrauma: Der per Gesetz legalisierte Mord an Mitmenschen ist und bleibt Mord an Mitmenschen. Die Seele der Soldaten nimmt immer Schaden (Symbolbild)

Bild: Eigenes Werk /OTT

Die Vorwürfe sind hart: Er sei in aussichtslose Missionen geschickt worden, die Ausrüstung sei mangelhaft und unzureichend gewesen. Das sagt Pascal F. über seine Einsätze in der ukrainischen Fremdenlegion dem NDR. Der ehemalige Zeitsoldat aus Nordrhein-Westfalen war in die Ukraine gereist, um dort als freiwilliger Kämpfer die Fremdenlegion zu unterstützen.

Er habe mit seiner Einheit, die allein aus ausländischen Kämpfern bestand, an Missionen teilgenommen, deren Ziel die Observation in umkämpften Gebieten gewesen sei.

Für solche Missionen sei die Truppe allerdings unzureichend ausgestattet gewesen, berichtet er Reportern von STRG_F (NDR/funk). Man habe den freiwilligen Soldaten nach Ankunft in der Ukraine, ein AK-Sturmgewehr mit fünf Magazinen sowie eine Pistole und ein Bajonett ausgehändigt. "Das ist wirklich nicht viel, dafür, dass man in einen Krieg ziehen soll", sagt Pascal F., der in der Bundeswehr bereits knapp vier Jahre als Zeitsoldat gedient hat. Man habe ja mitbekommen, was zu diesem Zeitpunkt aus dem Westen geschickt worden sei, meint Pascal F.

Auch seien nicht alle Freiwilligen, die vom ukrainischen Militär für Missionen zugelassen wurden, ausreichend kompetent gewesen. Bei einem Einsatz in Irpin, einer Vorstadt von Kiew, hatte Pascal F.s Truppe ihre Stellung aufgegeben, nachdem sie unter russischen Beschuss geraten war. Man habe sie plötzlich orten können, erklärt Pascal F., da der Gruppenführer zur Beschaffung neuer Akkus für Funkgeräte sein Smartphone eingesetzt habe. Er habe die Akkus bei einem Kameraden über WhatsApp angefragt.

Der dann lebensnotwendige Rückzug habe zudem unkoordiniert und nicht geschlossen stattgefunden. Pascal sei nicht darüber informiert und zunächst von der Einheit zurückgelassen worden. Er habe, diese in einem stundenlangen Marsch wieder einholen müssen.

Ein Einsatz auf einem Acker bei Cherson endete für einige Kameraden tödlich. Sie hätten für den Einsatz zu wenig Munition, Waffen und mangelhafte Funkgeräte gehabt, so Pascal F. weiter. Am Ende starben drei von sieben Soldaten aus seiner Einheit durch den Beschuss. Ein anderer wurde festgenommen und anschließend im russischen Fernsehen vorgeführt. Ihm droht nun die Todesstrafe. Ein weiterer Kamerad aus Pascals Einheit gilt bis heute offiziell als vermisst. Wie sich herausstellte, war die Stellung den russischen Kräften bereits bekannt, nur wenige Tage vorher geriet sie schon einmal unter russischem Beschuss. Pascal überlebte, brach den Einsatz ab und kehrte nach Deutschland zurück. Orts- und Zeitangaben von Pascals Fs. Schilderungen konnten verifiziert werden, seine Erzählungen sind plausibel, auch wenn nicht jedes Detail überprüfbar ist.

Auch die Zeitung Kiew Independent hatte bereits über schwere Vorwürfe gegen die Einheit, in der Pascal F. eingesetzt war, berichtet. Über ein Dutzend ehemalige und noch aktive Soldaten aus der Einheit hatten in einem 78-Seitigen Bericht über "Selbstmordmissionen" geklagt. Die Soldaten seien nur mangelhaft vorbereitet in eine aussichtslose Mission geschickt worden. Außerdem seien Waffen aus der Einheit verschwunden.

Diese und weitere Vorwürfe hatten die Soldaten auch gegenüber ukrainischen Ermittlern, dem Parlament und dem Büro von Präsident Selenskyj geäußert. Erst als sie dort offenbar keine Antwort erhielten, wandten sie sich an die Presse. Auf Anfrage von STRG_F äußerten sich weder das ukrainische Außen- noch das Verteidigungsministerium.

Quelle: NDR Norddeutscher Rundfunk (ots)


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