EU-Mitgliedstaaten gegen Abschwächung von Entwaldungsverordnung
Die EU-Mitgliedstaaten haben am Mittwoch einstimmig der Abschwächung der EU-Verordnung für entwaldungsfreie Produkte eine Absage erteilt. Nach Vorstellung der Mitgliedstaaten soll die Verordnung, wie von der EU-Kommission vorgeschlagen, erst am 30. Dezember 2025 für Großunternehmen und am 30. Juni 2026 für Kleinst- und Kleinunternehmen in Kraft treten.
Die Verordnung soll verhindern, dass für Produkte, die in die EU
eingeführt werden, Wälder abgeholzt werden. Unternehmen müssen künftig
nachweisen, dass in der EU verkaufte Produkte nicht von abgeholzten
Flächen stammen.
Im EU-Parlament setzte die EVP-Fraktion, der
auch CDU und CSU angehören, durch, dass die Kategorie
"Nicht-Risiko-Länder" eingeführt werden soll, für die deutlich
schwächere Vorschriften gelten sollen. Ohne die Stimmen von
AfD-Politikern hätte der Beschluss keine Mehrheit im EU-Parlament
erreicht.
Nach der Ablehnung der Vorschläge des EU-Parlaments
durch die Mitgliedstaaten ist nun das Parlament wieder am Zug. Zieht es
seine Änderungen zurück, kann der Anwendungsstart der Verordnung um ein
Jahr verschoben werden. Besteht es weiterhin auf den Änderungen, sind
weitere Verhandlungen nötig.
"Von den EU-Mitgliedstaaten geht
heute ein eindeutiges Signal in Richtung Europaparlament: Die
Änderungswünsche des EU-Parlaments stecken in einer Sackgasse", sagte
Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) zum Abstimmungsergebnis der
EU-Mitgliedstaaten. Schnellstmögliche Planungssicherheit für die
deutschen und europäischen Unternehmer sowie die Verwaltungen sei jetzt
das Gebot der Stunde. "Das EU-Parlament sollte im Trilog den Weg
freimachen für die von der Kommission zugesagte Verschiebung des
Anwendungsstarts."
Man brauche die zusätzliche Zeit, damit sich
alle angemessen auf die Anwendung dieser Verordnung vorbereiten können.
"Ansonsten drohen Lieferketten zu reißen mit fatalen Folgen für unsere
Versorgungsicherheit in der EU", sagte der Grünen-Politiker.
Die
Änderungsvorschläge des EU-Parlaments waren bei Naturschützern auf
scharfe Kritik gestoßen. "Neue Schlupflöcher, die ganze Regionen
pauschal und nach unsachlichen Kriterien von der Regulierung ausnehmen,
öffnen Tür und Tor für Betrug. Dies schafft Unsicherheiten für
Unternehmen, die längst in nachhaltige Lieferketten investiert haben",
sagte Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der Deutschen
Umwelthilfe. Statt die Vorreiter zu belohnen, würden diese damit
bestraft. "Die Glaubwürdigkeit der EU und der Schutz unserer Wälder
stehen auf dem Spiel."
Die Ernährungs- und
Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) schätzt, dass
zwischen 1990 und 2020 rund 420 Millionen Hektar Wald - eine Fläche
größer als die EU - durch Entwaldung verloren gegangen sind. Der
EU-Verbrauch macht etwa 10 Prozent der weltweiten Entwaldung aus. Palmöl
und vor allem für die Tierhaltung verwendetes Soja sind für mehr als
zwei Drittel davon verantwortlich.
Quelle: dts Nachrichtenagentur